Messerstiche am Praterstern: Mordprozess im August

„Der Praterstern ist ein knochenharter Überlebenskampf“, berichtete Markus Bettesch, Leiter von SAM in einer . Gespräche mit beiden Seiten - Passanten und Obdachlosen - sollen das gegenseitige Verständnis verbessern.
Das Erstgericht fällte im Mai Unzuständigkeitsurteil. 39-Jähriger soll zwei algerische Asylwerber am Praterstern niedergestochen haben.

Ein 39-jähriger Mann muss sich am 8. August am Wiener Straflandesgericht wegen Mordes vor Gericht verantworten, weil er im vergangenen September zwei algerische Asylwerber am Praterstern niedergestochen haben soll. Der ältere der beiden Männer verblutete nach massiven Verletzungen. Die beiden Opfer kamen einer Frau zu Hilfe, die mit dem tatverdächtigen Serben zuvor in Streit geraten war.

Ein Schöffengericht fällte im Mai zu dem Fall ein Unzuständigkeitsurteil. Die Staatsanwaltschaft hatte damals nämlich nur absichtliche schwere Körperverletzung mit Todesfolge angeklagt, obwohl der 39-jährige Beschuldigte dem einen Algerier einen Stich in den Oberbauch und einen weiteren ins Auge verpasste haben soll. Der 37-Jährige starb noch am Tatort an einer Hirnlähmung. Obendrein soll der tatverdächtige Serbe zunächst dem Begleiter des ums Leben gekommenen Algeriers die Klinge seines Messers in die Brust gerammt.

Richterin Gerda Krausam kam in der Hauptverhandlung im Mai zu der Ansicht, dass das Delikt Mord bzw. Mordversuch nicht ausgeschlossen werden kann. Damit fällt die Strafsache in die Zuständigkeit eines Schwurgerichts. Den Vorsitz des Schwurgerichts am 8. August übernimmt Andreas Böhm. Die Verhandlung ist für einen Tag anberaumt.

Angeklagter plädiert auf Notwehr

Der Angeklagte, der nun von Ernst Schillhammer vertreten wird, wird weiterhin auf Notwehr plädieren. Er habe sich von den Algeriern und deren Helfern bedroht gefühlt.

Der mehrfach wegen Diebstahls und Suchtgiftdelikten vorbestrafte Serbe hatte mit einem Freund in der Nacht auf den 11. September 2015 am Praterstern bei der Straßenbahnlinie 5 gewartet, um nach Hause zu fahren. Dort gerieten sie anscheinend mit einem Pärchen in Streit, das mit einem Rottweiler unterwegs war. Die Frau hatte demnach den 39-Jährigen zunächst um Feuer gefragt und dann immer wieder „Substi“ (das Drogenersatz-Präparat Substitol, Anm.) erbeten. Der Angesprochene fühlte sich von der Frau und ihrem großen Hund bedrängt.

Handgemenge und Schubsereien

Um die Frau wegzudrängen, kam es laut Staatsanwaltschaft zu einem Handgemenge und Schubsereien. Nachdem der Angeklagte den Hund getreten und die Frau zu Boden gestoßen haben soll, fing sie laut an zu schreien. Ihr Begleiter kam ihr zu Hilfe und wurde anscheinend ebenfalls zu Boden gestoßen. Die beiden Algerier, die den Vorfall beobachtet hatten, wollten die Serben zur Rede stellen bzw. die Polizei einschalten. Da entfernten sich der 39-Jährige und sein Begleiter vom Praterstern Richtung Nordbahnstraße. Die beiden Algerier riefen dem Tatverdächtigen nach, er solle stehenbleiben, wobei sich ihnen weitere Nordafrikaner anschlossen.

Mit Faustschlägen attackiert

Schließlich holte die Männergruppe den tatverdächtigen Serben ein und ging mit Faustschlägen auf ihn los. Daraufhin zückte der 39-Jährige laut Anklage ein Messer und stach zu. Der 39-Jährige rammte demnach dem einen Algerier die Klinge in die Brust. Der 35-Jährige lief noch rund 150 Meter vom Tatort davon, ehe er beim Bahnhof zusammenbrach. Der jüngere Algerier überlebte seine schweren Verletzungen nur deshalb, weil er rasch ins Spital gebracht und im UKH Meidling notoperiert wurde. Sein 37-jähriger Begleiter erlitt durch einen Stich ins Auge die Hirnlähmung und starb noch am Tatort.

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