Krawalle in Wien-Favoriten: Wer sind die Akteure?

Krawalle in Wien-Favoriten: Wer sind die Akteure?
Während der Ausschreitungen in Wien-Favoriten prallten unterschiedliche Ideologien aufeinander. Doch wie setzen sich die einzelnen Gruppierungen zusammen?

Zuletz kam es mehrfach zu Ausschreitungen in Favoriten. Der grundsätzliche Konflikt entstand zwischen türkischen Nationalisten und kurdischen Aktivisten. Im Detail bestehen die beiden Lager jedoch aus verschiedenen politischen Gruppierungen, die die Gewaltspirale in weitertrieben. Unter der türkischen Nationalisten ließen sich Anhänger der rechtsextremen türkischen Bewegung "Graue Wölfe" finden.

Nicht nur Sympathisanten der Graue Wölfe bildeten die gewaltbereite Masse, sondern auch Anhänger der AKP, der Partei des amtierenden türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan. Wie der Soziloge Kenan Güngör dem Kurier gegenüber berichtete, hat die Türkei einen starken Einfluss auf die Geschehnisse in Favoriten. 

Auffallend ist, dass es sich um so viele junge, gewaltbereite Menschen handelt. Dass in so kurzer Zeit, so viele Personen mobilisiert werden konnten, bezeichnet auch Franz Eigner, Vizepräsident der Wiener Landespolizeidirektion als "Phänomen". Die Gruppe der Randalierer setzt sich vorwiegend aus Personen mit türkischem Migrationshintergund zusammen. Laut Polizeisprecher Patrick Maierhofer suchten aber auch nicht türkischstämmige Jugendliche den Konflikt.

Die Grauen Wölfe ist die bekannteste rechtsextreme Bewegung türkischer Faschisten und stehen der rechtsextremen Regierungspartei MHP nahe. Der österreichische Extremismusexperte Thomas Rammerstorf stuft die ideologischen Ansichten der Grauen Wölfe als "rassistisch, antisemitisch und diktatorisch-militarisch" ein. Als Erkennungszeichen der Gruppierung gilt der Wolfsgrß - dieser ist in Österreich seit 2019 verboten.

Die Gegenseite

Auf der anderen Seite stehen linke, kurdische Demonstranten, die vergangenen Mittwoch bei einer ihrer Kundgebungen attackiert wurden. Im Verlauf der weiteren Demonstrationen mischten sich dann auch Aktivisten von antifaschistischen Bewegungen oder antifaschistisch-kommunistische Fraktionen unter die Demonstranten. Im Gegensatz zu den Provokateuren setzte sich die linke Initiative vermehrt aus Personen unterschiedlichen Alters zusammen.

Bei den Kurden handelt es sich um eine staatenlose Völkergruppe, die die Schaffung eines unabhängigen kurdischen Staates zum Ziel hat. Seit den 1980er Jahren trägt die kurdische Arbeiterpartei PKK einen offenen, militanten Konflikt mit der Türkei aus. Innerhalb der Kurden gibt es unterschiedliche politische Gruppierungen mit verschiedenen Ideologien. In Österreich wird die PKK als eine Terrororganisation eingestuft. Die rechtsextremen Grauen Wölfe hingegen nicht.

Politischer Ideologienkampf

Die Krawalle im 10. Wiener Gemeindebezirk starteten vergangenen Mittwoch als Anhänger der rechtsextremen Grauen Wölfe eine Kundegebung eines kurdischen Frauenvereins störten. Auslöser für die gewaltsamen Auseinandersetzungen in Favoriten war das Aufeinandertreffen abweichender politischer Ideologien: türkischer Nationalismus und linke antifaschistische Bewegungen. Die türkischstämmigen Jugendlichen stempeln die linken kurdischen Demokraten pauschal als PKK-Terroristen ab. Auch türkische Oppositionelle gehören zu ihrem Feindbild.

Als Reaktion starteten linke Kurden am Tag darauf eine Protestkundgebung vor dem autonomen Ernst-Kirchweger-Haus (EKH), die ebenfalls von türkischen Ultranationalisten unterbrochen wurde. Im EKH ist neben einigen linken Politinitiativen auch der linke türkische Verein ATIGF untergebracht, was es am Donnerstag zum Ziel der rechtsextremen Türken machte. 

von Adrian Zerlauth

 

 

 

 

 

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