Mehrjährige Haftstrafen in Falschgeld-Prozess

Symbolbild
Drei Jahre unbedingt für Burgenländer, Strafen zwischen 20 Monaten und zweieinhalb Jahre für fünf Ungarn.

Weil sie einem verdeckten Ermittler der Polizei Falschgeld im Nominalwert von knapp 293.000 Euro zu verkaufen versucht hatten, sind am Dienstag sechs Angeklagte im Wiener Landesgericht zu empfindlichen, durchwegs unbedingten Freiheitsstrafen verurteilt worden. Ein 37-jähriger Burgenländer erhielt drei Jahre, ein ungarisches Ehepaar, 43 bzw. 39 Jahre alt, jeweils zwei Jahre.

Zwei weitere Familienmitglieder des Paars fassten jeweils 20 Monate aus, der Jüngste - ein 22-jähriger, mehrfach vorbestrafter junger Mann - zweieinhalb Jahre. "Falschgeld ist im Kommen. Es muss gezeigt werden, dass dieses Delikt in diesem Land nicht toleriert wird", bemerkte Richterin Claudia Zöllner in der Urteilsbegründung. Sämtliche Urteile sind nicht rechtskräftig. Der Burgenländer meldete Berufung gegen die Strafhöhe an, die fünf Ungarn erbaten Bedenkzeit.

Die Verhandlung gestaltete sich zuvor mühsam, zumal sich die vier Männer und zwei Frauen wechselseitig belasteten und ein zentral an den inkriminierten Vorgängen beteiligter Slowake fehlte.

Ungarn - Sizilien - Slowakei

Auf der einen Seite stand ein mehrfach vorbestrafter 37 Jahre alter gebürtiger Burgenländer, der wegen Weitergabe von Falschgeld bereits ein Jahr im Gefängnis verbüßt hat. Auf der anderen Seite fanden sich fünf Mitglieder einer ungarischen Familie, von denen der Älteste - ein bisher unbescholtener 43-Jähriger - der Darstellung des Burgenländers zufolge als Chef der Bande fungiert und gemeinsam mit seiner mitangeklagten Ehefrau die "Blüten" aus Sizilien beschafft haben soll, nachdem er dem Burgenländer "probeweise" je einen falschen Hunderter, Fünfziger und Zwanziger gezeigt hatte. Dabei hätte der 43-Jährige den Eindruck gewonnen, er könne dafür einen Abnehmer finden, behauptete der Burgenländer. Der Slowake, der flüchtig ist, sei lediglich als Übersetzer und keinesfalls federführend Beteiligter aufgetreten, so der 37-Jährige.

Die Ungarn versicherten dem Schöffensenat (Vorsitz: Claudia Zöllner) demgegenüber, alles wäre von dem Slowaken ausgegangen, der in der Ortschaft, in der sie leben, als großer Zampano auftrete, auf die Jagd gehe und sie hineingelegt habe. "Ich bekenne mich insofern schuldig, als ich in dieses Spiel hineingeraten bin", gab der 43-Jährige zu Protokoll. "Er hat nur als Bote fungiert. Er hat die Aufgabe gehabt, den Koffer mit dem Falschgeld nach Wien zu bringen", bekräftigte seine Verteidigerin Eva Maria Barki.

"Musterhafte, korrekte Familie, die von allen geachtet wird"

Der Mann und vier mitangeklagten Mitglieder seiner Familie hätten sich auf diese Sache eingelassen, "ohne dass sie begriffen haben, um was es geht". Ungeachtet ihrer Herkunft und damit verbundener Vorurteile - es handle sich um Roma - sei es eine "ordentliche, arbeitsame, musterhafte, korrekte Familie, die von allen geachtet wird", so Barki. Ihre Festnahme habe in ihrem Dorf "Empörung ausgelöst. Der Bürgermeister ist nach Österreich gekommen, um bei Gericht zu bezeugen, dass sie unschuldig sind", wusste die Anwältin.

Fest steht, dass der Burgenländer Ende Mai 2015 über den Slowaken die Ungarn kennengelernt und diese in ihrem Haus besucht hatte. Dort gingen dem 37-Jährigen, der sich beim Häuslbauen überschuldet hatte und nun mit 200.000 Euro in den Miesen steht, die Augen über, wie er dem Gericht offenbarte: "Das Haus war im italienischen Stil eingerichtet, riesige Fliesen, eine Einbauküche mit einer eingebauten Kaffeemaschine, draußen ein Swimming Pool, überdacht, ein Jacuzzi mit einem Iglu, ein 400er Mercedes, ein 3er BMW". Er habe sich nur mehr "Das will ich auch" gedacht: "Mir war klar, dass die nicht von 7.00 Uhr bis 16.00 Uhr arbeiten."

"Ich hab' ihm gesagt, ich kann nicht zaubern."

Der Chef des Clans habe ihm erklärt, er könne Blüten im Nominalwert von 300.000 Euro besorgen, die um die Hälfte zu haben seien. 30 Prozent von den 150.000 Euro habe der 43-Jährige als Anzahlung verlangt, erzählte der Burgenländer: "Ich hab' ihm gesagt, ich kann nicht zaubern."

Weil der 37-Jährige aber hoffte, im Falle einer Weitervermittlung "mitschneiden" zu können, ließ er seine Kontakte spielen. Einen Makler habe er auf das mögliche Geschäft mit dem Ungarn angesprochen, schließlich auch einen Bankdirektor. Der habe Interesse gezeigt und ihm am Ende seinen Neffen als Abnehmer der Blüten genannt.

Kein Neffe, sondern verdeckter Ermittler

Der vermeintliche Neffe war in Wahrheit ein verdeckter Polizeiermittler. Als der Deal Anfang Juni in der Wiener Wohnung des Burgenländers über die Bühne gehen sollten, klickten für diesen, den 43-Jährigen Ungarn sowie dessen Familienmitglieder, die er sicherheitshalber mit in die Bundeshauptstadt genommen hatte, weil er dem Österreicher misstraute, am Montecucculi-Platz in Hietzing die Handschellen.

Bei dem zur Gänze sichergestellten Falschgeld handelt es sich laut Polizei um eine der größten "Blüten"-Beschlagnahme auf österreichischem Boden seit Einführung des Euro. Der Slowake konnte vorerst nicht ausgeforscht werden, was insofern verwunderlich erscheint, als nach Angaben der Verteidigerin des Burgenländers, Sonja Scheed, ihr Mandant dessen Aufenthaltsort kennt und der Polizei auch die exakte Wohnanschrift genannt haben soll.

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