Renaissance des Wiener Weins

Renaissance des Wiener Weins
Der Wein aus der Bundeshauptstadt ist unter Weinkennern gefragter denn je.

Walter Kutscher hält große Stücke auf den Wiener Wein. Auf "Grüne Veltliner und Rieslinge im Spitzensegment" und auf den Gemischten Satz natürlich. Obwohl in Wien bloß etwa ein Prozent der österreichischen Weinmenge produziert wird, bräuchten sich die Top-Winzer mittlerweile nicht mehr vor den Kollegen aus NÖ, dem Burgenland und der Steiermark zu verstecken, meint der renommierte Sommelier.

"Der Grüne Veltliner X von Rainer Christ schafft es, mit den besten Wachauern mitzuhalten. Und auch am Rotwein-Sektor haben sich die Wiener etabliert: Der Pinot Noir von Fritz Wieninger oder der ,Antares‘ von Richard Zahel können mit den besten Rotweinen des Landes mitspielen", sagt Kutscher.

Das Stadt-Weingut Cobenzl habe unter der Leitung von Thomas Podsednik überhaupt "einen Quantensprung punkto Qualität" hingelegt. Und außerdem gebe es etliche kleinere Produzenten, die mit sehr guten Weinen aufzeigen, erklärt Kutscher. Als Beispiele führt er Norbert Walter, Karl Lentner, Roland Kroiss sowie die Weingüter Fuchs-Steinklammer und Hengel-Haselbrunner an.

WienWein

Der Höhenflug des Wiener Weins sei aber vor allem "WienWein" zu verdanken. Die Gruppe vereint mit Fritz Wieninger, Rainer Christ, Michael Edlmoser, Thomas Podsednik, Gerhard Lobner vom Weingut Mayer am Pfarrplatz und neuerdings Thomas Huber vom Traditionsheurigen Fuhrgassl-Huber einen Großteil der Wiener Leitbetriebe. Sowohl punkto Qualität als auch Quantität.

Diese sechs Winzer bewirtschaften etwa 40 Prozent der Wiener Rebfläche und sind – abgesehen von Richard Zahel (der nach "internen Differenzen" 2012 aus der WienWein-Gruppe ausstieg) und dem Weingut des Stifts Klosterneuburg – hauptverantwortlich für den Export. 2013 produzierten sie 1,2 Millionen Flaschen Wein. 280.000 davon wurden ins Ausland geliefert – in erster Linie in die USA, nach Japan und nach Deutschland.

WienWein läutete aber vor allem die Renaissance des Gemischten Satzes ein. "Der hatte früher eher den Ruf, etwas Minderwertiges zu sein", sagt Kutscher. Jetzt ist er dagegen in aller Munde. Nicht zuletzt, weil er seit dem Jahrgang 2013 die Herkunftsbezeichnung DAC trägt. Die Buchstaben stehen für "Districtus Austriae Controllatus" und kennzeichnen gebietstypische Weine.

Wo das gefragte Kürzel draufsteht, ist klar, was drin ist: Für einen "Wiener Gemischten Satz DAC" müssen zumindest drei weiße Qualitätsweine gemeinsam in einem Wiener Weingarten angepflanzt sein. Der Wein ist trocken, darf keinen stark wahrnehmbaren Holzeinsatz aufweisen und der Alkoholgehalt beträgt maximal 12,5 Volumsprozent.

Große Lagen

Während es in anderen DAC-Regionen auch noch die Kategorie "DAC Reserve" gibt, die mindestens 13 Prozent Alkohol aufweisen muss, hat man in Wien darauf bewusst verzichtet. Hier stellt man stattdessen die "DAC Lagenweine" in die Auslage.

Der Grund: "Wir wollen weg von der Zuckerpyramide. Alkohol alleine ist kein Qualitätskriterium. Viel wichtiger ist, welchen Einfluss das jeweilige Terroir auf die Weine hat", erklärt WienWein-Gründungsmitglied Fritz Wieninger.

Aus diesem Grund schwebt den Top-Winzern nun die sogenannte Lagenklassifizierung vor. Das bedeutet, dass Rebflächen nach ihrer Wertigkeit benannt werden. Im Vorbild-Land Frankreich klärt etwa die Bezeichnung "Grand Cru" den Konsumenten auf, dass es sich beim Wein aus einer besonders guten Lage um ein (wörtlich übersetzt) "Großes Gewächs" handelt. In Wien, wo sich der Weinbau im Wesentlichen auf Nußberg, Kahlenberg, Bisamberg und Maurerberg (Georgenberg) konzentriert, könnte dann etwa "Große Lage" oder "Erste Lage" auf dem Etikett von Top-Weinen stehen.

Das ist zurzeit zwar noch Vision, doch innerhalb der WienWein-Gruppe wird bereits die Basis dafür geschaffen. "Wie erstellen gerade Informationen über Geologie und Mikroklima jeder unserer Lagen", sagt Wieninger. Bis zu einer echten Klassifizierung sei es aber noch weit. Der Winzer geht von einem "zumindest zweijährigen Diskussionsprozess" aus. Für das Österreichische Wein-Marketing ist das System bis dato noch kein Thema.

Möglichkeiten, den Wiener Wein zu verkosten, gibt es einige. Die nächstliegende wäre die "6. Wiener Winzertour: Der Weinberg ruft!" am 25. und 26. April, jeweils von 15 bis 20 Uhr.

Dabei können die Gäste den Wein dort kennenlernen, wo er entsteht: Im Weingarten, im Keller und beim Heurigen – und dabei mit den Winzern fachsimpeln. Über den Jahrgang, über die Machart und den Charakter des Weines, über die optimale Trinktemperatur oder die beste Wein-und-Speisen-Kombination.

20 Betriebe im 19. und 21. Bezirk sind diesmal mit dabei: Vom kleinen Geheimtipp über ambitionierte Nebenerwerbswinzer bis zu renommierten Betrieben, wie dem Stadt-Weingut Cobenzl.

Für fünf Euro pro Weinbaubetrieb können ausgewählte Weine verkostet werden. Ein Großteil der Betriebe ist mit den Öffis erreichbar.

Zu verkosten sind die Wiener Weine aber auch auf der VieVinum von 14. bis 16. Juni in der Hofburg.

Kommentare