Hightech-Trick der Autoknacker

Chefinspektor Wolfgang Halwachs demonstriert die Masche der Kriminellen. Zum Einsatz kommen auch gewöhnliche Funkgeräte
Handelsübliche Geräte stören die Funkfernbedienung zum Schließen der Fahrzeuge.

Autoknacken mit einer Art Störsender steht derzeit in Wien und NÖ hoch im Kurs. 28 Mal haben in den vergangenen beiden Monaten diverse Banden alleine auf dem Parkplatz der Shopping City Süd (SCS) auf diese Art und Weise zugeschlagen. Bei einer Schwerpunktkontrolle mit zivilen Beamten hat die Polizei diese Woche einen ersten Erfolg gegen die gut organisierten Kriminellen gelandet. Insgesamt fünf mutmaßliche Hightech-Autoknacker sitzen in Wiener Neustadt in U-Haft.

Kriminalisten beobachten seit knapp drei Jahren die gewiefte Masche, mit der die Täter meistens auf großen Parkplätzen oder im Getümmel florierender Einkaufsstraßen zuschlagen. "Die Methode ist eigentlich ganz einfach", erklärt der Leiter des Kriminaldienstes im Bezirk Mödling, Chefinspektor Wolfgang Halwachs, "die Frequenz der Funkfernbedienung des Pkw wird durch einen anderen Funksender überlagert und damit so gestört, dass das Auto nicht verriegelt."

Im Zuge eines KURIER-Lokalaugenscheins am Parkplatz der SCS demonstriert der Kriminalist, wie die Täter vorgehen. Um den Funk-Sperrmechanismus am Wagen zu stören, greifen die Kriminellen auf handelsübliche Funkgeräte oder wesentlich kleinere Garagentoröffner zurück. "Man benötigt nur die richtige Frequenz, um das Signal zu stören. Die Täter halten sich in einem Umkreis von etwa zehn Metern auf", erklärt Halwachs.

Türgriff

Bei den Observationen habe sich gezeigt, dass über 90 Prozent der Autofahrer ihren Wagen mit der Funkfernbedienung schließen, während sie sich bereits vom Auto wegbewegen. "Kaum jemand greift an die Türschnalle, um zu kontrollieren, ob das Kfz wirklich zu ist", so der Kriminalbeamte. Die Autoknacker haben dann leichtes Spiel und können ungestört den Wagen plündern.

Weil die Einbrüche seit zwei Monaten massiv zugenommen haben, hat das Bezirkspolizeikommando Mödling diese Woche eine Aktion scharf mit zivilen Beamten durchgeführt – mit Erfolg. Am Dienstag wurden zwei Kroaten, 43 und 46 Jahre, festgenommen, als sie mit einem Garagenöffner versuchten, die Sperrmechanismen lahmzulegen.

Einer der beiden Verdächtigen hatte bei einem ähnlich gelagerten Fall am 26. Februar in Vösendorf seinen verräterischen Fingerabdruck auf dem Dienstwagen eines Händlers hinterlassen. Aus dem Pkw wurde eine Tasche mit 24.000 Euro gestohlen. Bei einer weiteren Observation sind der Polizei am Mittwoch neuerlich drei Täter ins Netz gegangen. "Sie wurden beobachtet, wie sie von einem Fahrzeug immer wieder zu Fuß ausgeschwirrt sind", so Halwachs. Nach einer Verfolgung bis zur Wiener Stadtgrenze wurde das bulgarische Trio im Alter von 26 bis 53 Jahren angehalten und festgenommen.

Bei einer Hausdurchsuchung an einer Scheinadresse im Wien-Penzing stellten die Beamten jede Menge Diebsgut aus zahlreichen Pkw-Einbrüchen in Wien und NÖ sicher. Darunter war eine Kamera-Ausrüstung im Wert von 30.000 Euro, Mobiltelefone, Notebooks und einiges an Bargeld.

Aufgrund der gehäuften Vorfälle speziell auf den Parkplätzen von Einkaufszentren hat die Polizei einige Tipps parat, wie man sich vor Kfz-Einbrüchen schützen kann. "Das Wichtigste ist, sich zu vergewissern, ob die Türen tatsächlich verriegelt sind", heißt es vonseiten der Polizei. Der Störsender kann von den Tätern nur während des Sperrvorganges durch den Fahrzeuglenker aktiviert werden. Ist der Lenker dabei schon einige Meter vom Fahrzeug entfernt, fällt es in den meisten Fällen nicht mehr auf, wenn die Türen nicht verriegeln. Der Störsender kann in einer Entfernung von 10 bis 15 Metern angewendet werden. Ein Rundumblick auf langsam fahrende Fahrzeuge sowie auf verdächtige Personen im Nahbereich sei ratsam. Bei verdächtigen Wahrnehmungen wird geraten, sofort die Polizei zu verständigen.

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