Schutz vor IS-Terror in Schule und Kindergarten

Wiens Jugendanwalt Ercan Nik Nafs setzt auf Aufklärung.
Lehrer und Sozialarbeiter werden geschult, Extremismus zu erkennen.

Junge Menschen aus Österreich, die in Syrien in den Krieg ziehen und Moscheen, in denen sogenannte Gotteskrieger rekrutiert werden sollen – Extremismus in Zusammenhang mit der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) und vergleichbaren Gruppierungen macht zurzeit Schlagzeilen. Mit einem "Netzwerk zur Deradikalisierung und Prävention" will die Stadt Wien der problematischen Entwicklung nun entgegenwirken. Unter der Koordination der Kinder- und Jugendanwaltschaft (KJA) wird ein Früherkennungssystem in Schulen, Jugendzentren, Lehrwerkstätten und sogar in Kindergärten installiert.

Das Netzwerk bietet Schulungen für Pädagogen und Jugendarbeiter an. Das Angebot ergeht unter anderem an pädagogische Hochschulen und an den Stadtschulrat. "Es geht darum, zu erkennen, was noch pubertäres Verhalten oder Provokation ist und wo Extremismus beginnt", erklärt SPÖ-Landtagsabgeordnete Tanja Wehsely, Obfrau der Wiener Jugendzentren. Denn mit dem Auftreten der IS und ihren Rekrutierungsbemühungen gebe es "eine qualitative Veränderung des Phänomens Extremismus in Wien", betont der grüne Jugendsprecher Senol Akkilic. "Das wird zu einer Jugendkultur."

Null Toleranz

"Jetzt geht es in erster Linie um eine Bewusstseinsbildung", erläutert Kinder- und Jugendanwalt Ercan Nik Nafs. Das impliziere das Verstehen von einschlägigen Begriffen wie "Dschihad", "Scharia" oder "Kalifat" – und eine adäquate Auseinandersetzung damit.

Primäres Ziel sei es, Kinder zu schützen – sie zu informieren und durch Beziehungsarbeit zu überzeugen, betont Nik Nafs. Radikalen Tendenzen werde aber null Toleranz entgegen gebracht. Wo Extremismus als solcher zu erkennen sei, werde etwa der Verfassungsschutz eingeschaltet.

Damit das Netzwerk lückenlos ist, setzt die KJA auf die Zusammenarbeit mit den Magistratsabteilungen 11, 13 und 17 (Familie, Jugend bzw. Integration) und vor allem mit der Islamischen Glaubensgemeinschaft. Denn ein Großteil der muslimischen Gesellschaft sei von der zunehmenden Radikalisierung nicht betroffen und spreche sich vehement dagegen aus, betont Akkilic. Jene Moscheen, in denen rekrutiert werden soll, befinden sich nicht im Verband der Glaubensgemeinschaft.

Kritik äußern die Jugendarbeiter am Bund. Die geplante "De-Radikalisierungs-Hotline" und Beratungsstelle für besorgte Angehörige sei zwar gut. Es wäre aber problematisch, diese im Innenministerium – sprich: bei der Polizei – anzusiedeln. Stattdessen plädiert man fürs Familien- oder Außenministerium.

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