Verkehrskollaps bei Auto und Öffis

Verkehrskollaps bei Auto und Öffis
Serienunfälle und Regen sorgten für 20-Kilometer-Stau, 6000 Schnellbahn-Passagiere saßen fest.

Nichts ging mehr: Serienunfälle auf den Wiener Stadteinfahrten und der Tangente legten Donnerstagfrüh den Berufsverkehr aus dem Süden und Norden für Stunden lahm. Der Ö3-Verkehrsfunk warnte sogar vor einem Verkehrsstillstand.

Kurz nach 7 Uhr kollabierte zusätzlich – wie schon am Vortag – eine Oberleitung der Schnellbahn. Zwischen Wien-Mitte und Praterstern mussten Feuerwehr und Berufsrettung 300 Passagiere aus dem festgefahrenen Zug evakuieren. Und als Draufgabe streikte auch noch eine U-4-Garnitur im Bereich Schottenring (zu den aktuellen Verkehrsnachrichten)

Verkehrskollaps bei Auto und Öffis

Am schlimmsten traf es Einpendler aus dem Süden. Auf der Tangente krachten drei Pkw und ein Klein-Lkw auf Höhe Ausfahrt Simmering zusammen. Die Blech-Karawane staute sich auf der A 2 bis Traiskirchen. Selbst altgediente Verkehrsexperten wie Gerhard Koch vom ÖAMTC konnten sich an einen 20-Kilometer-Stau auf der „Süd“ nicht erinnern: „Rekordverdächtig ist diese Staulänge in jedem Fall.“

100.000 Kfz im Stau

Schließlich crashten Pkw zusätzlich auf den Ausweichrouten (S 1 bei Rannersdorf und A 3). Auch auf der Flughafen-Autobahn kollabierte bis Schwechat der Individualverkehr. Ein Unfall auf der Tangente, Fahrtrichtung Süden, legte die A 22 bis Strebersdorf lahm. Schätzungen der Autofahrerclubs sprachen von 90.000 bis 100.000 Kfz, die im Morgenchaos nicht mehr weiterkamen.

Verkehrskollaps bei Auto und Öffis
Riss Oberleitung S-Bahn Wien

Der seit Langem erste verregnete Morgen ließ Tausende Arbeitnehmer von Öffis auf den Pkw umsteigen. Marion Seidenberger, ÖAMTC-Verkehrspsychologin, bestätigt: „Bei Nässe und Dunkelheit fühlen sich viele im Auto besser aufgehoben. Bequemlichkeit spielt hier eine große Rolle. Wer die Wahl hat, der taktiert. Dauert’s länger, wird der Wagen bevorzugt.“

Auf der Stammstrecke der Schnellbahn war Donnerstagfrüh allerdings jede taktische Überlegung obsolet. Denn der dritte Oberleitungsbruch in zwei Tagen brachte die Bahnkunden auf die Palme. „Die Evakuierung des Zuges durch die Feuerwehr verlief ohne Probleme. Etwa 300 Passagiere erreichten zu Fuß die Station Wien-Mitte“, so Feuerwehrsprecher Christian Feiler.

Verkehrskollaps bei Auto und Öffis

Seitens der ÖBB sah man keinen Zusammenhang mit den Oberleitungs-Brüchen einen Tag zuvor. Sprecherin Sarah Nettl: „Oberleitungen werden alle vier bis fünf Jahre erneuert. Wir kennen die Ursachen noch nicht.“

Auf der Service-Seite der ÖBB machten sich die verärgerten Passagiere Luft. Tenor: „Teurere Tickets, aber desolate Infrastruktur im Pendlerbereich.“ Von den diversen Schnellbahnverspätungen bis zu 50 Minuten waren 6000 Fahrgäste betroffen.

Mehr zum Thema Verkehr lesen Sie unter Auto in Städten ein Auslaufmodell

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ÖBB Streckeninformation

Aktuelle Verkehrsnachrichten

Österreich wird zur Nation der Pendler. 37 Prozent der Berufstätigen sehen sich selbst als Pendler. Die häufigsten Gründe dafür sind fehlende Arbeitsplätze in Wohnortnähe (klassische Pendler), knapp gefolgt vom Wunsch einer ruhigeren Wohngegend oder einer größeren Immobilie (neue Pendler). Generell ist mit 84 Prozent die große Mehrheit bereit zu pendeln. Zu diesem Ergebnis kam eine Umfrage von ImmobilienScout24. Befragt wurden 519 Berufstätige in Österreich.

Allerdings schaffen es die öffentlichen Verkehrsmittel immer noch nicht – den Pkw auch nur ansatzweise – den Rang abzulaufen. Aktuell benutzen 58 Prozent der Befragten das eigene Auto für den täglichen Weg zur Arbeit. Liegt der Arbeitsplatz innerhalb der gleichen Stadt, fahren nur drei von zehn Arbeitnehmern mit den Öffis zum Job. Mit dem Fahrrad sind zehn Prozent unterwegs, 27 Prozent haben das Glück, zu Fuß den Arbeitsplatz erreichen zu können (wetterabhängig).

Könnten es sich die Bürger aussuchen, dann würde rund die Hälfte der Befragten gerne mit dem eigenen Auto zur Arbeit fahren, 28 Prozent mit den Öffis und 15 Prozent mit dem Fahrrad. Allerdings kommt der flexible Pendler verstärkt in Mode. Verschiedene Verkehrsträger werden immer häufiger für den Arbeitsweg genutzt. Saisonell hohen Spritpreisen oder Baustellen stehen unzuverlässige Öffis gegenüber. Die Entscheidung fällt gerne für das gerade schnellere und billigere Verkehrsmittel.

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