Nach Tod von Nicola: "Wollen helfen, nicht nur reden"

Katharina Kundics und Theresia Korec wollen Vater und Sohn helfen.
Spendenaktion: Nach der Bluttat an der vierjährigen Nicola sammeln Nachbarn Geld für Vater und Sohn.

Eine Woche ist vergangen, und noch immer ist der Tod der vierjährigen Nicola das dominierende Thema im Gemeindebau in der Goldscheidgasse in Wien-Hernals. "Wir treffen einander am Gang oder im Garten, und wir sprechen ständig darüber. Aber wir möchten mehr tun als nur reden – wir wollen helfen", sagt Hausbewohnerin Theresia Korec.

Rund zwanzig Nachbarn hätten ihr schon anvertraut, dass sie helfen wollen, erzählt die Pensionistin. Und auch sie ist überzeugt: "Der Vater und der 13-jährige Sohn werden eine Überbrückungshilfe brauchen. Außerdem kommen Kosten auf sie zu, etwa für das Begräbnis." Auf Initiative des KURIER richtete die Opferhilfeorganisation "Weisser Ring" nun ein Spendenkonto für die Hinterbliebenen ein.

Das Engagement der Nachbarn rührt daher, dass die beiden Kinder im Haus sehr beliebt waren. "Ich habe sie oft miteinander spielen gesehen. Sie waren entzückend und ausgesprochen wohlerzogen", schildert Korec. "Und das Mädchen war ein richtiger Sonnenschein."

Nachbarin Katharina Kundics pflichtet ihr bei: "Ich habe das kleine Mädchen geliebt. Nicola hat oft bei mir angeläutet und gefragt, ob ich mit ihr in den Garten gehe." Fühlte sie sich fit, sei sie mit dem Mädchen hinaus gegangen – aber immerhin sei sie ja schon 93 Jahre alt, sagt Kundics und lacht. Auch Nachbarin Sabine Peihser beschreibt Nicola als "aufgeweckte Plaudertasche".

Vater war ahnungslos

Die Mutter, Izabela L., ist auf der Krankenstation der Justizanstalt Josefstadt untergebracht. "Sie muss mit Medikamenten ruhig gestellt werden, weil es ihr sehr schlecht geht", sagt ihre Verteidigerin Astrid Wagner. In den kommenden Wochen soll sie von Gerichtspsychiaterin Heidi Kastner begutachtet werden. "Davon hängt viel ab. Das Mordmotiv ist völlig unverständlich", sagt Wagner.

Die 38-Jährige habe nur angedeutet, dass sie finanzielle Probleme gehabt habe. Die Familie stand, wie berichtet, am Tag der Bluttat bereits zum sechsten Mal vor der Delogierung. Der Ehemann will davon nichts gewusst haben – er sei "absolut ahnungslos gewesen", sagt Wagner nach einem Gespräch mit dem Mann. Er soll die Mietrückstände von 2500 Euro beglichen haben. "Der Ehemann hat mit uns Kontakt aufgenommen, weil er den Mietvertrag übernehmen möchte. Das ist natürlich möglich. Das Geld ist aber bisher nicht bei uns eingelangt", sagt Renate Billeth, Sprecherin von Wiener Wohnen.

Warum man nicht vorher versucht habe, das Problem über den erwerbstätigen Ehemann zu lösen? "Wir kommunizieren nur mit dem Vertragspartner, und das ist in diesem Fall die Frau", erklärt Billeth. Sie sei seit 2012 immer wieder mit den Mieten im Rückstand gewesen. "Wir sind ihr immer wieder entgegen gekommen", betont sie.

Sobald die polizeiliche Sperre der Wohnung aufgehoben ist, können Vater und Sohn in die Wohnung zurück. In der Nachbarschaft sind sich alle einig: "Die Kinder gehen uns ab." Bruder und Vater seien jetzt wohl sehr einsam, fürchtet Frau Kundics: "Ich kann noch gar nicht begreifen, dass das Mädchen tot ist. Jetzt stehen Kerzen vor der Türe – als ob sie das wieder lebendig machen würde."

Daher wolle man aktiv werden und für Vater und Sohn Spenden sammeln: "Bei großen Spendenaktionen geben die Menschen oft hohe Summen. Vielleicht wird hier im Einzelfall auch geholfen", hofft Theresia Korec.

Spendenkonto: Weisser Ring; Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien; Kennwort: "Sonnenschein"; IBAN: AT29 3200 0000 0952 9520; BIC: RLNWATWW

Kommentare