Fuzo wächst, Gastgärten schrumpfen
Die Mariahilfer Straße ist ruhiger geworden. Eigentlich ideal zum Draußensitzen. Schade nur, dass ich zehn Prozent meiner Fläche verloren habe", sagt Paul Kothbauer. Er leitet das Café Certo im Generali Center.
Weniger Autos, weniger Lärm, weniger Abgase. Dafür mehr Platz für Flanierer und mehr Ruhe für das Eis oder den Kaffee in der Nachmittagssonne. Durch die Umgestaltung der Mariahilfer Straße haben sich viele Gastronomen ein besseres Geschäft in ihren Schanigärten erhofft. Doch das neue Gastgarten-Konzept erlaubt weniger Tische.
Einheitlich
Dazu kommen für Kothbauer 3800 Euro, die er für die neue Umgestaltung seines Gartens investieren musste. Denn das neue Schanigartenkonzept auf Wiens größter Einkaufsstraße sieht neben den vorgegebenen Modulgrößen ein einheitliches Design vor. Die Schanigartenbereiche müssen rechteckig sein und die Sonnenschirme in Weiß- oder Grautönen. Das Lokallogo darf maximal fünf Prozent des Schirms ausmachen und Abgrenzungen dürfen maximal einen Meter hoch sein.
"Zu viel Bürokratie"
Wiener Neos-Spitzenkandidatin Beate Meinl-Reisinger findet dieses Konzept absurd: "Der Schanigarten ist das Freiluft-Wohnzimmer der Wiener. Schon allein die Inbetriebnahme erfordert viel Ausdauer seitens der Wirte, denn der Antrag muss jedes Jahr neuerlich gestellt werden. Mit der überbordenden Bürokratie wird den Gastwirten das Leben schwer gemacht." Meinl-Reisinger fordert mehr Transparenz, weniger Zwangsnormierungen. Geht es nach den Neos, sollen Gastgärten das ganze Jahr lang möglich sein – und nach Absprache mit den Anrainern auch bis 24 Uhr. "Die Stadt braucht lebendige Gastgärten und keine Schikanigarten."
Platz für Passanten
Im Büro der Stadträtin Maria Vassilakou verweist man auf die zuständigen Magistratsabteilung 28 (Straßenbau). Matthias Holzmüller von der MA 28 sieht keinen Grund zur Aufregung. "Ja, die Schanigärten sind teilweise kleiner. Aber dafür gibt es mehrere Gründe", sagt Holzmüller. Das Konzept sei zudem in Absprache mit der Wiener Wirtschaftskammer entstanden. "Wir haben versucht, allen Anspruchsgruppen Genüge zu tun." So sei man auch dem Wunsch nach mehr konsumfreien Aufenthaltszonen nachgekommen. Damit Passanten genug Platz zum Schaufensterbummeln haben, wurden die Schanigärten außerdem weiter in die Mitte gerückt. Zusätzlich muss es aufgrund einer neuen Regelung der Feuerwehr alle 20 Meter einen Durchgang geben.
Bortolotti-Chef Domenico Grandi gibt die Hoffnung auf mehr Tische aber noch nicht auf: "Warten wir einmal, bis sich die neue Straße etabliert hat. Vielleicht kann man einige Regeln dann ja noch einmal besprechen."
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