Nach Rohrbomben-Fund: 23-Jähriger wieder auf freiem Fuß

Nach Rohrbomben-Fund: 23-Jähriger wieder auf freiem Fuß
In der Wohnung des Kärntners war zuvor eine Bombenwerkstatt entdeckt worden.

Der 23-jährige Kärntner, der mit zwei Rohrbomben im Gepäck zum Arbeiten nach Wien gereist war und am Wochenende für Aufsehen gesorgt hatte, als die funktionstüchtigen Bomben von seinem Unterkunftgeber in seinem Zimmer in Wien-Favoriten gefunden wurden, befindet sich wieder auf freiem Fuß. Das Wiener Straflandesgericht gab am Sonntag dem U-Haft-Antrag der Staatsanwaltschaft nicht Folge.

Wie Gerichtssprecherin Christina Salzborn mitteilte, lag nach Ansicht des Haftrichters kein dringender Tatverdacht in Richtung vorsätzlicher Gefährdung durch Sprengmittel vor. "Allenfalls ist ein Verstoß gegen das Sprengmittelgesetz gegeben", sagte Salzborn.

Das allein war für die Verhängung der U-Haft nicht ausreichend. Da somit keine Haftgründe gegeben waren, wurde der junge Mann unverzüglich auf freien Fuß gesetzt. Die Staatsanwaltschaft hat die Möglichkeit, diese Entscheidung zu bekämpfen.

Wie berichtet, hat ein Vermieter Donnerstagfrüh die Wiener Polizei informiert, weil er in einem Gästezimmer zwei Bomben entdeckt hatte. Wenig später wurden die Bewohner, zwei junge Kärntner, festgenommen. Beide Beschuldigte, 17 und 23 Jahre alt, sollen als Tischler bzw. Monteure auf Wiener Baustellen gearbeitet haben. Die sichergestellten Bomben waren alles andere als harmlos. Spezialisten stuften sie als hochgefährlich ein. Welche Sprengkraft sie entwickeln hätten können, wird von Sachverständigen geprüft.

Bei den Rohrbomben handelte es sich um "Osterböller"

Bei den Rohrbomben handelte es sich um "Osterböller". Wie der Tischler in seiner Einvernahme vor dem Haftrichter erklärte, hatte er mehrere davon in seinem Heimatort im Bezirk Völkermarkt hergestellt und im Beisein von Freunden und Bekannten auch auf einem Feld gezündet. Die Tradition des "Osterfeuers" ist vor allem in Kärnten sehr beliebt.

Am Freitag folgte der nächste Paukenschlag. In der Wohnung des 23-Jährigen in Kärnten entdeckten die Ermittler eine Bombenwerkstatt. Das Kärntner Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT) hat eine funktionstüchtige Bombe - ein abgeschnittenes, mit Schwarzpulver gefülltes Kupferrohr - und acht Rohlinge entdeckt. Weil ihm seine Böller zu wenig laut waren, dürfte er zwei von ihnen nach Ostern mit nach Wien genommen haben. Seinen Angaben zufolge wollte der 23-Jährige sie dort mit zusätzlichen Utensilien - um den Knall zu verstärken, hatte er schon Nägel an den Rohren fixiert - "auffetten" und nachpräparieren.

Der 17 Jahre alte Zimmer- und Arbeitskollege des Tischlers, der anfangs auch unter Verdacht geraten war und vorübergehend festgenommen wurde, dürfte mit der ganzen Sache nichts zu tun gehabt haben. Weder wurden an seiner Heimatadresse im Bezirk Klagenfurt-Land verdächtige Gegenstände gefunden noch war er am Transport der Böller nach Wien beteiligt. In seinem Fall hatte die Staatsanwaltschaft gar keinen Antrag auf Verhängung der U-Haft eingebracht.

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