Hummerkrautfleisch für Jedermann

Regisseur Brauneis kam durch Schauspieler Ofczarek ins Vestibül. Und der wurde von Domschitz mit Speisen geködert.
Schauspieler Nicholas Ofczarek kommt nicht nur zum Arbeiten, sondern auch zum Essen in die Burg.

Eigentlich ist Nicholas Ofczarek derzeit ja auf Diät. Gut, bis zum Mittagessen ist der Schauspieler das täglich. Aber heute ist er entschlossen, das Vorhaben den ganzen Tag durchzuziehen. Deshalb nur "etwas Leichtes". Mit diesen Anweisungen verschwindet Haubenkoch Christian Domschitz in die Küche des Vestibül.

An einem theatereigenen Restaurant kommt man als Schauspieler schwer vorbei; wenn in dem Lokal dann auch noch Christian Domschitz die Kochlöffel dirigiert, dann geht man selten woanders hin. Zumindest bei dem ehemaligen Jedermann und derzeitigem "Liliom"-Darsteller Nicholas Ofczarek war das so. Als der KURIER einen von Österreichs aktivsten Schauspielern in dem Restaurant trifft, unterhält er sich gerade mit Sebastian Brauneis, seines Zeichens Regisseur der TV-Serie "BÖsterreich". Mit ihm arbeitet der Burgschauspieler gerade an einem neuen Drehbuch. Verraten wird aber noch nichts.

Minus drei Grad

Brauneis ist eines der jüngsten Opfer, die Ofczarek zu Vestibül-Liebhabern machen konnte. Der entscheidende Moment der Verführung: Das Schnapsklappen-Essen während der "BÖsterreich"-Dreharbeiten; jenem Essen, das traditionell beim Filmdreh spendiert wird, wenn die Szenenzahl mit der Klappenzahl übereinstimmt. Als Nicholas Ofczarek und Robert Palfrader an der Reihe waren, fiel ihnen die Entscheidung nicht schwer. Und so bekam das 40-köpfige Filmteam um Mitternacht bei Minus drei Grad in St. Marx die Hummercremesuppe vom Koch persönlich serviert. (Jetzt bekommt Ofczarek gerade "ganz leichten" Zander mit Karfiol, Schalotten und weißem Trüffel aufgetragen. Ganz ohne Fett.)

Kein Schmutzfinger

Nicht nur fettig, auch ölig geht es meist bei Automechanikern zu. Das wollte Christian Domschitz ursprünglich werden. Und er hätte diesen Weg fast eingeschlagen. Bis er einen Automechaniker kennenlernte, der immer schwarze, ölige Fingernägel hatte. Nein, danke. Also konzentrierte er sich lieber aufs Kochen. Dass das eine gute Entscheidung war, zeigt sich unter anderem in der Auszeichnung 1999 zum kreativsten Koch Österreichs. Allzeit besonders beliebt ist sein Szegediner Hummerkrautfleisch.

Apropos Fleisch. Das kaufen Christian Domschitz und Nicholas Ofczarek beim selben Fleischhauer. Im Waldviertel. Eine Gegend, in der es laut Ofczarek – anders als es in seiner TV-Serie "Braunschlag" vielleicht den Anschein haben mag – "nur gute Dinge gibt". Jedenfalls hat die Erfolgsserie nicht nur das "echte" Braunschlag (das übrigens Eisgarn heißt) zu einem Touristenmagneten gemacht. Hollywood hat angeklopft und Interesse bekundet, eine US-Variante der Serie zu entwickeln. Und wen sieht Ofczarek in der amerikanischen Version des erfolglosen Discobesitzers Richard Pfeisinger? "Matthew McConaughey", kommt es von Brauneis. Damit könnte sich der echte Pfeisinger anfreunden, aber seine Prognose: "Es wird am Gewicht scheitern. Der Matthew müsste ordentlich zunehmen."

Schaumrollen

Dann müsste McConaughey nur öfters am Mittwoch ins Vestibül kommen. Da gibt es nämlich immer Schweinsbraten. Einer der Fixpunkte auf der Wochenkarte. Da können weder Hitzewelle noch die Kirche etwas ändern. Der Braten wird auch bei 30 Grad im Schatten verspeist. Oder am Aschermittwoch. Die obligatorische Nachspeise: Schaumrollen.

Weil an dem Tag jedoch nicht Mittwoch ist, gibt es das selbst gemachte Vanilleeis mit heißer Vanillesauce; "Vanille Pur". Zumindest für Sebastian Brauneis. Nicholas Ofczarek macht ja Diät. Als der Schauspieler jedoch einen Löffel Eis über den Tisch reichen muss, damit Domschitz ihn zur Kostprobe mit Cognac beträufeln kann, da wandert der Löffel am Rückweg doch in den Mund. Das war zu viel der Versuchung.

Wieder nichts mit der Ganztags-Diät.

Angebot
Wiener Küche, moderner Twist. Legendäres Hummerkrautfleisch.

Preise
Mittel- bis höherpreisig. Wiener Schnitzel vom Kalb 15 € bzw. 24 € (große Portion). 0,1 l Grüner Veltliner 5 €.

Atmosphäre
Stilvoll gemütlich. Viele Stammgäste, oft Schauspieler.

Selbst aktiv
Gäste können vom Haubenkoch lernen. Für 140 € dürfen sie einen Tag mitkochen.

Kochbuch
In Postkartenformat. Mit 64 seiner besten Gerichte. Preis: 58 €

Nicht nur das Burgtheater, auch sein bürgerliches Pendant, das Volkstheater, ist für sein hauseigenes Lokal bekannt. Ob ein Drink nach der Vorstellung oder ein Brunch Sonntagvormittag (für 23 Euro, inklusive einem Glas Sekt) – die "Rote Bar" mit seinem Ambiente aus Samt, Stuck und Marmor hat sich zu einem beliebten Treffpunkt etabliert.

Und zwar bei Alt und Jung. So treten am Sonntagnachmittag gelegentlich Kasperl und Pezi auf; des Abends Sänger wie Jazz-Queen Sabina Hank.

Fans der 1920er- bis 1950er-Jahre sei der "Cirque Rouge"-Maskenball am 24. Jänner ans Herz gelegt. Dabei werden Burlesque-Künstler wie Vicky Butterfly oder Kalinka Kalaschnikow ihr tänzerisches Können unter Beweis stellen.

Ein weiteres Lokal mit Verbundenheit zu einer Schauspielstätte ist das Theatercafé in Mariahilf. Vor zwei Jahren wurde es von Leo Doppler zu einem französischen Bistro umfunktioniert. Danach hatte es ein paar Monate einen italienischem Touch. Vergangenen Herbst wurde das Café nun von Kulinarium-Chef Philipp Prodinger übernommen.

Kabarett & Kleinkunst

Dass auch Kabarett und Kulinarik gern und oft zusammen auftreten, zeigt sich in Lokalitäten wie dem Orpheum in der Donaustadt. Hier werden Gäste beim Altwiener Suppentopf (3,90 €) und Paprikahendl (9,20 €) beispielsweise am 22. Dezember vom sich selbst spielenden Hader unterhalten. Am 2. Jänner redet dann das Trio maschek drüber.

Ebenfalls am Stadtrand, trotzdem nicht ganz so entlegen wie das Orpheum, präsentiert sich die Kulisse in Hernals. Am 7. Jänner rastet Andrea Händler dort aus – so heißt nämlich ihr neues Programm. Am 12. Jänner gibt Experte-für-eh-alles Günther "Gunkl" Paal dort einen "Stapel Anmerkungen".

Ein Abendessen bei dem man Theater nicht nur passiv konsumiert, sondern sogar aktiv daran teilnimmt, ist das Event "Dinner & Crime". In insgesamt sieben Restaurants (vom Hotel Astoria bis zum Schloss Wilhelminenberg) kann man das Angebot mittlerweile nützen, während des Abendessens einen Kriminalfall zu lösen. Für einen mörderischen Abend müssen Gäste 74 Euro pro Person zahlen.

Weniger gruselig dafür akrobatisch gestaltet sich das Abendessen im Palazzo. Haubenkoch Toni Mörwald bietet bereits seine zwölfte Saison im Spiegelpalast. Diesmal gibt es Show und Dinner auf der Kaiserwiese im Wiener Wurstelprater.

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