Neues Drogenzentrum an der U6 regt auf

Suchthilfe in der Gumpendorferstraße.
Anrainer und Bezirksvorstehung haben Angst vor einem neuen Drogen-Hotspot.

Freitag, 9.30 Uhr, Gumpendorfer Straße: Nahe des Zentrums für Suchtkranke stehen und sitzen Menschen vor der U6 Station. Teilweise ist ihnen anzusehen, dass sie berauscht sind. Vier Stationen weiter (U6 Josefstädter Straße) ist das Bild noch prägnanter: Vor dem JOSI Tageszentrum für Obdachlose stehen insgesamt 37 Hilfesuchende. Laute Rufe und kleinere Pöbeleien sind trotz der frühen Tageszeit schon zu hören. Weitere vier U6-Stationen in Richtung Floridsdorf fürchten die Anrainer jetzt, bald täglich das gleiche Bild in ihrem Grätzel zusehen.

Der Grund: In der Nussdorfer Straße eröffnet am 13. November ein weiteres Tageszentrum der Suchthilfe. Die Bauarbeiten an der 126 großen Unterbringung sind im Gange.

Auch Bezirksvorsteherin Martina Malyar hat Bedenken: "Ich teile die Ängste der Anrainer aus dem Alsergrund. Wir haben versucht, das Vorhaben zu verhindern, aber uns wurde versichert, dass es ausreichende Maßnahmen geben soll." Konkret meint die Bezirksvorsteherin, dass Streetworker, Sozialarbeiter und die Polizei präsent sein sollen, um zu verhindern, dass sich die Drogenszene auf der Straße aufhält.

In der Josefstädter bzw. Gumpendorfer Straße ist dieses Vorhaben allerdings misslungen – zumindest, wenn man U-Bahn-Passagiere fragt.

Gemischte Gefühle

"Ich sehe öfters Dealer, die Drogen verkaufen. Auch Spritzen liegen hin und wieder auf der Straße herum. Das ist einfach ein unangenehmes Gefühl, wenn man da vorbeigehen muss", sagt Max M., der gerade aus der U6 aussteigt. Auch sein Freund Dajvid B. kennt das Problem und würde lieber darauf verzichten.

Die meisten Passanten und U6-Passagiere haben gemischte Gefühle, wenn sie auf das Thema angesprochen werden. Alle wollen, dass den Suchtkranken geholfen wird, und befürworten Sozialprojekte, wie auch Julia P. Allerdings: "In der U6 ist schon so viel passiert. Mir ist sogar einmal ein Mann mit einer Spritze nachgelaufen. Ich verstehe nicht, warum man jetzt noch einen dritten Standort an dieser U-Bahn-Linie braucht."

Roland Reithofer, Geschäftsführer der Suchthilfe Wien, hat Verständnis für die Ängste. Die Erklärung, warum solche Projekte mitten in der Stadt sein müssen, ist simpel: "Wenn die Standorte nicht gut erreichbar sind, kommen die Suchtkranken nicht her." Außerdem sei der Standort so gewählt, dass er Drogenabhängige nicht zum Verweilen einlädt. Für alle Skeptiker wird es am 11. November einen Tag der offenen Tür im Zentrum geben. Auch eine Hotline wurde eingerichtet: 01 4000 53681.

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