"Ich war ein ziemlich lästiger Gast"

"Ich war ein ziemlich lästiger Gast"
Fernsehstars Andreas Wojta und Christian Spatzek zu Gast in ihrer Lieblings-Buschenschank.

Auf den ersten Blick haben TV-Koch Andi Wojta und der ehemalige "Kaisermühlen Blues"-Polizist Christian Spatzek wenig gemeinsam. Zwar kennen beide die Arbeit vor der Kamera. Doch der eine hält sich vorwiegend in Kochstudios auf (gerade hat er für die Spezialausgabe von "Andi & Alex" in Unterpremstätten gedreht). Der andere hat mittlerweile ins Theater, genauer gesagt zum Theater Sommer Parndorf, gewechselt und dort im Regiesessel Platz genommen. Doch eines eint die beiden dennoch: Ihren Wein trinken sie oft und gern beim Heurigen Zahel am Maurer Hauptplatz (23. Bezirk). So auch an diesem Nachmittag, als der KURIER die beiden Stammgäste bei einem Gläschen vom Gemischten Satz trifft.

Morgentau

"Ich war ein ziemlich lästiger Gast"
Vor 15 Jahren hieß der Gemischte Satz beim Zahel allerdings noch "Morgentau", erinnert sich Wojta. Eineinhalb Stunden Stau auf der Tangente hat der heutige Koch und Chef des Minoritenstüberls auf sich nehmen müssen. Weil Wojta eigentlich am anderen Ende der Stadt wohnt, aber sein Vater davon überzeugt war, dass es dort, "das beste Schnitzel (natürlich mit Erdäpfelsalat) und den köstlichsten Morgentau der Stadt" gab. Und weil ihm der Morgentau wirklich sehr mundete, verschlug es ihn öfter dorthin. Irgendwann lernte er dann den Besitzer kennen. Und: "Es war Liebe auf den ersten Blick", scherzt Wojta.

Bei Gast Christian Spatzek brauchte es ein paar Blicke mehr. "Ich war wohl ein ziemlich lästiger Gast", muss Spatzek zugeben. So lästig, dass Winzer Zahel gar nicht anders konnte, als sich diesen Kunden irgendwann zu merken.

Die anfänglichen Schwierigkeiten sind heute vergessen – Spatzek kommt oft zu Mittag vorbei und verteilt Flyer für sein "Pawlatschentheater", eine Art Alt Wiener Stegreiftheater, das Spatzek seit vergangenem Jahr im Alten Maurer Rathaus organisiert. Heuer wurde Lumpazivagabundus zum Besten gegeben. Denn die Vorstadt liegt Spatzek am Herzen: künstlerisch wie kulinarisch.

Salonfähig

Was Regisseur Spatzek Winzer Zahel am meisten zugute hält: "Er hat den Gemischten Satz in Wien aus dem Dornröschenschlaf geholt und wieder salonfähig gemacht."

"Ich war ein ziemlich lästiger Gast"
Zu Besuch bei Winzer Richard Zahel im gleichnamigen Weinbau & Heurigen Zahel am Maurer Hauptplatz 9. Wien 16.09.2014
Denn der Buschenschank, der vor vier Generationen mit einem halben Hektar Wein und vier Heurigentischen seinen Anfang nahm, ist mittlerweile ein Betrieb, der jährlich eine halbe Million Flaschen Wein produziert und dafür Reben in allen Wiener Weinbauflächen stehen hat.

Das Sortiment wird bis nach Kanada oder China exportiert. Ein Gedanke, der beim Eintritt in die urige, mit dunklem Holz vertäfelte Stube zunächst verwundert. Doch Zahel hat im Laufe der Jahre aus der alten Buschenschank einen modernen Betrieb gemacht. Der, für Heurigen eigentlich sehr unüblich, seit kurzem sogar hausgemachtes Bier anbietet: Das Liesinger Lager. Damit Gäste nicht umhin kommen, seinen Wein zu trinken, selbst wenn er gerade nicht "ausg’steckt" hat, eröffnete er vor fünf Jahren einen Weinshop (und einen Präsentationsraum, einen Barriqueraum und ein Presshaus). Im Weinshop findet der Kunde auch das erste gemeinsame Wein-Projekt von Zahel und Wojta mit dem wienerischen Namen "Alles Wojzah". Ein Gemischter Satz, natürlich.

Heuriger Zahel 23., Maurer Hauptplatz 9

Während "trachtige" Veranstaltungen wie der Neustifter Kirtag oder die Wiener Wiesn immer mehr Menschen anlocken, sehen auch die urigen Heurigen am Stadtrand regen Zustrom. Der Weinbau hat in Mauer eine lange Tradition; erste Weingüter wurden bereits im 17 Jahrhundert gegründet.

Besonders "weinhaltig" ist die Maurer Lange Gasse. Gleich sechs Buschenschanken befinden sich alleine in dieser Gasse. Wer nach einem Spaziergang am Pappelteich, die Maurer Lange Gasse bergab schlendert, stößt zuerst auf den Heurigen Edlmoser (Nummer 123). Edelwinzer Michael Edlmoser, der auch den weltgrößten Weinwettbewerb, die Wine Challenge, organisiert, führt das 1629 gegründete Weingut. Mit seiner Mischung aus Tradition und Moderne, besticht der Edlmoser nicht nur durch seine Weine (sehr zu empfehlen: Maurerberg Gemischter Satz), sondern auch mit seinem gemütlichen Gastgarten.

Dicht gedrängt

Die Maurer Lange Gasse weiter bergab, kommt der Spaziergänger als Nächstes beim Heurigen Grausenburger* (der vergangenes Jahr gleich für zwei Rotweine die Goldmedaille bei der Wiener Landesweinbewertung für seinen Rotwein Uueniam - und zwar Jahrgang 2009 und 2011 - bekam). Als nächstes kommt der Lentz. Danach folgen dicht gedrängt der Weindorfer (der kommenden Samstag, 27.09., ein Country- und Linedance-Fest veranstaltet), der Stadlmann*, sowie der Hofer, der vielleicht nicht mit seiner Größe, dafür aber mit seinem familiären Charme überzeugen kann.

Ein Stückchen abgelegen und öffentlich nur mühsam zu erreichen, dafür mit einem beeindruckenden Ausblick über Wien, hat sich der Heurigen Wiltschko in der Wittgensteinstraße in den vergangenen Jahren zu einem richtigen Nobel-Heurigen etabliert. www.weinbauverein-mauer.at

*Korrektur, 27.09.2014: In einer ersten Version war auf den Heurigen Grausenburger als sechster Buschenschank in der Maurer Lange Gasse vergessen worden. Zudem war fälschlicherweise der Zierfandler Mandel-Höh als Steckenpferd des Heurigen Stadlmanns in Mauer angegeben worden; ein Wein, auf den der Heurige Stadlmann in Traiskirchen stolz ist.

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