Schanigärten: Wirte in Zollergasse sollen das 20-Fache zahlen

Die Zollergasse ist eines der beliebtesten Schanigarten-Grätzel.
Neues Gesetz verteuert für mehrere Straßenzüge die Abgaben massiv.

Nach jahrelangem Hin und Her legte Wirtschaftsstadträtin Renate Brauner (SP) eine Reform der Schanigärten vor, die den Wirten einige Erleichterung bringen sollen. So können diese nun ganzjährig geöffnet werden, einst befristete Genehmigungen sind nun unbefristet und die Einführung von Gestaltungskonzepten bieten mehr Rechtssicherheit für die Wirte. Es gibt aber auch eine Kehrseite der Medaille – und die stößt den Wirtschaftsvertretern sauer auf.

Denn im Zuge der Reform wurden einige Straßen in neue Zonen eingeteilt, die Kosten für die Zonen selbst wurden erhöht. So kostet in der Zone 1 künftig jeder Quadratmeter Schanigarten 20 Euro pro Monat (früher 7,50 Euro).

Im Falle der Zollergasse in Neubau, die früher in der Zone 3 war und nur einen Euro pro Quadratmeter kostete, ist das eine Verzwanzigfachung der Preise. Die Reinprechtsdorfer Straße in Margareten rutschte in Zone 2, hier ist künftig das Zehnfache zu zahlen. "Das ist sachlich nicht gerechtfertigt", kritisiert Wirtschaftskammerdirektor Alexander Biach. So seien viele Schanigärten wirtschaftlich nicht führbar.

"Bisschen viel"

Die betroffenen Wirte in der Zollergasse erfuhren erst vom KURIER von der drohenden Mehrbelastung. "Wir haben schon jetzt in der Gastronomie sehr hohe Abgaben", sagt etwa Moritz Baier von den Lokalen "Liebling" und "Ganz Wien". Baier: "Was wir früher gezahlt haben, war wirklich etwas wenig, aber die plötzliche Verzwanzigfachung ist eine Frechheit." Den Schanigarten will er dennoch weiter offen halten, er hofft noch auf eine Reduktion der Preise. Simon Huber, Betreiber des Lokals "kaffemik" hingegen würde auf den Schanigarten verzichten. "Das kann ich mir nicht leisten." Aaron Friesz vom jahrelangen Platzhirschen "Café Europa" reagierte ungläubig: "Wir haben das Grätzel erst attraktiviert und dafür auch nichts bekommen." Derartige Maßnahmen würden es immer schwieriger machen, den Betrieb zu finanzieren. Am Lokal und Gastgarten will er ebenso wie Baier aber festhalten. "Ich glaube trotzdem an Europa", sagt er mit Augenzwinkern.

Bezirksvorsteher Thomas Blimlinger verweist zwar darauf, dass bisher sehr wenig für Schanigärten gezahlt wurde, will sich aber der Sache annehmen: "Ich werde anregen, dass man sich mit jenen Bezirken, die das stark betrifft, nochmals zusammensetzt."

Doch nicht nur die Preiserhöhungen stoßen der Kammer sauer auf. Auch die so genannten Versagensgründe, wegen denen Schanigärten nicht bewilligt werden können , seien "sehr schwammig" formuliert, kritisiert Biach. "Hier brauchen wir dringend mehr Klarheit."

Für die Stadt ist das neue Gesetz noch nicht in Stein gemeißelt "Es geht aber schon darum, zwischen der Nutzung des öffentlichen Raums und den Bedürfnissen der Wirtschaft abzuwägen", sagt ein Sprecher von Brauner. Dennoch werde man sich die Stellungnahmen der Wirtschaft und der Bezirke ansehen und könne im Detail noch etwas ändern.

Zeit bleibt nicht mehr viel: Im September soll über das neue Gesetz in Gemeinderat abgestimmt werden.

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