„Parteien-Hickhack hilft den Zieseln überhaupt nicht“

Die streng geschützten Ziesel beschäftigen den Gemeinderat.
Rüdiger Maresch, Umweltsprecher der Wiener Grünen, über geschützte Nager, FPÖ und die EU.

Wohnbau und Artenschutz seien vereinbar, betonten der grüne Umweltsprecher Rüdiger Maresch und sein SPÖ-Pendant Erich Valentin im Sonder-Umweltausschuss zum Thema Ziesel. Dass ausgerechnet die Grünen als Öko-Partei die geplante Errichtung von 950 Wohnungen beim Stammersdorfer Heeresspital nicht kategorisch ablehnen, sorgt bei Projektgegnern für Verwunderung.

„Parteien-Hickhack hilft den Zieseln überhaupt nicht“
Verkehr in Wien, Round Table, Ringstraße, Rüdiger Maresch(Grüne)
KURIER: Herr Maresch, so mancher Ziesel-Fan ätzt, sie wären wohl neuer Pressesprecher von SPÖ-Umweltstadträtin Ulli Sima. Machen die Grünen punkto Ablehnung von Bauarbeiten auf dem Zieselareal gerade eine Kehrtwendung?
Rüdiger Maresch: Nein. Natur- und Artenschutz sind ganz wichtige grüne Anliegen. In einer stark wachsenden Stadt, wie Wien, darf der Artenschutz nicht zu kurz kommen. Deshalb betonen wir immer wieder: Wo Ziesel leben, darf nicht gebaut werden. Und wo sie abgewandert sind, darf mit einem naturschutzrechtlichen Bescheid gebaut werden.

Aber wusste man nicht, dass auf dem Gelände Ziesel leben, als die Fläche für den Wohnbau gewidmet wurde?
Das ist ein Streitpunkt. Beim Heeresspital gab es schon früher sehr viele Ziesel, die sich nach dem Ende des Intensivackerbaus auf besagtem Grundstück ausgebreitet haben. Selbst, wenn das zum Zeitpunkt der Umwidmung noch nicht der Fall gewesen sein sollte, haben wir Grünen der Umwidmung nicht zugestimmt – weil diese Ausbreitung absehbar war. (Laut MA22 siedelten sich die Nager erst nach der Umwidmung an, Anm.)

Die Floridsdorfer Grünen sind nicht glücklich über die Einstellung der Landesgrünen. Sie fordern – genau wie FPÖ und Neos – eine artenschutzrechtliche Überprüfung des geplanten Bauprojekts, quasi eine UVP.
Wir haben bereits darüber geredet und wir respektieren, dass es da zwei verschiedene Meinungen gibt.

Jetzt bekommen Ihre Parteifreunde aber ungewöhnliche Unterstützung: Der blaue Umweltsprecher Udo Guggenbichler will heute im Gemeinderat den grünen Antrag erneut einbringen. Werdet Ihr ihm zustimmen?
Nein. Aber wir werden darauf achten, dass das artenschutzrechtliche Ziesel-Monitoring funktioniert. Der FPÖ geht es bloß darum billiges politisches Kleingeld zu schlagen und die Stadtregierung zu stürzen. Aber dieses Parteien-Hickhack hilft den Zieseln überhaupt nicht.

War es klug, das Gelände beim Heeresspital für Wohnbau zu widmen? Was halten Sie davon, den Bauträgern Ersatzflächen anzubieten?
Aus der Sicht einer Öko-Partei ist es unvernünftig, dort zu bauen. Aber die Bauträger haben das Grundstück gekauft und wollen dort bauen. Das ist auch der Grund, warum wir keine Ersatzflächen anbieten können: der Grund gehört uns nicht.

Kritiker der Baupläne verweisen gern auf ein EU-Prüfverfahren im Bezug auf die Stammersdorfer Ziesel. Die Floridsdorfer Grünen appellieren, dort nicht zu bauen, bis es ein Ergebnis gibt, damit man keine Strafzahlung an die EU riskiert.
In dem Fall würde ich mich nicht auf die EU verlassen, sondern auf die Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie und das Wiener Naturschutzgesetz – und das besagt: wo Ziesel leben, darf nicht gebaut werden. (Laut MA22 gibt es kein Verfahren, sondern bloß eine freiwillige Kooperation mit der EU. Im Bezug auf Stammersdorf habe diese seit zweieinhalb Jahren keine Empfehlung mehr abgegeben, Anm.)

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