Liebesbriefe des Kaisers gestohlen

Liebesbriefe des Kaisers gestohlen
Tresor eines Sammlers geplündert. Polizei: "Sie wissen nicht, was sie erbeutet haben“.

Besten Dank für die Nachfrage. Es geht mir eigentlich gut, aber sehr müde, keinen Augenblick Zeit zum Schreiben“: Kaiser Franz Joseph schrieb fast täglich an die Schauspielerin Katharina Schratt. Mehr als 30 Jahre währte die Freundschaft – die vermutlich auch eine jahrelange Liebesgeschichte zwischen den beiden war. Hunderte Briefe sind in der Nationalbibliothek erhalten. Nur wenige befinden sich im Besitz privater Sammler.

Vor Kurzem wurden allerdings 22 Briefe des Kaisers – an Schratt und Erzherzog Franz Ferdinand – aus einem Tresor gestohlen.

„Die Briefe waren in einem Möbeltresor in einem Mehrfamilienhaus im 17. Bezirk verwahrt“, sagt Mario Hejl, Sprecher des Bundeskriminalamtes. Gezielt dürfte dieser Diebstahl aber nicht geschehen sein. „Der oder die Täter haben alles mitgenommen, was in dem Tresor war. Darunter auch Bargeld. Vermutlich wissen sie gar nicht, was sie erbeutet haben.“ Hinweise auf die Täter gibt es keine.

Hoher Wert 

Die Briefe sind zig-Tausende Euro wert. Erst vor wenigen Jahren wurde ein Brief des Kaisers an die Schratt im Dorotheum um 6250 Euro versteigert. „Das war allerdings ein besonderes Exemplar. Darin schreibt der Kaiser über den Tod von Kronprinz Rudolf“, sagt Dorotheum-Sprecherin Doris Krumpl.

Bis zum Tod des Kaisers standen er und die berühmte Burgschauspielerin in engem Kontakt. Und ausgerechnet Kaiserin Elisabeth förderte diese Beziehung. „Sie selbst hat die beiden verkuppelt“, sagt KURIER-Historiker und Buchautor Georg Markus. „Dadurch konnte sie auf Reisen gehen.“ Der Kaiser lernte die Schauspielerin in einem Maler-Atelier näher kennen. Franz Joseph besuchte daraufhin zahlreiche Burgtheater-Vorstellungen.

Über die Art der Beziehung wurde strengste Diskretion gewahrt. Doch in einem erhaltenen Brief aus dem Jahr 1896 schreibt der Monarch: „ Da ich am 19. ungefähr um 6 Uhr Früh in Schönbrunn eintreffen werde, so werde ich mir erlauben, um 8 Uhr oder etwas später in der Gloriettegasse zu erscheinen, in der Hoffnung, Sie, den Zeitumständen entsprechend, endlich wieder einmal zu Bett zu finden.“

In der Gloriettegasse, gleich vis a vis von Schönbrunn, hatte ihr der Kaiser eine Villa geschenkt. „Er kam auch oft zum Frühstück zu ihr“, erzählt Experte Markus. Auch Schmuck und finanzielle Zuwendungen waren keine Seltenheit – Katharina Schratt galt als leidenschaftliche Spielerin.

Und sie galt als begehrte Frau. Verheiratet war sie mit einem ungarischen Diplomaten, Nikolaus Kiss de Ittebe. Graf Hans Wilczek verehrte sie ebenso wie Schauspiel-Kollege Viktor Kutschera.

Schratt sammelte die erhaltenen Liebesbriefe. Der Kaiser selbst vernichtete alle. „Nur ein paar Entwürfe der Briefe von Schratt sind erhalten. Deshalb weiß man in etwa, was sie ihm geschrieben hat.“

Nach dem Tod des Kaisers zog sich die Schauspielerin zurück und starb 1940 in Wien.

Kommentare