Neues Erholungsparadies nimmt bald Gestalt an

Noch im Sommer wird mit dem Bau von zwei Kilometern Rad- und Fußwegen begonnen...
"Neue Lobau" heißt das Projekt. Auf 240 Hektar soll das zweitgrößte Naherholungsgebiet der Stadt entstehen.

Das größte neue Naherholungsgebiet Wiens seit der Fertigstellung der Donauinsel im Jahr 1988" kündigt Umwelt-Stadträtin Ulli Sima (SP) an. Der Name des Großprojekts: Die „Neue Lobau“. Dieser Tage fällt der Startschuss für die ersten Bauarbeiten. Damit wird der Wiener Grüngürtel zu seinem 110-jährigen Jubiläum endlich geschlossen.

Das Areal liegt in der Donaustadt zwischen Aspern und dem Nationalpark Donauauen. Bisher erstrecken sich landwirtschaftliche Nutzflächen über das 240 Hektar große Gebiet, auf dem in absehbarer Zukunft Wege zum Spazierengehen, Joggen und Radfahren einladen sollen. Zudem werden in den nächsten Jahren Alleen, Wiesen und Wäldchen gepflanzt. Für die Rast sollen Aufenthaltsbereiche mit Tischen und Sitzgelegenheiten zur Verfügung stehen. Und ein Landschaftsteich kann in Zukunft je nach Jahreszeit zum Baden oder Eislaufen genutzt werden.

100.000 Euro zum Start

Für die ersten Realisierungsschritte genehmigte der Gemeinderat ein Budget von rund 100.000 Euro. Noch im Sommer werden rund zwei Kilometer Fuß- und Radwege errichtet. Ab Herbst soll mit dem Auspflanzen von drei Hektar Wald und 2,5 Hektar Wiese begonnen werden. Bis das Gesamtareal die geplante Erscheinungsform hat, dauert es aber noch ein bisschen länger – „zumindest länger als fünf Jahre“, sagt Forstdirektor Andreas Januskovecz.

Mit der von der MA22 (Umweltschutz) entwickelten „Neuen Lobau“ rückt die Wald-, Wiesen- und Feldlandschaft der Oberen Donau bis an den Ortskern von Aspern und die Wohngebiete von Essling heran. Die Anrainer haben das Erholungsgebiet damit vor der Haustür, Besucher gelangen direkt von den Haltestellen der Buslinie 98A auf die Fuß- und Radwege.

Besucherdruck senken

Neues Erholungsparadies nimmt bald Gestalt an
Interview mit Ulli Sima, Stadträtin für Umwelt und Tierschutz. Wien, am 16.04.2015 in Wien.
Neben der Schaffung von Erholungsraum, sei ein wichtiges Ziel der Neuen Lobau, „den Nationalpark Donauauen vom Besucherdruck zu entlasten“, erklärt Sima.

Aktuell leben im 22. Bezirk nämlich rund 170.000 Menschen – Tendenz weiter steigend. Wäre die Donaustadt eine eigenständige Stadt würde sie punkto Einwohnerzahl bundesweit unter den Top-5 rangieren.

Eine derartige Menge an Erholungssuchenden bedeutet aber eine gewisse Belastung für das Ökosystem in der nahen Lobau. „Pro Jahr haben wir bereits rund eine Million Besucher in den Donauauen“, erklärt Januskovecz. Darum sei es notwendig, die Pufferzone zum Nationalpark zu vergrößern, um die Stressfaktoren für Fauna und Flora zu reduzieren.

Durch die naturbelassene Bewirtschaftung werden Tiere und Pflanzen in der „Neuen Lobau“ zusätzlichen Lebensraum vorfinden. Parallel soll die Landwirtschaft dort weiterhin eine wichtige Rolle spielen, heißt es aus Simas Büro. Feld- und Ackerflächen in Privatbesitz bleiben unangetastet. Genutzt werden ausschließlich die Gründe im Eigentum der Stadt.

Norbert-Scheed-Wald

In der Donaustadt ist man über die Pläne erfreut. Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy (SP) und Ressortchefin Sima betonen unisono die große Bedeutung eines geschützten Grüngürtels.

Erweitert wird dieser ja auch durch den (nach Nevrivys verstorbenem Vorgänger benannten) Norbert-Scheed-Wald – vormals „Wienerwald Nord-Ost“. Auf dem rund 1000 Hektar großen Areal waren im Herbst bereits 16.000 Bäumchen und Sträucher gepflanzt worden.

Aufregung herrscht nach einem Zeitungsbericht unter Umweltschützern. Da berichtet wurde, auf dem Baugrund nördlich des Stammersdorfer Heeresspitales würden noch im Juli die Bagger auffahren und den Lebensraum der streng geschützten Ziesel mit Genehmigung der Behörde zerstören, ist die Sorge groß.

Neues Erholungsparadies nimmt bald Gestalt an
Rei Fleissner Knoll Ziesel
Im Gespräch mit dem KURIER dementiert Peter Fleissner, Geschäftsführer des Bauträgers „Kabelwerk“, derartige Pläne.

Es handle sich nicht um tonnenschweres Gerät, sondern bloß „um Mini-Bagger, „die langsam und behutsam, über mehrere Wochen hinweg, den Humus abtragen“ würden. Und das auch nur auf dem westlichen Teil des Geländes, „auf dem nachweislich keine Ziesel mehr leben“. Danach wolle man dort ein spezielles Vlies auflegen, damit sich die Tiere auch in Zukunft nicht mehr niederlassen. Gefährdet würden sie durch die Baggerungen aber nicht, versichert Fleissner. Keinem einzigen Tier werde ein Haar gekrümmt.

Wann die Mini-Bagger tatsächlich auffahren, sei noch ungewiss. Denn noch stehe der notwendige Bescheid der MA22 aus. Und auch die Umweltanwaltschaft könnte noch Berufung einlegen. Seitens der Behörde war bis Redaktionsschluss niemand erreichbar.

Wie berichtet, verzögern geschätzte 200 Ziesel auf besagtem Grundstück den Bau von rund 950 Wohnungen.

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