Weitere katholische Pfarrkirche wird verschenkt

Maria vom Berge Karmel geht an die syrisch-orthodoxe Kirche
"Maria vom Berge Karmel" wird mit Jahresende an die syrisch-orthodoxe Gemeinde übergeben.

Nach der Pfarrkirche Neulerchenfeld in Ottakring wird nun binnen kurzer Zeit eine weitere katholische Kirche verschenkt. Die Pfarrkirche "Maria vom Berge Karmel" am Stefan-Fadinger-Platz in Wien-Favoriten geht mit Jahresende an die syrisch-orthodoxe Gemeinde. Diese wird sowohl die Kirche als auch das Kloster und den Garten übernehmen, gab die Erzdiözese Wien am Montag bekannt. Die bestehende katholische Gemeinde soll mit drei weiteren Pfarren zusammengeschlossen werden. In der Gemeinde zeigt man sich sehr enttäuscht.

"Unsere Pfarre Maria vom Berge Karmel wird aufgelöst, die Kirche, für viele Menschen seit Jahrzehnten ein ganz wichtiges Stück Heimat, Teil der Identität, Grab und Erinnerungsstätte an die Bombenopfer vom Februar 1945 – all das wird uns genommen und niemand hilft uns", heißt es in der Fronleichnamspredigt. "Wir 5 Priester vom Stefan Fadinger Platz bekamen nicht einmal einen Termin, um unserem Erzbischof in sachlicher Form unsere Sicht der Dinge und unsere Argumente vorzutragen. Kein Wunder, wenn diese Ereignisse von viel Enttäuschung und Bitterkeit begleitet werden."

Die Pfarrkirche gehörte bisher der Ordensgemeinschaft der "Beschuhten Karmeliten" gehört, die sich aufgrund von Personalmangel allerdings schon vor Jahren aus der Pfarre zurückgezogen haben. Die Kirche wurde aber weiterhin der Erzdiözese zur Verfügung gestellt. Jetzt muss der Orden auch das Gebäude aufgeben, die Liegenschaft wird an die für Österreich zuständige syrisch-orthodoxe Metropolie.

Kindergarten bleibt

Die Einrichtungen der Pfarre sowie der großen philippinischen Gemeinde wie etwa der Kindergarten bleiben bestehen. Die Pfarre selbst soll dann im kommenden Jahr mit der Pfarre zu den Heiligen Aposteln, der Pfarre Salvator am Wienerfeld, der Pfarre Franz von Sales und der philippinischen Gemeinde zusammengeschlossen werden und eine sogenannte "Pfarre Neu" bilden.

"Mir ist es ein großes Anliegen, dass Gebäude, die nicht mehr erhalten werden können, christliche Gotteshäuser bleiben. Daher freue ich mich, dass die Beschuhten Karmeliten die Kirche an einen solchen Nachfolger übergeben", wird Kardinal Christoph Schönborn zitiert.

Kahlschlag

Als Basis für das Projekt "Pfarre neu" dient ein Kahlschlag bei den Pfarren. Im Zeitraum von acht Jahren wollen die Kirchen-Manager die Infrastruktur von 660 Pfarren – um über die Hälfte – auf etwa 300 herunterfahren. Als Auslöser für den Sparkurs gelten Priestermangel, der Schwund an Gläubigen, die demografische Entwicklung des Kirchenvolkes sowie die hohen Kosten zur Erhaltung der Infrastruktur.

Es ist allerdings nicht die erste Pfarrkirche, die den Besitzer wechselt. Bereits 1974 wurde die alte Lainzer Pfarrkirche (heute: St. Efrem) an die syrisch-orthodoxe Gemeinde übergeben, jüngst Zeit erhielt etwa die rumänisch-orthodoxe Gemeinschaft die Kirche St. Anton in der Pouthongasse. Für gröbere Proteste sorgte hingegen die Schenkung der Neulerchenfelder Kirche an die serbisch-orthodoxe Gemeinde im Mai dieses Jahres.

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