MA 48: Degradierung für kritische Mitarbeiter

Ein langjähriger Müllaufleger verdient etwa 2000 Euro netto. Doch er kann jederzeit auch für andere Arbeiten herangezogen werden.
Zwei Personalvertreter wurden nach Kritik versetzt und verlieren damit ein Drittel ihres Gehalts.

Bau keinen Mist" ist auf vielen Werbesujets der MA 48 zu lesen. Glaubt man Personalvertretern der neu gewählten Liste Alt-Wien FSG, gilt das vor allem für die Mitarbeiter. "Es herrscht ein System von Einschüchterungen und Angstmache", erzählt Personalvertreter Christian Tucek. Immer wieder würden sich Müllaufleger bei ihm und seinem Kollegen Peter Zeilinger melden und ihre Probleme klagen. Etwa ein Kollege, der Abenteuerliches von der Diensteinkleidung berichtet: "Ich habe 42er Schuhgröße, die Ausgabestelle gab mir 44er. Auf meinen Hinweis, dass die Schuhe zu groß sind, wurde mir gesagt, dass ich einfach zwei Paar Socken anziehen soll."

Vor Kurzem sagte Tucek in einem Arbeitsprozess für einen Mitarbeiter aus. Seitdem ist er nicht mehr als Müllaufleger eingeteilt, sondern wurde in die Kübelwäscherei versetzt. Zeilinger muss auf der Deponie Rautenweg Putzdienste leisten.

Zulagensystem

Die Konsequenz: Sie verloren ihre Zulage als Müllaufleger. Innerhalb der MA 48 gibt es viele Posten. Das reicht vom Portier über die Straßenkehrer bis zu den Müllauflegern. Je nach Einsatzgebiet gibt es unterschiedliche Zulagen. Für Müllaufleger machen sie netto ein Drittel des Gesamtgehalts aus. Statt 2000 muss Zeilinger nun mit 1360 Euro auskommen. "Jetzt steht Weihnachten vor der Tür. Doch mit den Geschenken wird es heuer sehr, sehr schwer", sagt Zeilinger. Die Diensteinteilung macht eine zentrale Dienstleitung. "Wer nicht spurt oder dem Chef nicht genehm ist, wird auf einen schlechter bezahlten Job versetzt", sagt Tucek.

Die zuständige Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) hält in einem Schreiben an die Personalvertreter fest, dass ihre Versetzung keine sei, da sie nur innerhalb der MA 48 andere Tätigkeiten verrichten würden.

Das bringt ÖVP-Gemeinderätin Karin Holdhaus auf die Palme: "Dass Mitarbeiter der MA 48 zuerst von ihren Vorgesetzten ignoriert werden und dann dafür bestraft werden, dass sie Missstände aufzeigen, ist inakzeptabel und beschämend für die Stadt Wien als Arbeitgeberin", sagt Holdhaus zum KURIER. Sie hat in der Causa bereits eine Anfrage im Gemeinderat eingebracht.

MA48-Chef Josef Thon kann die Vorwürfe nicht nachvollziehen. Es komme immer wieder vor, dass Mitarbeiter für andere Aufgaben herangezogen werden, sagt Thon, der das Zulagensystem verteidigt: "Die Aufgaben innerhalb der MA 48 sind sehr verschieden. Ein Einheitsgehalt kann das nicht abdecken. Daher braucht es Zulagen." Die Stadt arbeite aber daran, das Zulagensystem bis 2017 zu reformieren.Die Vorwürfe selbst sieht er gelassen. "Wir haben in der gesamten MA 48 3400 Mitarbeiter. Da werden Sie immer wen finden, der mit etwas nicht zufrieden ist. Der vorliegende Fall dürfte aber eher ein Streit innerhalb der Personalvertretung sein."

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