Neuer Nächtigungsrekord: Welche Touristen es nach Wien zieht

Touristen vor dem Schloss Schönbrunn
Trotz geopolitischer Situation gab es im ersten Halbjahr einen neuen Nächtigungsrekord

Mit 6,6 Millionen Nächtigungen konnte der Wien-Tourismus im ersten Halbjahr 2016 einmal mehr eine Steigerung im Vergleich zum Vorjahr erzielen– und zwar in der Höhe von 4,9 Prozent.

Der stärkste Zuwachs (nämlich 24 Prozent) wurde bei Gästen aus Großbritannien verzeichnet. Damit ist diese Nation nun der fünftstärkste Herkunftsmarkt. Der bevorstehende Brexit wird laut Wien-Tourismusdirektor Norbert Kettner in dieser Saison noch keine bzw. geringe Auswirkungen haben, da die meisten Briten ihren Sommerurlaub wohl schon gebucht haben.

Je nachdem, wie sich das Britische Pfund einpendelt und welche Turbulenzen es auf dem Finanzmarkt gibt, ist eine Abflachung des Anstiegs aber möglich. Ähnlich wie bei der Finanzkrise vor einigen Jahren könnten die Briten vermehrt die "Staycation" (analog zu unserem "Balkonien") zelebrieren.

Neben Großbritannien gab es auch bei Gästen aus Österreich und Spanien Zuwächse im zweistelligen Bereich (zehn bzw. 13 Prozent). China konnte mit einem Plus von neun Prozent Japan verdrängen und schaffte damit den Einzug in die Top Ten der Herkunftsmärkte. Rückgänge gab es in diesem Bereich erneut aus Russland (minus 28 Prozent) und Italien (minus vier Prozent.

Sicherheitslage

Neuer Nächtigungsrekord: Welche Touristen es nach Wien zieht
Norbert Kettner, 2014, Wien Tourismus, Copyright www.peterrigaud.com
Auch die jüngsten Ereignisse in Deutschland und Frankreich waren Thema bei der Pressekonferenz. Kettner erläuterte: "Auch wenn die österreichische Bundeshauptstadt den Ruf hat, eine der sichersten Städte Europas zu sein: Wenn die Situation in ganz Europa unsicher wird, kann sich Wien als Stadt im Herzen des Kontinents nicht davon abkoppeln." Die kommende Zeit werde eine Herausforderung. Den leichten Rückgang im Juni (minus ein Prozent) möchte Kettner noch nicht auf die geopolitische Lage zurückzuführen. Trotzdem rechnet er für das Jahr 2016 insgesamt nur mit einem schwachen Anstieg.

Neue Angebote

In den vergangenen Wochen war immer wieder von einer "Entzerrung der Touristenströme" die Rede. Bis 2020 möchte Wien 18 Millionen Nächtigungen pro Jahr verbuchen. Damit die Gäste dann noch die Stadt besichtigen können, ohne stundenlang Schlange zu stehen oder die Wiener durch eine überfüllte Stadt zu verärgern, braucht es weitere Angebote, forderte zuletzt etwa Franz Sattlecker, Geschäftsführer der Schönbrunner Kultur- und Betriebsgesellschaft.

Das sei freilich ein "Luxusproblem angesichts der aktuellen Lage", räumte Kettner ein, aber natürlich müsse man neue Angebote ins Marketing aufnehmen. Das habe man auch schon getan – so werden vermehrt grüne Naherholungsgebiete oder Stadtspaziergänge "off the beaten Track", also abseits des Mainstreams, angepriesen. "Wenn jemand die Stadt zum ersten Mal besucht", fuhr Kettner fort, "wird er aber trotzdem den Stephansplatz oder das Schloss Schönbrunn sehen wollen." Maßnahmen, wie Online-Anmeldungen mit Terminvergabe – wie es etwa bei der Gaudi-Basilika Sagrada Família in Barcelona der Fall ist – hält Kettner noch nicht für notwendig.

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