Ganz Wien dreht sich um Christine Reiler

Ex-Miss Austria und Ärztin Christine Reiler und Donauturm-Geschäftsführer Bert Copar stoßen über den Dächern der Stadt mit einem Glas Prosecco an. Danach gibt es Lachsfilet und Grammelhendl
Als Kind fand sie ihn altmodisch. Heute isst die Ex-Miss-Austria gern in Österreichs höchstem Gebäude.
Ganz Wien dreht sich um Christine Reiler
Kaffee und Kuchen mit Oma. Und ganz, ganz langsame Drehungen. So erlebte Christine Reiler denDonauturm in ihrer Kindheit. Als Erwachsene besuchte die Ex-Miss-Austria das Restaurant in Österreichs höchstem Gebäude deshalb kaum noch. Bis ihr ein Freund erzählte, dass der Turm neu übernommen wurde. Und dass er jetzt modern, hip und die Reise von Mödling in die Donaustadt wert sei. "Und so war es tatsächlich", sagt Christine Reiler, als sie an einem sonnigen Frühlingstag wieder einmal den Lift in 165 Meter Höhe nimmt.

Imagewandel

Ganz Wien dreht sich um Christine Reiler
Der Mann, der für den Imagewechsel verantwortlich ist und sich über Besuche von Christine Reiler immer freut, heißt Bert Copar. Seit vier Jahren ist er Geschäftsführer des Donauturms und hat für das Restaurant in dem Wiener Wahrzeichen ein konkretes Ziel: Er will es von einer Verköstigungsstelle für Touristen in eine beliebte Location für Wiener verwandeln. Also weg mit dem Billigsdorfer Jourgebäck und dem altmodischen Spargel im Schinkenmantel. (Auch wenn das verärgerte Mails von Stammkunden einbrachte.) Dafür her mit neuen Bezügen, modernen Gemälden und einer experimentierfreudigen Küche. "Speisen mit Weitsicht" steht nun auf der Karte, die Gerichte wie Grammelhuhn, marinierten Kohlrabi oder Rindswangerl anbietet.

Das mit Grammeln gefüllte Huhn hat Reilers Interesse geweckt. Ungewöhnliche Kompositionen findet sie spannend. Und da sie heute frei hat, nimmt sie sich dazu ein Glas Sekt. Derzeit macht Christine Reiler ihren Ärzte-Turnus. Morgen wartet wieder ein 25-Stunden-Dienst auf sie. Wie man das aushält? "Die Frage stellt sich nicht. Man tut es einfach."

Ganz Wien dreht sich um Christine Reiler
Interview mit Christine Reiler im Restaurant Donauturm. Wien, am 10.04.2015.
Genauso wie die Köche und Kellner im Donauturm trotz kleiner Küche und ständiger Drehung den Gästen regionale und saisonale Gerichte servieren. Ohne Auspatzen – selbst bei 80 km/h Windgeschwindigkeit, wenn der Turm doch schon ein wenig schwankt. Möglich ist die Benützung übrigens bis 200 km/h Windgeschwindigkeit; die gab es in Wien aber noch gar nie, verrät Copar. An diesem Tag ist es beinahe windstill, die Sonne wärmt durch die Glasscheiben und die Wiener Skyline gleitet langsam an Reiler und Copar vorbei, während sie den Gabelbissen probieren: Räucherlachs mit frittierten Gemüsehobeln.

Zufall

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Interview mit Christine Reiler im Restaurant Donauturm. Wien, am 10.04.2015.
Bekannt wurde Christine Reiler 2007 als Miss Austria. Mitgemacht hat sie eigentlich nur, weil sie mit einer Freundin eine Wette dazu abgeschlossen hatte. Zur Wahl zur Miss Niederösterreich hat sie sich schlussendlich aber doch alleine angemeldet. Dass sie diese Wahl auch gewinnt, hätte sie nie gedacht. Doch bevor sie sich viele Gedanken machen konnte, ging es schon weiter – zur Wahl der Miss Austria. Die sie ebenfalls für sich entschied. Obwohl ihr doch die Schuhe überhaupt nicht passten. "Die waren viel zu groß für meine schmalen Pfoten. Ich bin immer wieder rausgerutscht und habe ausgesehen wie eine Ente." Am Schluss hat sie sie mit Leukoplast angeklebt.

Ihr erster Gedanke nach dem Sieg: "Mist, ich habe doch schon die ganze Woche auf der Uni durchgeplant." Zu den Vorbereitungen zur Miss World kamen dann jede Menge ungerechtfertigte Vorwürfe. Beschimpfungen. "Die hübsche Depperte", zum Beispiel. Was sie da schnell lernte: "Es muss dir egal sein, was die and’ren denken." Missen möchte sie diese Erfahrung trotzdem nicht. Etwas Neues ausprobieren, an seine Grenzen gehen – das fand Reiler schon immer wichtig.

Außer vielleicht Bungee-Jumpen. "Das muss nicht sein." Auch wenn das am Donauturm schon bald verkehrt herum , von unten nach oben, möglich sein wird. Da lieber noch ein Glas Schlumberger.

Österreichs höchstes Gebäude

Zahlen und Daten Der Donauturm ist ein Aussichtsturm im 22. Bezirk und ein Wahrzeichen von Wien. Mit 252 Metern ist er das höchste Gebäude Österreichs. Er beherbergt neben einer Aussichtsterrasse ein Restaurant sowie ein Café. Seit den 1990ern fungiert er auch als Sendestation und Bungee-Jumping-Plattform. Der Turm braucht an einem Tag in etwa so viel Energie, wie eine vierköpfige Familie im Jahr.

Geschichte Der Turm wurde anlässlich der Wiener Internationalen Gartenschau 1964 errichtet. Am 16. April wurde er von Bundespräsident Adolf Schärf eröffnet.

Zum Verkauf Zu Jahresbeginn stellte die Bank Austria den Donauturm zum Verkauf. Es gibt bereits Interessenten. Der Prozess soll bis Herbst abgeschlossen sein.

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