Kuriosen Fakten auf der Spur
Mathilde Gruber, gestorben am 15. Jän. 1918.
Franz Hauer. 18. März 1870.
Die Grabsteine der zwei Genannten befinden sich nicht auf einem Friedhof, sondern am Ufer des Wienflusses in Hütteldorf. "Bei der Befestigung des Flussbettes wurden damals Grabsteine verwendet", erzählt Thomas Harbich und spaziert noch ein bisschen weiter den Wienfluss entlang. "Beim Liesingbach gab es bis vor Kurzem auch noch Grabsteine, aber die wurden abgeschliffen. Leider."
Mittlerweile lesen mehr als tausend Menschen mit, wenn Harbich seine Fakten twittert. Zum Beispiel, dass der kleinste Gemeindebau Wiens jener in der Dommayergasse 5 mit fünf Wohneinheiten und einem Eingang ist (und in dessen Adresse trotzdem der Zusatz "Stiege 1" angegeben wird).
Oder dass die längste Rolltreppe Wiens jene in der U3-Station Zippererstraße in Simmering ist (eine Fahrt damit dauert übrigens exakt 50 Sekunden).
"Ich hätte ja nicht gedacht, dass das jemanden interessiert", sagt der 28-Jährige. Aber das tat es, also veröffentlichte er weitere Infos über die Bundeshauptstadt. "Es macht mir Spaß, weil es ein bisschen wie ein Detektivspiel ist."
Der Monk in ihm
Thomas Harbich geht mit offenen Augen durch die Stadt. Trotzdem übersieht er dabei manches: "Das eine oder andere Mal war es schon knapp mit einem Auto", erzählt er. Wer mit dem Studenten die Stadt erkundet, hört einen Satz besonders oft und zwar diesen: "Nur, weil ich’s grad sehe, ..." Dann erzählt Harbich sprichwörtlich im Vorbeigehen weitere Wien-Fakten.
Etwa über die Systematik der Wiener Straßenbeschilderung: "Ab 1862 wurden den Bezirken Farben für die Umrandung ihrer Straßenschilder zugeordnet", erzählt der Student. Der erste Bezirk war rot, der zweite lila, der dritte grün und so weiter. "Alle Gassen, die vom Zentrum der Stadt, also dem Stephansplatz, sternförmig wegführen, wurden mit eckigen Schilden beschriftet, alle Quergassen mit ovalen."
Und "weil er’s gerade gesehen hat, beim Spazieren, erklärte Harbich auch gleich, was es mit dem sogenannten "Wiener Null" auf sich hat: "Das Wiener Null befindet sich in der Mitte der Schwedenbrücke und ist ein eigenes Höhenbezugssystem in Wien." Es basiert auf dem Mittelwasser des Donaukanals bei der Schwedenbrücke und entspricht einer Höhe von 156,68 Metern über der Adria.
Bisher hat Harbich mehr als 600 WienFakten verfasst. Aufgrund der starken Nachfrage wandert er mittlerweile mit Interessierten auch zu den Schauplätzen der Wien-Fakten.
Die Grabsteine im Wienfluss entdeckte Harbich übrigens ganz ohne Recherche. "Ich dachte, wenn es die in Liesing gibt, müsste das auch auf den Wienfluss zutreffen. Solche Fragen lassen mir dann einfach keine Ruhe."
Zur Person
wurde am 1987 in Wien geboren und ist in Währing, dem 18. Wiener Gemeindebezirk, aufgewachsen. Heute lebt er im 19. Bezirk (Döbling). Harbich studiert Geschichte und Geografie auf Lehramt und schreibt aktuell an seiner Diplomarbeit zum Thema "Das Bild von Österreich im Schulfilm".
Wien Fakten
Am 23. Oktober 2014 twitterte Harbich unter dem Namen @tom_harb seinen ersten Wien-Fakt. Jeder dieser Tweets ist mit dem Hashtag #WienFakt versehen. An seine Infos gelangt er über Datenbanken, Bücher und eigene Recherchen. Jeder seiner Beiträge basiert auf drei Quellen.
Claudia Polaschek war die erste U-Bahn-Fahrerin Wiens – im Jahr 1992.
Breitenseer Lichtspiele sind das älteste Kino in der Bundeshauptstadt.
Beamtete Dienstkatzen halten in der Hofburg die Population von Mäusen gering.
1887 war das Jahr, in dem das erste Tröpferlbad in Wien öffnete. Und zwar in der Mondscheingasse 9 im 7. Bezirk.
3,4 Kilometer ist die Straßenbahnlinie 42 lang. Sie ist die kürzeste in Wien.
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