Kriminalität mit Drogen deutlich gestiegen

Die Polizei will Drogendealer aus dem öffentlichen Raum verdrängen
Von Jänner bis April gab es heuer um zehn Prozent mehr Anzeigen nach dem Suchtmittelgesetz als im Vorjahr

An ihnen führt kein Weg vorbei. Wer bei den Wiener U-Bahn-Stationen Thaliastraße oder Josefstädter Straße an der U 6 aussteigt, muss an den Drogendealern vorbei. Sie stehen vor, neben oder in den U-Bahnstationen und versuchen, ihre Drogen – meist ist es Cannabis – an den Mann zu bringen. Am Praterstern in der Leopoldstadt ist die Situation ähnlich.

Dass dem so ist, geht auf eine Novelle des Strafgesetzbuches im Jahr 2015 zurück (der KURIER berichtete). Mit dem Gesetz sollte die Gewerbsmäßigkeit von Strafdelikten neu definiert werden. Doch das Gesetz misslang – die Polizei konnte Drogendealer nur noch dann festnehmen, wenn sie diesen mindestens zwei Straftaten oder einen "Umsatz" von 400 Euro im Monat nachwiesen konnte. Die Folge: eine florierende Drogenszene.

Wie die Polizei jetzt erklärte, ist auch die Zahl der Anzeigen nach dem Suchtmittelgesetz gestiegen. Und zwar um zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Konkret gab es von Anfang Jänner bis Ende April 2015 exakt 3133 Anzeigen wegen unerlaubten Umgangs mit Suchtgiften, 2016 waren es 3347. Aber nicht nur das: "Wir haben seit dem Herbst auch einen deutlichen Anstieg der Anzeigen gegen Leib und Leben, Raub, Widerstand gegen die Staatsgewalt, sowie tätliche Angriffe", sagt Polizeisprecher Paul Eidenberger.

Die Zahl der Anklagen ging allerdings zurück, und zwar von 997 auf 864. Das entspricht einem Rückgang um 13,3 Prozent. Auch bei den Anzeigen wegen Suchtgifthandels ist ein Rückgang zu verzeichnen, und zwar von 313 auf 213. Bis 13. Mai wurden in Wien 227 Kilogramm Cannabis sichergestellt.

Änderung ab 1. Juni

Laut Polizei sind es fast ausschließlich Nigerianer, die nahe der U-Bahn Drogen verkaufen. Ab dem 1. Juni soll ihren Tätigkeiten der Garaus gemacht werden, denn dann soll das überarbeitete Gesetz in Kraft treten.

Am Praterstern gibt es, wie berichtet, seit vergangener Woche Video-Überwachung, außerdem stehen pro Tag bis zu 200 Polizisten zusätzlich im Dienst.

"Unser Ziel ist es, die Drogenszene mobil zu halten, damit diese sich nicht verfestigt", sagt Polizeisprecher Paul Eidenberger.

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