Rollstuhl-Überfall von Opfer vorgetäuscht

Rollstuhl-Überfall von Opfer vorgetäuscht
Videobilder überführten vermeintlich gehbehinderte Frau.

Die Aufregung unter vielen KURIER-Lesern war groß: Eine wehrlose Rollstuhlfahrerin soll Anfang April in der Thaliastraße nach einem Bankbesuch von zwei jugendlichen Burschen ausgeraubt worden sein. Jetzt stellt sich heraus: Das angebliche Opfer soll den Ermittlern ein Märchen aufgetischt und den Überfall frei erfunden haben.

Die neue Wende in dem Fall ergab sich nach Auswertung von Überwachungsvideos der Bank. "Die Ermittler trauten ihren Augen nicht, als sie das angebliche Opfer zu Fuß in die Bank gehen sahen, um ihre Bankgeschäft zu erledigen", so die Polizei in einer Aussendung. Der Verdacht lag nun nahe, dass Gabriela S. bei der Vernehmung nicht die Wahrheit zu Protokoll gegeben hatte.

Spendenkonto

Die Kriminalbeamten luden das vermeintliche Raubopfer erneut vor - und die angeblich gehbehinderte Frau führte ihr Spielchen weiter: Zur Vernehmung erschien sie erneut in einem elektrischen Rollstuhl. Erst als sie mit den Fotos der Überwachungskamera konfrontiert wurde, gab sie gegenüber den Ermittlern alles zu. Sie hatte den Überfall erfunden, um ihre ausstehenden Mietschulden bezahlen zu können. Der Plan ging auf: Als Reporter der Kronen Zeitung in der Wohnung bei Gabriela S. recherchierten, drückte sie gekonnt auf die Tränendrüse. "Fürs ganze Monat hab’ ich noch 20 Euro. Damit bekomme ich meinen Sohn und mich nicht durch“, soll sie gejammert haben. Also unterstützte die Zeitung die Frau mit 400 Euro, so die Erklärung der Redaktion. "Dieser Umstand trieb sie dazu, diese Lüge weiterhin aufrechtzuerhalten, um eventuell mehrere Zuwendungen zu erlangen", so die Polizei. Die Lüge ließ sich durch die eindeutigen Videobilder aber offenbar nicht mehr aufrechterhalten.

Bei der Opferhilfsorganisation Weißer Ring bestätigt man, dass auch ein Spendenkonto für die Frau eingerichtet wurde. "Insgesamt sind darauf 250 Euro eingegangen", sagt Geschäftsführerin Marianne Gammer auf KURIER-Nachfrage. "Wir haben die Frau bei der Staatsanwaltschaft angezeigt und verlangen das Geld natürlich zurück."

Gegen Gabriela S. wird wegen einer möglichen Vortäuschung einer gerichtlich strafbaren Handlung ermittelt. Für sie gilt die Unschuldsvermutung. Die 42-Jährige hatte ursprünglich gegenüber Ermittlern erklärt, dass zwei 14 bis 15 Jahre alte Burschen sie am Heimweg zunächst um eine Zigarette gefragt hätten. Während sie in ihrer Tasche nach der Packung suchte, soll sich der zweite Jugendliche dann die Geldbörse geschnappt haben und mit der Beute davongelaufen sein. Der elektrische Rollstuhl dürfte der Frau gehören, allerdings habe sie diesen laut Polizei zumindest derzeit nicht medizinisch benötigt.

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