Eislaufverein: Ein Hochhaus und seine Gegner

Eislaufverein: Ein Hochhaus und seine Gegner
Die Umbaupläne für das WEV-Areal sorgen für heftige Kritik.

Wenn in Wien ein neues Hochhaus gebaut wird, sorgt das rasch für böses Blut unter Anrainern. Nicht anders verhält es sich auch beim 73 Meter hohen Wohnturm, den der Immo-Entwickler WertInvest im Zuge der kompletten Neugestaltung des Eislaufverein-Areals beim Heumarkt bauen will.

Das umstrittene Bauprojekt war Thema des Stadtgesprächs, zu dem KURIER und Wien heute Montagabend ins Akademische Gymnasium am Beethovenplatz eingeladen haben.

Die große Mehrheit der mehr als 100 Besucher will von einem Hochhaus direkt an der Innenstadt-Grenze nichts wissen: "Ich glaube nicht, dass Touristen nach Wien kommen, um sich unsere Hochhäuser anzuschauen", kritisiert etwa Franz Neuwirth von der neu gegründeten Initiative Stadtbildschutz.

Weltkulturerbe

Er befürchtet, dass aufgrund des Neubaus die Innenstadt ihren Status als Weltkulturerbe verlieren wird, sollten die Pläne nicht doch noch geändert werden: "Schon das ursprüngliche Projekt für Wien Mitte musste deshalb zurückgenommen werden. Dabei befindet sich das Areal nur in der Pufferzone des Weltkulturerbes", sagt Neuwirth, früher der zuständige Beauftragte in der Bundesregierung. "Mit dem WEV-Projekt ist jetzt die Spekulation ins Kerngebiet des Weltkulturerbes vorgedrungen."

"Der Politik und die Projekt-Jury ging es nicht um Qualität, sondern allein um die Maximierung von Nutzflächen", assistiert ihm eine weitere Besucherin, selbst freischaffende Architektin.

Bilder vom KURIER-Stadtgespräch

Eislaufverein: Ein Hochhaus und seine Gegner

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Eislaufverein: Ein Hochhaus und seine Gegner

Eislaufverein: Ein Hochhaus und seine Gegner

Die WertInvest-Vertreter widersprechen energisch: "Mit seiner Kubatur liegt das Gesamtprojekt nur fünf Prozent über jener, die schon mit der aktuellen Flächenwidmung möglich wäre“, betont Projektkoordinator Klaus Wolfinger. Den Vorwurf, es gehe hier rein um Spekulation, weist er zurück: "Schließlich haben wir uns verpflichtet, das Areal des Eislaufvereins zu modernisieren.“ Zusätzlich entstehe eine Eishalle, die ganzjährig öffentlich genutzt werden könne, sowie ein attraktiver Vorplatz für das Konzerthaus, auf dem Freiluft-Musikevents möglich werden.

Der Wiener Eislaufverein hat für das Areal einen Mietvertrag bis 2058. "Wir werden darauf achten, dass unser Betrieb in der selben Qualität wie bisher bleiben wird“, betont WEV-Sprecher Peter Menasse.

Dass das Weltkulturerbe in Gefahr ist, glaubt WertInvest-Geschäftsführerin Daniela Enzi nicht: "Zu seinen Kriterien gehört ja auch, dass verschiedene architektonische Epochen ineinanderfließen.“

Hotelumbau

Sorgen machen sich allerdings auch die Mitarbeiter des Hotel Intercontinental, das im Zuge der Neugestaltung komplett renoviert wird: "Ein Trakt des Hotels wird dabei abgerissen. Eine Sanierung bei gleichzeitigem Hotel-Teilbetrieb ist daher unmöglich", sagt Personalvertreter Rudolf Komaromy. "280 Mitarbeiter werden dann für 15 bis 20 Monate ihren Arbeitsplatz verlieren." Es sei noch zu klären, so Enzi dazu, ob während der Renovierung eine Schließung des Hotels nötig sei.

Alles über die KURIER Stadtgespräche lesen Sie hier: kurier.at/stadtgespraeche oder auf facebook.com/WienerStadtgespraeche

Unterdessen erhalten die Gegner des Hochhaus-Projekts beim Eislaufverein weitere Unterstützung aus der Wiener Architekturszene. In einem offenen Brief an Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne) sprechen sich namhafte Architekten und Universitätsprofessoren, darunter Marta Schreieck, Gabu Heindl und Christian Kühn, gegen eine Widmung auf Basis des Siegerprojekts aus.

Die Experten warnen davor, "dass ein Luxuswohnturm an diesem Standort weder stadträumlich noch stadtpolitisch zu rechtfertigen ist und einen Präzedenzfall für die Zukunft des gesamten Ringstraßenbereichs darstellen würde". Auch die Sorgen der Anrainer, dass der Innenstadt der Welterbe-Status abhanden kommen könnte, kommt in dem Schreiben zur Sprache.

Zur Stellungnahme

73 Meter

Der brasilianische Architekt Isay Weinfeld plant an der Rückseite des Hotel Intercontinental einen 73 Meter hohen Wohnturm. Dieser soll damit gleich hoch werden wie der Ringturm.

Nebengebäude

Auf der Heumarkt-Seite ist ein viergeschoßiges Haus geplant, das eine Indoor-Eis-Trainingshalle sowie einen Turnsaal beherbergt.

Eislaufverein

Die Eislauffläche soll gleich groß bleiben (6000 ), wird aber zur Lothringer Straße rücken, deren Fahrspuren dafür versetzt werden.

Bilder der Architekten-Entwürfe für das Areal

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