Jetzt steigen auch die Primarärzte auf die Barrikaden

Die Ärzte warnen vor einer Unterversorgung (Symbolbild)
Der Widerstand gegen Personalabbau und neue Dienstzeiten wird immer größer.

Der Widerstand gegen die geplante Neureglung der Ärzte-Dienstzeiten in den Wiener Gemeindespitälern wird immer größer. Nachdem am Montag bereits die Ärztekammer massivste Bedenken gegen den geplanten Abbau von 382 Dienstposten angemeldet hatte (der KURIER berichtete), steigen jetzt auch die Primarärzte des Krankenanstaltenverbunds (KAV) auf die Barrikaden.

"Diese Reduktion steht im Gegensatz zum Rest Österreichs, wo Ärztestellen vermehrt werden", heißt es in einem Schreiben der Primarärztevertreter der KAV-Spitäler an Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ). Das Papier der fünf Spitzenmediziner aus der Rudolfstiftung, dem Wilhelminenspital, des Kaiser-Franz-Josef-Spitals, des Krankenhauses Hietzing und Donauspitals liegt dem KURIER vor.

Der geplante Personalabbau und angedachte Zwölf-Stunden-Schichtdienst bereitet den Primarärzten nun Sorgen. Sie warnen vor erheblichen Einschränkungen in der Patientenversorgung: "Unter diesen Rahmenbedingungen erscheint es uns völlig unmöglich, die Leistungserbringung der KAV-Spitäler [...] in derzeitigem Umfang und derzeitiger Qualität aufrecht zu halten." Weiters fürchten die Primarärzte, dass es damit immer schwerer wird, junge Mediziner im KAV zu halten (siehe Faksimile).

Jetzt steigen auch die Primarärzte auf die Barrikaden

Weniger Nachtdienste

Für Ärger sorgt vor allem der schrittweise Abbau von Nachtdiensten um ein Drittel. Zwar soll stattdessen die Patientenversorgung zwischen 7 und 19 Uhr ausgebaut werden, "doch Patienten mit akuten Erkrankungen können sich an keine Stechuhr halten", warnt auch Gernot Rainer von der neuen Ärzte-Gewerkschaft Asklepios. "Dieses System läuft auf eine Gefährdung der Wiener hinaus."

Angesichts dieser massiven Einwände wird es immer fraglicher, ob das Dienstzeit-Paket in dieser Form überhaupt in Kraft tritt. Anfang März will die Ärztekammer die rund 3000 KAV-Ärzte dazu befragen. Geht die Abstimmung negativ aus, wird die Regelung wohl neu verhandelt werden müssen.

Gesundheitsstadträtin Wehsely wollte sich am Dienstag zu den Kritikpunkten nicht äußern. Dafür meldete sich Bürgermeister Michael Häupl zu Wort: "Wir setzen das um, was vereinbart wurde – auch mit der Ärztekammer." Schließlich habe der Ärztekammer-Präsident die neue Dienstzeit-Vereinbarung unterschrieben. "Und der wird ja noch wissen, was er unterschreibt." Von der Einsparung von zehn Prozent der Gemeindespitalsärzte steht in der unterzeichneten Regelung freilich nichts.

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