Opfer fürchtete sich vor Ost-Mafia

Mitarbeiter der Spurensicherung am Ort des Geschehens.
Getöteter Politiker soll von Kriminellen auch bestohlen worden sein.

In Zlatko N.s Heimatgemeinde Mondsee ist die Bestürzung über den gewaltsamen Tod des SPÖ-Lokalpolitikers groß. Dass der 45-jährige Gemeinderat in der Nacht zum Samstag mit einem zweiten Mann in Wien-Ottakring nach einer Handgranaten-Explosion in einem Auto starb, scheint für Freunde und Bekannte unerklärlich. Auch, dass er mit zehn Benzinkanistern unterwegs war.

„Er war ein guter Mensch“, sagt Nachbarin Ana Rajkovic: „Wenn man Hilfe oder Geld brauchte, war der Zlatko sofort zur Stelle.“

Das für Montag angekündigte Obduktionsergebnis lässt übrigens auf sich warten. „Die Obduktion gestaltet sich schwierig, weil die Verletzungen so schwerwiegend waren“, heißt es von der Polizei. Es gelte zu klären, ob eventuell auch Stich- oder Schussverletzungen an beiden Leichen vorliegen.

Opfer fürchtete sich vor Ost-Mafia
Handgranatenopfer Zlatko Novakovic, Mondsee, OÖ

Lkw gestohlen

„Das passt so überhaupt nicht zu dem Bild, das ich vom Zlatko gewonnen hab“, sagt SP-Vizebürgermeister Franz Vockner. Der zweifache Familienvater sei ein liebenswerter, aufgeschlossener und gut integrierter Kollege gewesen. Dass er in illegale Machenschaften verstrickt war, sei schwer vorstellbar. „Er hat seit über zehn Jahren in Mondsee gelebt, in der Zeit gab es nicht die geringsten Andeutungen in diese Richtung.“

SP-Fraktionschef Christian Oberschmied erzählt, dass N. großen Wert darauf legte, dass beide Töchter brav lernen und eine gute Ausbildung genießen. „Er war sehr stolz, als Tochter Nena die Matura geschafft hat.“ Zlatko sei ein Familienmensch gewesen. Er habe im Ortszentrum eine Eigentumswohnung gekauft.

Opfer fürchtete sich vor Ost-Mafia
Wohnhaus von Zlatko Novakovic in der Freinbergerstraße 7 in Mondsee, OÖ

„Er war gelernter Maschinenbauschlosser, vor ein paar Jahren hat er eine kleine Transportfirma gegründet und sich selbstständig gemacht.“ Mit zwei eigenen Lkw habe er unter anderem Obst von Bulgarien oder aus Spanien transportiert. Auch in die Ex-Heimat Bosnien soll der orthodoxe Serbe Geschäftskontakte gehabt haben. Bei der Weihnachtsfeier erzählte Zlatko ihm aber von Problemen: „Er hat gesagt, dass ihm die Ost-Mafia einen Fahrer eingeschmuggelt hat. Der soll drei Wochen für ihn gearbeitet haben und dann mit seinem Lkw-Zug abgehauen sein.“ Für N. soll es nicht einfach gewesen sein, der Versicherung zu beweisen, dass er damit nichts zu tun hatte.

Opfer fürchtete sich vor Ost-Mafia
Vizebürgermeister Franz Vockner mit SPÖ Fraktionschef Christian Oberschmied, Mondsee, OÖ

Probleme

Nur ein schlichtes Türschild – ein weißes Blatt Papier mit winzigem Schriftzug – weist in einem Bürogebäude in Wals-Siezenheim auf den Sitz von N.s Transportfirma hin. Ein kleiner, angemieteter Raum, keine Fahrzeuge in der Garage, keine Mitarbeiter vor Ort. Gesehen habe man N. dort nur am Wochenende, um die Post abzuholen, heißt es. Zuletzt übrigens am Freitag gegen 17.30 Uhr, sagt eine Nachbarin. „Ich habe ihn durch ein Fenster im Erdgeschoß gesehen. Mir ist seltsam vorgekommen, dass kein Auto am Parkplatz war.“ N. dürfte dort abgeholt worden und am Abend nach Wien gefahren sein.Ob N. Kontakte in den Osten gehabt haben könnte? „Es hat Probleme gegeben, weil er öfters junge Bosnier und Rumänen im Büro übernachten hat lassen. Sie haben die Waschbecken im Herren-WC für ihre Morgenhygiene benutzt, das hat ihm die Hausverwaltung untersagt. Danach hat manchmal jemand im Auto am Parkplatz geschlafen.“

Bilder von dem Unglücksort:

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