Masterplan für Wiener Spitäler entzweit Betroffene

Das Reformpapier sorgt für Unmut in der Rudolfstiftung
Von „katastrophal“ bis „mutig“ reichen die Bewertungen für das Wiener Spitalskonzept 2030.

Seit der Masterplan für die Wiener Spitalsreform 2030 auf dem Tisch liegt, herrscht Aufruhr in der Rudolfstiftung. Wie berichtet wurde das Papier am Donnerstag den Primarärzten der Wiener Gemeindespitäler präsentiert. „Das Konzept ist katastrophal. Nicht nur für unser Haus, sondern auch für die anderen Spitäler“, empört sich Karl Pogats, Betriebsrat in der Rudolfstiftung.

Der Grund für seine Aufregung: In dem Papier scheinen einige wichtige bettenführende Abteilungen nicht mehr auf. Etwa die HNO, die Urologie oder die Neurochirurgie. „Damit wird die Rudolfstiftung auf ein Spital heruntergefahren, das diesen Namen nicht mehr verdient. Die Personalvertretung wird das sicher nicht so hinnehmen“, kündigt Pogats an. Eine Expertengruppe werde das Konzept jetzt genau analysieren.

Damit wartet viel Überzeugungsarbeit auf Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ): „Die Rudolfstiftung ist und bleibt eine wesentliche Säule in der medizinischen Versorgung in Wien“, beschwichtigt sie in einem Brief den Betriebsrat. Wie berichtet, sollen in dem Spital laut Masterplan zwei Schwerpunkte entstehen: Ein Mutter-Kind-Zentrum und eines für die Behandlung von Organen im Bauchraum.

Gelassenheit

Schauplatzwechsel: Im Krankenhaus Hietzing ist die Urologie-Abteilung ebenfalls nicht mehr im Masterplan enthalten. Für ihren Chef Heinz Pflüger aber noch lange kein Grund, jetzt schon auf die Barrikaden zu steigen. „Das Papier ist ja erst ein roher Entwurf, der sicher noch drei Mal überarbeitet wird“, bleibt er gelassen. Es sei doch klar, dass die Wiener Spitalslandschaft umgebaut werden müsse.

Masterplan für Wiener Spitäler entzweit Betroffene
BILD zu OTS - "Das Programm ist sportlich, kulinarisch und medizinisch eine Herausforderung" freut sich der Organisator, der international anerkannte Urologe Prof. Heinz Pflüger.
Den Protesten der Personalvertreter in der Rudolfstiftung kann er deshalb nichts abgewinnen. „Es ist wieder einmal typisch österreichisch, dass sich nichts ändern darf.“ Und weiter: „Der Wiener Krankenanstaltenverbund hat noch niemanden auf die Straße gesetzt – es sei denn, er hat goldene Löffel gestohlen.“

Als „mutiges, wenn auch längst überfälliges Konzept“ bewertet der Wiener Gesundheitsökonom Ernest Pichlbauer den Masterplan. „Erstmals nimmt man darin ernst, dass die ambulante Versorgung vor die stationäre kommt.“

Masterplan für Wiener Spitäler entzweit Betroffene
Ernest Pichlbauer

Auch die Aufteilung der Schwerpunkte sei grundsätzlich richtig. Vieles müsse aber noch diskutiert werden – etwa ob die Onkologie allein in den Zentren angesiedelt sein soll. Und eine Frage wird laut Pichlbauer im Umsetzungsprozess noch spannend: „Ist die Politik auch stark genug, an diesem Plan festzuhalten?“

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