Nur kurze Haft für Bombendroher

Nur kurze Haft für Bombendroher
Ein abnormer Wiener ließ die Stadtwerke räumen, aber für Einweisung in eine Anstalt ist er noch nicht krank genug.

Noch“ ist es nicht so weit. Die Voraussetzungen für die (unbefristete) Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher sei „noch nicht“ gegeben, attestiert die Gerichtspsychiaterin. Das Gefährdungspotenzial liege „noch“ in überschaubarem Rahmen.

Der von einer schweren Persönlichkeitsstörung gekennzeichnete 36-jährige Wiener hat erst rund 100 Mal für einen größeren Polizeieinsatz gesorgt. Wenn er sich ärgert, greift er zum Telefon und droht mit einer Bombe. So war es etwa am Heiligen Abend, als er die Telefonseelsorge nicht erreichen konnte und fernmündlich ankündigte, er werde diese sprengen.

Die Zentrale der Telekom Austria wurde nach einer seiner Drohungen evakuiert, 850 Personen mussten das Gebäude verlassen, ebenso die Wiener Stadtwerke mit 1000 Personen. Bombendrohungen gab es auch bei Ö 3, im Wiener AKH, auf mehreren Bahnhöfen, wobei er jeweils angab, einen Koffer mit einer Bombe am Bahnsteif deponiert zu haben.

Am Mittwoch wurde der für zurechnungsfähig erklärte, mindergradig intelligente, abnorme 36-Jährige wegen Nötigung, versuchtem Landzwang und gefährlicher Drohung zu acht Monaten unbedingter Haft plus 16 Monaten bedingt verurteilt. Verbunden mit der Weisung, nach der Entlassung aus dem Gefängnis in eine sozialtherapeutische Einrichtung zu ziehen und seine Medikamente zu nehmen. Für eine längere Einweisung in eine Anstalt reichten die Delikte nicht aus.

So wahr mir Gott helfe“, versprach der amtsbekannte Mann: „Ich nehme meine Medikamente und habe mich beruhigt.“ Die Staatsanwältin – vom Beschuldigten aus unerklärlichen Gründen ständig „Frau Lydia“ genannt – ist davon nicht überzeugt: „Er wird die Anrufe weiter tätigen, wenn er sich ärgert und niemanden hat, mit dem er darüber reden kann.“

Kichern und Kudern

So stellte es der Wiener, der in der Verhandlung kicherte und kuderte und sich mit den Händen übers Gesicht fuhr, selbst dar: Wenn ihn jemand beschimpfe, mache ihn das wütend. Wenn er sich bei der Polizei beschwert, wird er noch wütender, weil man „Trottel“ zu ihm sage. „Das macht mich so ärgerlich“, und dann sei es „logisch, dass ich ihnen mehr Arbeit machen will.“

„Infantile Wichtigtuerei“ nennt das die Gutachterin, und das passe zu seiner Abnormität.

Nach seinen Anrufen begab er sich stets an die Örtlichkeiten, wo er sich am Großaufgebot der Exekutive vergnügte. „Er wollte mit der Polizei reden und die Aufmerksamkeit bekommen, die er haben wollte“, sagte die Staatsanwältin. Dabei wurde er beobachtet, wie er sich beim Zuschauen selbst befriedigte. „Ein bisschen erregt mich das schon“, erklärte der Beschuldigte der Richterin.

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