"Der Papa hat die Mama tot gemacht"

mordprozess
Vor der kleinen Tochter erstach Musiker seine Frau: „Es war die tragischste Nacht meines Lebens“

Eine Frau stößt gellende Schreie aus, ein kleines Mädchen weint hinter der geschlossenen Wohnungstür. „Der Papa hat die Mama tot gemacht, und der Papa ist auch tot“, schluchzt das Kind. Die Nachbarn treten die Tür ein, finden die 28-jährige Charlotte B. tot in einer Blutlache, ihr Ehemann hat sich aus dem Fenster zwölf Meter in die Tiefe gestürzt.

Die Ärzte haben Juan A. (Name zum Schutz des Kindes abgekürzt, Anm.) wieder zusammengeflickt. Am Mittwoch trat der 44-jährige ehemalige Musik-Superstar aus Kolumbien auf Krücken im Wiener Mordprozess vor die Geschworenen und sprach (aus dem Spanischen übersetzt) von „der tragischsten Nacht meines Lebens“. Er sei außer sich gewesen und habe mit dem Messer „so“ gemacht, wobei er mit der Hand eine Stichbewegung andeutet. „Wohin haben Sie gestochen?“, fragt Richterin Martina Krainz. – „Corazón“ (ins Herz). Und zwar 19-mal. „Besonders grauenvoll“, wie die Staatsanwältin sagt.

"Der Papa hat die Mama tot gemacht"
Charlotte Brandtner

Juan A. (Verteidiger Normann Hofstätter) war Gitarrist der Rockband „Filtro Medusa“, die von Panama aus international sehr erfolgreich war. Als er mit Charlotte und der gemeinsamen Tochter nach Österreich übersiedelte, musste er sich mit kleinen Grafik-Jobs und der Haushaltsarbeit abgeben, während die 28-Jährige als Krankenschwester das Geld verdiente. Es kam zu Spannungen. Dann lernte sie einen anderen Mann kennen. „Den erstbesten Zwerg, der dir über den Weg läuft, diesen Hurensohn“, wie der von Bekannten als aufbrausend beschriebene Juan A. seiner Frau erbost ins Gesicht schleuderte. Diese Untreue und dass sie sich von ihm trennen wollte, machte ihn so wütend, dass er in einem Brief den Tag ihrer Hochzeit verfluchte, ihr die Verfolgung noch aus der Hölle ankündigte und drohte: te mueres! (du stirbst).

Außer sich

Als Charlotte ihm vorgeschlagen habe, die vierjährige Tochter zur Adoption frei zu geben, sei der Streit immer heftiger geworden. Am 7. Juli 2012 spät abends eskalierte die Situation. Eine Freundin war gerade zu Gast in der Wohnung in der Leopoldstadt, wurde von Charlotte heimgeschickt und ging mit ungutem Gefühl. „Sie war temperamentvoll, hat mich geschlagen“, sagt der Angeklagte über seine Frau. Da sei ein Klappmesser auf der Kommode gelegen, mit dem sie Keramik gemacht habe. „Ich nahm es, das ist auch bewiesen. Es hätte genau so sein können, dass sie es nimmt. Ich war außer mir.“

Und die Tochter? Die sei aufgewacht und habe geglaubt, „dass wir spielen, wie Erwachsene eben spielen“. Das Kind sei selbst spielen gegangen, und er habe „weitergemacht“. Er stach zu, biss ihr ins Ohr, würgte sie mit einem Seil. Dann will er ihren Körper noch aufgerichtet und an sich gedrückt haben, aber sie sei trotzdem gestorben. Aus dem Fenster sei er gesprungen, um sein Leben für ihres zu geben.

Das Urteil wird für Mittwoch nächster Woche erwartet.

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