Kampf gegen Bahnlärm zermürbt Anrainer

Anrainer Carsten Löseke und Politikerin Eva Lachkovics wünschen sich ein strengeres Lärmschutz-Gesetz. Die Grüne startete eine Petition.
Lautes Quietschen stört die Wohnidylle in der Oberen Bahngasse.

Carsten Löseke wohnt gern in der Oberen Bahngasse. Die Lage ist gut und die Aussicht vom Balkon seiner vergleichsweise günstigen Wohnung im fünften Stock ebenfalls. Eines trübt die Stimmung des Wahl-Wieners mit deutschen Wurzeln allerdings gehörig: der permanente Lärm der S-Bahn. Wegen des lauten Quietschens muss Löseke die Fenster stets geschlossen halten – auch im Sommer.

Im Bezirk kennt man die Problematik bereits seit Jahren. Dass die ÖBB im Zuge des S7-Ausbaus Lärmschutzwände aufstellten, änderte an der Geräuschkulisse nur wenig. Insbesondere in der Oberen Bahngasse und in der Kärchergasse gibt es nach wie vor viele Lärm-geplagte Anrainer. "Im Josef-Illedits-Hof (einem großen Gemeindebau) haben die Bewohner zum Teil den Eindruck, dass sich alle zwei Minuten ein Erdbeben ereignet", berichtet die stellvertretende Bezirksvorsteherin Eva Lachkovics.

Die Grüne startete daher eine parlamentarische Bürgerinitiative und übergab Nationalratspräsidentin Barbara Prammer vor Kurzem eine Petition mit mehr als 500 Unterschriften. Darin wird ein einklagbares Recht auf Lärmschutz gefordert. "Wir haben zu zahnlose Lärmschutzgesetze", sagt sie. "Es gibt keine verbindlichen Grenzwerte. Die WHO spricht zwar von 65 Dezibel am Tag und 55 Dezibel in der Nacht – aber die ÖBB überschreiten diese Schwellenwerte ununterbrochen."

Einhausung wäre ideal

Bezirkschef Erich Hohenberger (SP) ist allerdings skeptisch, dass die Petition zu einer Lösung führen wird. Er setzt weiter auf Gespräche mit den ÖBB, um punktuelle Nachbesserungen zu erzielen. Unter anderem regt er ein räumlich begrenztes Tempolimit für die S-Bahn an. "Ideal wäre natürlich eine Einhausung. Aber das ist unrealistisch."

Seitens der ÖBB sind derzeit jedenfalls keine weiteren Lärmschutz-Maßnahmen vorgesehen. Holding-Sprecher Michael Braun verweist auf ein Angebot an die Anrainer, im Zuge des S7-Ausbaus Lärmschutzfenster zu fördern. Dieses ist allerdings mittlerweile ausgelaufen.

Für Löseke ist das Agieren der ÖBB ein "stümperhaftes Herumgewurschtel". Mit einer Lösung rechnet er so schnell nicht.

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