Rapid-Capos: "Dort hätte es Tote geben können"

Politik und Klubs kündigen "null Toleranz" gegen Hooligans, Rechtsradikale und Rassisten in den Stadien an.
Zwei Grün-Weiße über Gewalt, Rassismus und die Zukunft der neuen Fan-Generation.

Über Fußball zu reden gehört dieser Tage zum guten Ton. Heute Nacht steht der Weltmeister fest. Salonfähige Gespräche über Technik, Taktik und Tackling sind bald vergessen. Der Fußball-Alltag wird in sechs Tagen mit der Kicker-Meisterschaft angepfiffen. Politik und Klubs kündigen "null Toleranz" gegen Hooligans, Rechtsradikale und Rassisten in den Stadien an. Im Fokus stehen gewaltbereite Fans der Wiener Traditionsvereine Rapid und Austria. Während Violett ein Interview ablehnte, stellten sich zwei Capos der Grün-Weißen zur Verfügung. Roland K., 51, er gründete 1988 die berüchtigten Ultras, sowie Johann J., 50, eine Legende des Fan-Klubs Speising, im KURIER-Gespräch.

Rapid-Capos: "Dort hätte es Tote geben können"
KURIER: Rapid muss zwei Jahre lang ins Happel-Oval im Prater ausweichen, bis das neue Stadion in Hütteldorf steht. Potenzial für Krawalle?

Roland K., Johann J.: Das werden zwei harte Jahre. Dort fehlt die Atmosphäre. Bei sportlichem Misserfolg könnte der traditionsbewusste Anhang nervös werden.

Stichwort Nervosität. Platzsturm 2011, Schlägerei mit Austrianern am Westbahnhof, Straßenschlacht mit der Polizei beim Freundschaftsspiel gegen Nürnberg und die Attacke auf Austria-Nachwuchsspieler Grubeck. Warum diese Aggression?

Roland K.: Ich bin heute ein alter Mann. Früher waren die Leute leichter zu steuern. Jede Generation geht ihren eigenen Weg.

Johann J.: Alles hat seinen Auslöser. Beim Platzsturm fehlte der sportliche Erfolg, und das Präsidium machte Fehler. Wir wurden als asoziale Geschwüre beschimpft. Im Vorfeld des Westbahnhofs brachen Austrianer einem Kollegen mit einer Eisenstange die Kniescheibe. Wir mussten Farbe bekennen. Beim Match gegen Nürnberg provozierte die Polizei. Sogar Kinder wurden mit Pfefferspray attackiert. Und beim Fall Grubeck versuchten Austrianer, unsere Choreografie zu stehlen.

Roland K.: Es war auch eine Verwechslung. Spieler zu attackieren geht nicht.

Fußball wird, auch in Österreich, zum Ventil sozialer Probleme. Ein Nährboden für Rassismus?

Roland K., Johann J.: Was zu viel ist, ist zu viel. Würden die Migranten die Regeln einhalten, gäbe es keinen Rassismus. Aber die Politik vergisst auf die eigenen Leute. Es fehlt die Fairness gegenüber Österreichern.

Und der wachsende Rechtsradikalismus?

Roland K., Johann J.:Fragen Sie die Austrianer. Das ist die richtige Adresse.

Neutrale Beobachter gewinnen den Eindruck, dass gewisse Fan-Gruppen nur auf den Platz gehen, um Randale zu provozieren. Ist der Sport zweitrangig?

Roland K. Schauen Sie in einen Fußball-Käfig. Da spielen nur noch Ausländer. Der Fußball stirbt aus. Darüber sollte die Politik nachdenken.

Bei Auswärtsspielen im Europacup gab es wüste Ausschreitungen, die Schlagzeilen machten. War der Rapid-Anhang auch hier wieder das Opfer?

Johann J.: In Saloniki wurden Molotowcocktails gegen uns geworfen. Darin waren Eisensplitter. Die Polizei hat die griechischen Hooligans kaum gebremst. Dort hätte es Tote geben können.

Gibt es diese über das Internet ausgemachten Raufereien, etwa im Prater, wirklich?

Roland K.: Das Internet ist ein Fluch. Ja, es gibt sie, aber wer am Boden liegt, ist tabu.

Was erwarten Sie von der kommenden Saison?

Johann J., Roland K.: Rapid ist professioneller geführt, das ist gut. Wir fordern einen Runden Tisch im Innenministerium.

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