KURIER-Leser spendete 100 Matratzen für Flüchtlinge

Bascha (rechts) brachte die Matratzen persönlich bei der Caritas vorbei.
Franz Bascha aus Niederösterreich unterstützt die Caritas. Weitere Hilfe wird benötigt.
KURIER-Leser spendete 100 Matratzen für Flüchtlinge
"Ich könnte es mir ja einfach gemütlich machen", meint Franz Bascha. "Aber lieber mache ich es denen gemütlich, die es ungemütlich haben." Um rasch und unbürokratisch zu helfen, beteiligte sich der Chef einer Möbelmanufaktur in Ebreichsdorf (NÖ) an derKURIER-Aktion "Leser helfen", die Flüchtlingen zugutekommt.

Gemeinsam mit seinen vier Mitarbeitern arbeitete der Unternehmer das Wochenende durch, um der Caritas am Montag 100 neue Matratzen liefern zu können.

Die ersten 20 kommen einer syrischen Flüchtlingsfamilie in der Brigittenau sowie dem Karwanhaus zugute. Das Flüchtlingsquartier in der Josefstadt beherbergt zurzeit 183 Menschen. Der Rest wird auf andere Caritas-Einrichtungen aufgeteilt. Insgesamt stellt die Hilfsorganisation in Wien zurzeit 789 Plätze in fünf Flüchtlingshäusern zur Verfügung.

Bei der Caritas ist man für das großzügige Geschenk dankbar. "Das ist ein Zeichen der Wertschätzung für die Flüchtlinge", sagt Philippa Wotke, Leiterin des Karwanhauses. "Es zeigt ihnen, dass sie den Menschen hier etwas wert sind; dass sie etwas Gutes bekommen, nicht bloß Second-Hand-Ware."

Abgesehen von Matratzen werden auch Bettwäsche, Handtücher, Hygieneartikel und Windeln dringend benötigt.

Kontrolle in Erdberg

Apropos Akuthilfe: Mitarbeiter der UNO-Flüchtlingsorganisation UNHCR haben das zuletzt kritisierte Notquartier in Erdberg unter die Lupe genommen – und ihm ein gutes Zeugnis ausgestellt. Die ehemalige Zollwache-Schule, in der rund 300 Flüchtlinge untergebracht sind, sei sehr geräumig und biete den Asylsuchenden Privatsphäre. Auch über das Essen habe es keine Beschwerden gegeben.

So können Sie den Menschen aus Syrien helfen:

ZEITSPENDEN

Caritas Wien
Tel.: 01 / 259 20 49

Asylkoordination Österreich/Connecting people
Tel.: 01 / 53 212 91 14

SACHSPENDEN

Bitte abgeben beim Portier der Flüchtlingsunterkunft des Innenministeriums in 1030 Wien, Erdbergstraße 186.

GELDSPENDEN

Caritas
Erste-Bank-Konto: IBAN: AT472011189089000000
BIC: GIBAATWWXXX
Verwendungszweck: Matratzen

Asylkoordination Österreich
BAWAG-Konto: IBAN: AT081400001810665749
BIC: BAWAATWW
Verwendungszweck: Spende connecting people

Caritas Niederösterreich:
Raiffeisenbank-Konto: IBAN: AT28 3258 5000 0007 6000
BIC: RLNWATWWOBG
Verwendungszweck: Flüchtlingsdrama Syrien

Caritas Oberösterreich:

Raiffeisenlandesbank
IBAN: AT203400000001245000
BIC: RZOOAT2L
Kennwort: Hungerhilfe

Caritas Vorarlberg:

Raiffeisenbank Feldkirch Nr. 40006
IBAN: AT32 3742 2000 0004 0006
BIC: RVVGAT2B422

Kennwort: Nothilfe Syrien

Rotes Kreuz

IBAN: AT57 2011 1400 1440 0144

BIC: GIBAATWWXXX

Kennwort: Syrien

Diakonie Flüchtlingsdienst

Spendenkonto Erste Bank: IBAN: AT97 2011 1287 2204 5678
BIC: GIBAATWWXXX

Flüchtlingsprojekt Ute Bock:

Verein Ute Bock Hypo Bank Tirol

IBAN: AT625700052011017499
BIC: HYPTAT22

Hilfswerk Austria International

PSK-Spendenkonto

IBAN: AT71 6000 0000 9000 1002

BIC: OPSKATWW

Kennwort: „Syrien

Verein Projekt Integrationshaus

Bank Austria
IBAN: AT07 1200 0006 7140 0000 BIC: BKAUATWW

Zeit- und Wissensspenden:

Tirol: Melden Sie sich bei der Caritas unter 0512 -7270-41 oder unter http://www.freiwillige-tirol.at/projekte

Die Mär vom Flüchtling, der es sich "bei uns" ja nur in der sozialen Hängematte gemütlich machen will, mag an so manchem Stammtisch verbreitet werden. Dass viele Österreicher anders denken und angesichts der Tragödie, die sich in Syrien abspielt, helfen wollen, zeigt das große Echo auf die KURIER-Aktion "Leser helfen".

"Nach den Berichten in der Vorwoche haben sich unglaublich viele Menschen bei uns gemeldet", sagt Petra Mühlberger, die die Freiwilligenarbeit der Caritas leitet und koordiniert: "Wir hatten Hunderte Anfragen, das Telefon hat ständig geläutet."

Die meisten, die ihre Hilfe angeboten haben, wollten und wollen den Flüchtlingen Zeit spenden – für Lernhilfe oder Kinderbetreuung. Der Bedarf daran ist jetzt einmal gedeckt, sagt Mühlberger. "Aber wir suchen noch dringend Ärzte, die sich als Freiwillige zur Verfügung stellen."

Benachteiligten helfen

Ärzte wie Caroline Fraihs, Allgemeinmedizinerin in Perchtoldsdorf (NÖ) und Wien-Hietzing. "Ich wollte schon als Studentin nach dem Studium ins ,arme‘ Ausland", erklärt die 51-Jährige. "Aber dann habe ich noch während des Studiums meine beiden Kinder bekommen und damit hatte sich die ganze Sache erübrigt." Bis jetzt. "Jetzt sind die Kinder erwachsen, jetzt hab ich wieder mehr Freizeit." Zeit, um "Menschen zu helfen, die benachteiligt sind".

Künftig wird Fraihs in Traiskirchen und im Haus Amadou der Caritas im 15. Bezirk helfen, wo 150 Flüchtlinge und Migranten untergebracht sind, großteils ohne Grundversorgung und Krankenversicherung. Mit Schwierigkeiten bei ihrer neuen Aufgabe rechnet Fraihs nicht. "Das einzige Problem mit den Flüchtlingen wird wohl ein sprachliches sein. Aber das ist bestimmt zu meistern. Ich bin ärztliche Leiterin in einem Pflegeheim und arbeite dort mit Demenzkranken – mit denen kann ich auch nicht kommunizieren, da muss ich mit der Kunst der Medizin herausfinden, was dem Patienten fehlt."

Panikattacken

Die meisten Kriegsflüchtlinge hätten psychosomatische Erkrankungen, sagt Irmgard Joo, die das Haus Amadou leitet. "Viele haben Panikattacken. Es passiert relativ häufig, dass ein Flüchtling plötzlich schlimme Kopf- oder Magenschmerzen bekommt und einfach umfällt." Daher sucht die Caritas dringend Psychiater, Psychologen und Psychotherapeuten als freiwillige Helfer.

Und natürlich weiterhin Geldspenden. Das Haus Amadou bekommt beispielsweise gerade einmal für jeden sechsten betreuten Flüchtling Geld vom Staat, die restlichen Plätze werden mit Spenden finanziert. Joo wünscht sich daher auch "fürs Haus mehr Geld – und für die Flüchtlinge, dass man sie menschenwürdig behandelt und nicht permanent im Kreis schickt"."Ich finde es traurig, wie in Österreich mit Flüchtlingen umgegangen wird", sagt auch Fraihs. "Wir leben in einem solchen Überfluss, dass es fast schon peinlich ist. Und trotzdem besteht nicht die Möglichkeit, mehr Menschen aufzunehmen?! Das ist beschämend."

KURIER-Hilfsaktion

KURIER-Leser spendete 100 Matratzen für Flüchtlinge
A Syrian Kurdish refugee woman with her daughter waits for transportation after crossing into Turkey from the Syrian border town Kobani, near the southeastern Turkish town of Suruc in Sanliurfa province October 2, 2014. More than 150,000 refugees have fled Kobani over the past two weeks alone, with a steady exodus continuing. Officials from Turkey's AFAD disaster management agency said some 4,000 crossed on Wednesday, and a similar figure the day before. REUTERS/Murad Sezer (TURKEY - Tags: POLITICS SOCIETY IMMIGRATION CIVIL UNREST CONFLICT TPX IMAGES OF THE DAY)

Das Schicksal der Flüchtlinge aus Syrien bewegt die Österreicher. Viele wollen helfen. Der KURIER zeigt, wie und wo Ihre Unterstützung am wirkungsvollsten ist. Beteiligen Sie sich an der Aktion, helfen Sie den Menschen in Not aus Syrien. Wie das geht, erfahren Sie hier.

Nicht nur bei der Caritas, auch bei der asylkoordination österreich haben sich nach den KURIER-Berichten viele Leser gemeldet. Rund 30 wollen im Rahmen des Projekts „Connecting People“ Patenschaften für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge übernehmen.

Eine davon ist die 41-jährige Caroline W. aus Wien. Die Bankangestellte war „ziemlich erschüttert, dass sich viele Gemeinden und Bundesländer so sträuben, Flüchtlingen zu helfen. Andererseits habe ich mir gedacht, die meisten Privatpersonen, inklusive mir selbst, machen es nicht anders. Aber irgendwas, außer mich aufregen, könnte ich eigentlich auch tun.“

Frau W. überlegte also, wie ihre Hilfe aussehen könnte, „und dann habe ich den KURIER-Artikel gelesen. Ich habe mir gedacht, ja, eine Patenschaft für einen minderjährigen Flüchtling zu übernehmen, das kann ich mir auch gut vorstellen.“

Die 41-Jährige fragte ihre Kinder, 12 und 14 Jahre alt, was sie von der Idee halten, ab und zu Zeit mit einem jungen Flüchtling zu verbringen – „und sie sind einverstanden“. Jetzt bekommt die Bankangestellte eine dreitägige Schulung, dann darf sich ein minderjähriger Flüchtling auf gemeinsame Unternehmungen mit der Familie freuen.

„Ich denke, wir können alle davon profitieren, wenn wir mithelfen, einem jungen Menschen den Start in ein neues Leben zu erleichtern“, sagt Frau W. „Jeder so, wie er eben kann.“

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