Roller Derby: Wo die wilden Frauen spielen

Roller Derby: Wo die wilden Frauen spielen
Auf Rollschuhen im dauernden Infight. Beim Sport der Rollergirls sind blaue Knie keine Seltenheit.

WarGina", die eigentlich Angela heißt, stülpt sich die Sternhaube über den Helm, schiebt sich den Gebissschutz in den Mund, geht in Startposition – Anpfiff! – und sprintet los. Die Rollschuhe klackern auf dem Boden, als die 29-Jährige im Kreis spurtet. "WarGina" hat die gegnerischen Blockerinnen vor sich fast schon erreicht. Doch sie drängen sie ab, stoßen sie zur Seite – und fahren dabei Runde um Runde im Kreis.

Die Sportart, bei der sich (großteils) Frauen auf klassischen Rollschuhen matchen und sich die "Blocker" nicht von den "Jammern" überholen lassen wollen, nennt sich "Roller Derby". Die Jammer kassieren bei jeder gegnerischen Blockerin, die sie überholen, Punkte. Abdrängen, Abschneiden, Ellbogen raus – all das ist erlaubt. Voller Körpereinsatz ist gefordert. Blaue Flecken und aufgeschundene Knie sind bei den Rollergirls daher keine Seltenheit.

Die Wiener Rollergirls sind Österreichs erste Roller-Derby-Mannschaft. Rund 40 Frauen zählt die 2011 gegründete Mannschaft. Trainiert wird zwei Mal wöchentlich in der Dusika Sport & Fun Halle im zweiten Gemeindebezirk.

1970er-Charme

Den Ursprung nahm die Sportart in den 1930er-Jahren in Chicago. Fernsehhits wie der Film "Rollerball" oder die Serie "The Roller Girls" verhalfen der Sportart in den 1970ern zu breiterer Bekanntheit. Seit den 2000er Jahren setzt sich der Sport auch in Europa durch. Roller-Derby-Trainerin Stephanie King ergänzt: "Selbst in Russland, Kairo und Abu Dhabi gibt es mittlerweile Roller-Derby-Teams."

Beim Vienna Roller Derby kennt man Trainerin King allerdings nur unter dem Namen Gloria Hole. Verspielte, leicht anzügliche Spitznamen und farbenfrohe, ausgefallene Trikots gehören ebenso zum Sport wie Knie- und Ellbogenschoner oder der Gebissschutz.

Der Reiz an dem Sport? "Adrenalin, Anstrengung – und Spaß", sagt King. "Das Team", sagt WarGina. "Wir verstehen uns auch außerhalb des Trainings super." Das scheint nicht nur bei der Wiener Mannschaft der Fall zu sein: Gloria Hole aus Wisconsin beschloss erst dann, zu ihrem österreichischen Freund nach Wien zu ziehen, als sie wusste, dass es hier eine Roller-Derby-Mannschaft gab. Dasselbe gilt für Sandy Zunder, die aus Berlin kommt.

Dazu kommt: Weder Vorkenntnisse noch besondere Fähigkeiten sind für das Ausüben des Sports erforderlich. Es kann grundsätzlich jeder mitmachen. "Außer man ist ein Mann", räumt Schiedsrichter Fabien ein. Wer als Mann dabei sein will, dem bleibt nur der Job als Referee.

YouTube als Trainer

Gegnerinnen im eigenen Land gibt es kaum. Seit Kurzem gibt es ein zweites österreichisches Team in Salzburg. Gelernt wird von YouTube-Videos und bei Auslandsreisen. Vor Kurzem wurden die Rollergirls in das internationale Ausbildungsprogramm der "World Flat Track Derby Association" aufgenommen.

Ein Zuckerl, das bis dato keine andere Mannschaft in Europa hat: Die "Fearleaders", die männliche Cheerleader-Truppe der Rollergirls. Die sind bei Turnieren immer eine Attraktion.

Heimspiel
Am 7. Juni 2014 findet der nächste "Home Bout" der Vienna Roller-Derby-Mannschaft in Wien statt. Sie treten dabei gegen den französischen Roller Derby Metz Club an. Gespielt wird im Soccerdome in der Hoppsagasse (20. Bezirk)

Schnuppertag
Interessierte können am 25. Juni 2014 ins Goethegymnasium in der Astgasse (14. Bezirk) zum "Recruiting Day" kommen.

Internet
www.viennarollergirls.com

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