Lueger-Ring hat einen neuen Namen

Lueger-Ring hat einen neuen Namen
Die Straße heißt ab sofort "Universitätsring" - auf Google Maps findet sie sich unabsichtlich unter der Bezeichnung "Unbenannt Worden".

Der Dr.-Karl-Lueger-Ring in Wien ist ab sofort Geschichte: Der prominente Straßenabschnitt zwischen Burgtheater und Schottengasse heißt nun Universitätsring. Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (S) enthüllte am Mittwoch im Beisein von Uni-Rektor Heinz Engl die erste der neuen Straßentafeln. In den nächsten Tagen werden alle 18 Schilder und sechs Hausnummerntafeln entlang des 620 Meter langen Ring-Stücks ausgetauscht. Stadtpläne und Aufgangstafeln der Wiener Linien werden ebenfalls angepasst.

"Damit kommt eine lange Geschichte zu einem guten Ende", freute sich der Ressortchef. Mailath-Pokorny wies einmal mehr darauf hin, dass der frühere Wiener Bürgermeister Karl Lueger (1844-1910) zwar wichtige kommunalpolitische Verdienste erreicht, aber gleichzeitig den "populistischen Antisemitismus" eingeführt habe. Man wolle mit der Umbenennung ein Zeichen für ein differenziertes Lueger-Bild setzen. Ausschlaggebend für die Entscheidung sei der ausdrückliche Wunsch der Universität gewesen, bis zu ihrem 650-Jahr-Jubiläum 2015 nicht mehr an dieser "unwürdigen" Adresse liegen zu wollen.

Parallel-Adressen

Lueger-Ring hat einen neuen Namen

Unter Rücksichtnahme auf die ansässigen Büros und Institutionen hat die Stadt mit der Post ausverhandelt, dass die alten und neuen Adressen für einen gewissen Zeitraum parallel gültig sind. Der Kulturstadtrat betonte heute, dass man die anfallenden Kosten für neue Meldezettel bzw. Hausnummern übernehme. Damit bleibe für die Betroffenen nur die Änderung von Drucksorten - also Visitenkarten oder Briefpapier.

Mailath-Pokorny betonte heute erneut, dass keine weiteren Namensänderungen in Wien angedacht seien. Ob dies in Einzelfällen doch passieren könnte, werde man nach Vorliegen des Berichts der von der Stadt eingesetzten Historikerkommission wissen. Diese prüft derzeit sämtliche namensbezogenen Bezeichnungen der Bundeshauptstadt auf etwaige geschichtliche Belastungen. Ein Ergebnis soll im Lauf des nächsten Jahres vorliegen. Für das umstrittene Lueger-Denkmal beim Stubentor könne er sich eine "Kontextualisierung" mit künstlerischen Mitteln bzw. Hinweistafeln vorstellen, betonte er einmal mehr.

Die nun erfolgte Umbenennung ist nicht die erste für den betroffenen Ring-Abschnitt. Das Teilstück wurde 1870 eröffnet und hieß zunächst Franzensring. Nach dem Ende der Monarchie wurde es 1919 in Ring des 12. November umbenannt, um an den Tag der Ausrufung der Republik zu erinnern. Als sich die politischen Verhältnisse in Österreich erneut änderten, wurde 1934 - in der Zeit des Ständestaates - die Straße in zwei Abschnitte geteilt. Der Bereich zwischen Burgtheater und Schottengasse hieß seitdem Dr.-Karl-Lueger-Ring. Dieser Name ist mit der Änderung auf Universitätsring nun ebenfalls Geschichte.

Google Maps hat den Ring übrigens noch einmal anders getauft: Sucht man dort nach dem Straßenstück, so wird der Abschnitt unter dem Namen "Umbenannt Worden" angezeigt.

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