Der Himmel auf Erden

Gerhard Heilingbrunner in seinem Reich "Am Himmel".
Gerhard Heilingbrunner hat im Wienerwald ein Refugium erschaffen – Blick über die Stadt inklusive. Vom kurzem Spaziergang bis zur langen Wanderung bietet der Wienerwald für jeden etwas

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"Nach einem Wochenende ,Am Himmel‘, geht es mir wie anderen nach einer Woche Urlaub", sagt Gerhard Heilingbrunner, als der 58-Jährige den KURIER über das Gelände am Cobenzl führt. Die 20 Marillenbäume stehen bereits in voller Blüte, die Weinreben erwachen gerade aus ihrem Winterschlaf. Mit dem Auto braucht man vom Stadtzentrum zu dem Erholungsgebiet an der Höhenstraße nicht einmal eine halbe Stunde. "Und doch bewegen sich die Menschen hier anders, als in der Großstadt", erzählt Wirt Heilingbrunner. Die Hektik des Alltags fällt ab, man wird ein wenig ruhiger, ein bisschen langsamer.

Der Himmel auf Erden

Gerhard Heilingbrunner, der sich vor allem als Umweltschützer einen Namen gemacht hat, ist auch Chef "Am Himmel", beliebtes Ausflugsziel der Wiener und Niederösterreicher mit der außergewöhnlichen Postadresse. An sonnigen Tagen findet man im achteckigen Restaurant "Oktogon" kaum einen Platz; auf den umliegenden Wiesen genießen Spaziergänger selbst mitgebrachte Speisen auf Picknickdecken. Die elf Hektar ,Am Himmel‘, sind allesamt frei zugänglich und gehören Gerhard Heilingbrunner nicht alleine; das Areal wurde vor 17 Jahren von der Initiative Kuratorium Wald gekauft, einer Umweltorganisation, der Heilingbrunner vorsteht.

Oktogon

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Das achteckige Restaurant Oktogon wurde 1999 hier erbaut und bietet leichte Wiener Küche mit Fokus auf Regionalität und Saisonalität: Das Fleisch im Gulasch stammt vom Bio-Rind, aus den Früchten der Marillenbäume wird im Sommer Kuchen gemacht und der Bärlauch aus den umliegenden Wäldern wird zu Suppe verarbeitet.

Seit zwölf Jahren gibt es zudem einen eigenen Weinbau, den Heilingbrunner in Zusammenarbeit mit dem Kremser Winzer Michael Malat führt. Zwei Hektar nehmen die Weinstöcke vom Himmel ein; aus ihnen werden jährlich rund 3000 bis 4000 Liter Wein gemacht: Gemischter Satz und Zweigelt.

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Reben schneiden, Äste befestigen und allfällige Laub­arbeit verrichtet Heilingbrunner großteils selbst – und genießt diese "meditative Tätigkeit." Als Umweltschützer kämpft er oft wochenlang ohne Erfolg. Die Tätigkeit im Weingarten sei auch deswegen ein passender Ausgleich. Denn hier sieht man schon nach einem Wochenende eine Veränderung.

Umweltthemen

Der gebürtige Waldviertler und gelernte Jurist ging bereits als Jugendlicher für Umweltthemen auf die Barrikaden. Im Jahr 1984 war er Mitorganisator der Besetzung der Hainburger Au, heute ist Heilingbrunner sowohl Präsident des Kuratorium Wald als auch des Umweltdachverbandes.

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Seine Verbundenheit zur Natur zeigt sich auch in dem Lebensbaumkreis, der sich nur ein paar Meter entfernt vom Oktogon befindet. Hier befinden sich 36 Lebens- und vier Jahreszeitenbäume, deren Eigenschaften, ähnlich einem Sternzeichen, Menschen zugeordnet werden können.

Heilingbrunners Baum ist die Haselnuss. Laut Beschreibung auf der kleinen Tafel vor dem Baum bedeutete das, dass er aktiver Streiter für das Gemeinwohl, Pionier und zudem ehrlich ist. An den Wochenenden schallt aus den 40 Lautsprechern vor den Bäumen klassische Musik. Die Tribünen des umliegenden Amphitheaters wurden vergangenes Jahr neu eröffnet. Hier kann der Besucher den "sprechenden Bäumen" in Ruhe lauschen. www.himmel.at

Vom Wiener Becken bis ins Traisental und Gölsengebiet: Bereits die Griechen erwähnten den Wienerwald als Waldgebirge, die Römer entdeckten seine natürlichen Kräfte zur Heilung und Rekreation. Mit seinen 1300 Quadratkilometern bietet der Wienerwald Spaziergängern, Radfahrern oder Wanderern Platz zum Austoben.

Bereits seit dem 19. Jahrhundert ist der Cobenzl, der etwas südlich des Kahlenbergs an der Höhenstraße liegt, beliebtes Ausflugsziel der Wiener. Der Parkplatz am Cobenzl dient vielen Ausflüglern dabei als Startpunkt für ihre Wanderung. Begehrt ist der Wanderweg entlang der Wiener Weinberge; auch das Agnesbründl auf der Jägerwiese ist in knapp einer halben Stunde erreicht.

Der umgangssprachliche Name "Cobenzl" bezeichnet die Bergstufe in 337 Meter Höhe und geht auf Politiker Graf Philipp Cobenzl zurück, der 1775 an dieser Stelle ein Schloss errichtete. Latisberg, die eigentliche Bezeichnung des Berges, ist vielen gar nicht mehr bekannt.

Einige Hundert Meter südöstlich des Himmels bietet das Landgut Cobenzl Erfrischung und Erholung. Auf dem Bauernhof werden Stallführungen, Ponyreiten sowie "Bauerngolf" angeboten. Gespielt wird mit einem Gummistiefel, mit dem verschiedene Ziele getroffen werden müssen.

Und am Weg zurück in die Stadt, laden diverse Heurigen in Grinzing erneut zum Verweilen ein. www.wienerwald.info

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