Realsatire: ÖBB schickten Fahrgäste im Kreis

Hauptbahnhof Wien: ÖBB-Mitarbeiter schickte Fahrgäste wegen Gutscheins im Kreis.
Nach Verspätung wurde Bahnkunden Gutschein versprochen, nur der Schalter war zu.

Die ÖBB konnten zuletzt eine Erfolgsbilanz auf den Tisch legen. Doch nicht immer glänzt in dem Unternehmen alles. Fehler des Personals sorgen immer wieder für Aufregung.

Für Zündstoff sorgte jetzt eine Realsatire, die sich am 31. Juli ereignet hat. Aufgrund eines Stromausfalls durch Blitzschlag hatte der Zug von Graz nach Wien-Hauptbahnhof eine Stunde und 45 Minuten Verspätung. Das wurde sogar im Zug am Grazer Bahnhof durchgesagt. Die Schaffnerin teilte via Lautsprecher mit, dass sich jeder Fahrgast einen Acht-Euro-Gutschein als Entschädigung abholen könne.

Ein Fahrgast, er wollte anonym bleiben, erklärte die Situation: "Ich bat die Dame um so einen Gutschein, doch das war ihr zu aufwendig. Sie verwies mich auf das Reisezentrum am Wiener Hauptbahnhof." Als der ÖBB-Kunde daran zweifelte, ob das Reisezentrum um 22.30 Uhr noch offen habe, antwortete die Schaffnerin mit einem bestimmten "sicher haben die Kollegen geöffnet".

In Wien angekommen stand der mittlerweile verärgerte Bahnkunde – wie erwartet – vor verschlossenen Türen. Jetzt führte die nächtliche Schnitzeljagd für den Acht-Euro-Gutschein zum ÖBB-Info-Point. Dort warteten bereits mehrere aufgebrachte Leidensgenossen. "Der ÖBB-Mitarbeiter gab uns weder den Gutschein noch eine Bestätigung betreffend der Verspätung."

Acht Tage Funkstille

Noch in der Nacht schrieb KURIER-Leser Herr K. dem ÖBB-Kundendienst ein Mail über die erlebte Posse. "Acht Tage lang herrschte Funkstille. Dann rief ich an", erzählt Herr K. "Schließlich wurde mir mitgeteilt, dass Entschädigungs-Gutscheine eine reine Kulanzlösung, diese aber nach 24 Stunden nicht mehr gültig seien. Und demnach sei die Frist nach acht Tagen eben verstrichen." Ist das etwa der Kundendienst der ÖBB? Alles leere Versprechungen, so der verständliche Ärger von Herrn K.

Seitens der Agentur für Passagier- und Fahrgastrechte wurde bestätigt, dass eine 25-prozentige Entschädigung bei einer Verspätung von 105 Minuten laut EU-Richtlinie verbindlich ist. Von einer Kulanzlösung könne also keine Rede sein. Und schon gar nicht von einer zeitlichen Begrenzung.

ÖBB-Konzernsprecher Michael Braun kalmiert nicht: "Leider sind da zwei Fehler zusammengekommen. Der Mitarbeiter am Info-Point hätte die Verspätungs-Bestätigung ausstellen müssen. Wegen der nicht vorhandenen Bestätigung kam es beim Telefon-Kontakt zur falschen Auskunft. Ganz klar unser Fehler, das tut uns leid." Die verärgerten Passagiere – sie müssen sich bei den ÖBB melden – erhalten die 25-prozentige Entschädigung und als Draufgabe ein Paket mit Bio-Spezialitäten aus dem Waldviertel.

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