Omar Al-Rawi: "Ich werde nie ein Muslimbruder sein"

SP-Stadtentwicklungssprecher Al-Rawi nerven die FP-Vorwürfe.
Der irakischstämmige SP-Politiker habe Kontakt zu Salafisten, meint die FPÖ. Der spricht von Lügen und Hetze.

Nicht zum ersten Mal schießt sich die Wiener FP auf SP-Landtagsabgeordneten und Stadtentwicklungssprecher Omar Al-Rawi ein. Dessen Teilnahme an einer Pro-Gaza-Demo im Jahr 2010 sowie ein Foto, das ihn gemeinsam mit Salafisten zeige und "seine Nähe zur Muslimbruderschaft" belege, wären mit seinem politischen Amt unvereinbar, meint FP-Stadtrat David Lasar. Er fordert Al-Rawis Rücktritt.

Im Gespräch mit dem KURIER weist der SPÖ-Politiker sämtliche Vorwürfe – einmal mehr – zurück.

"Ich war nie ein Muslimbruder, ich bin keiner und werde nie einer sein", sagt der Sohn eines Irakers und einer Österreicherin. "Diese Vorwürfe gehen mir auf den Geist. Jeder, der so etwas behauptet, ist ein Lügner."

Besagte Demo habe sich gegen den israelischen Angriff auf eine Flotte mit Hilfsgütern für den Gazastreifen gerichtet, bei dem neun Menschen ums Leben kamen. Dass dort "Hitler, wach auf"-Plakate hochgehalten wurden – wie seine Kritikern behaupten – stimme nicht. "Und selbst wenn – dann hätte ich nichts dafür gekonnt."

Das Foto, das ihn gemeinsam mit Salafisten zeigen soll, sei zur Zeit des arabischen Frühlings bei einer Podiumsdiskussion des Ägyptischen Klubs in Wien entstanden, an der auch Mitglieder der ägyptischen Nour-Partei teilgenommen hätten. "Ich war aber weder Veranstalter, noch auf dem Podium. Ich war als Zuhörer dort, um mir einen Überblick zu verschaffen."

Linke Muslime

Die freiheitlichen Angriffe überraschen Al-Rawi nicht. Jemand, der sich erfolgreich für Integration einsetze, sei der FP "prinzipiell ein Dorn im Auge". Dort sei es "en vogue, über Muslime herzuziehen", die FP arbeite mit Hetze und Unwahrheiten.

Er sei keineswegs dem religiös-fundamentalistischen Lager zuzuordnen, versichert Al-Rawi. "Ich bin zwar praktizierender Moslem – ich esse kein Schweinefleisch, trinke keinen Alkohol und halte den Ramadan ein. Aber das bedeutet nicht, dass ich wertkonservativ bin. Ich bin liberal – es gibt auch linke Muslime." Nachsatz: "In jedem Menschen stecken mehrere Identitäten. Ich bin zum Beispiel SPÖler, Gewerkschafter, Wiener, Araber, Europäer und Rapidler."

Dass es SPÖ-intern Kritik an seiner Person gibt – wie eine Aussendung des Vereins "Soziales ÖsterreichDie Linke Demokratische Alternative" unter Verwendung des SP-Logos glauben machen will – bezweifelt Al-Rawi. Und auch der SP-Rathausklub distanziert sich von dem Verein. Mit diesem stehe man in keinem Nahverhältnis, sagt Sprecher Tom Woitsch.

Extremismus

Da laut Verfassungsschutz 130 Muslime aus Österreich in Syrien in den Krieg gezogen sind, sieht Al-Rawi sowohl die Islamische Glaubensgemeinschaft, als auch die Stadtpolitik gefordert. "Die Anzahl ist zwar marginal, aber jeder ist einer zu viel. Da müssen unsere Alarmglocken läuten."

Die Herausforderung sei, Jugendlichen "lebensbejahende Zukunftsmodelle anzubieten, damit sie sich einerseits nicht einigeln und abschotten und andererseits stolz auf ihre Religion sind".

Ein Ansatz sei das "Netzwerk zur Deradikalisierung und Prävention", das auf Früherkennung extremistischer Tendenzen unter Schülern und Jugendlichen abzielt (der KURIER berichtete in der gestrigen Ausgabe).

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