Heldendenkmal: Beirat gibt Empfehlungen ab

26. Oktober 2012: Staats- und Militärspitze während der Kranzniederlegung in der Krypta im Äußeren Burgtor anlässlich des Nationalfeiertages in Wien. Ein wissenschaftlicher Beirat empfiehlt nun eine Neugestaltung.
Musealisierung und neues Denkmal werden vorgeschlagen.

Der internationale wissenschaftliche Beirat zur Neugestaltung des Österreichischen Heldendenkmals im Äußeren Burgtor der Wiener Hofburg hat am Freitag seine Empfehlungen vorgelegt. Die Krypta, der Weiheraum und die Ehrenhalle sollen musealisiert und öffentlich zugänglich, das Gedenken der Republik verlegt werden: Neben dem Äußeren Burgtor soll ein neues Denkmal entstehen.

In zwei Workshops habe sich der im Mai einberufene Beirat intensiv mit dem Umgang mit Heldendenkmal und Gedenken der Republik beschäftigt, berichtete Projektleiterin Heidemarie Uhl in einem Pressegespräch. Dabei sei man zu zwei zentralen Empfehlungen gelangt: Einerseits soll das Heldendenkmal mit seinen drei Teilen Krypta, Weiheraum und Ehrenhalle nicht "überklebt" und völlig neu gestaltet werden, sondern vielmehr in historischen Kontext gebettet und so zu einem Lern- und Vermittlungsraum werden, berichtete Uhl.

So bleibe etwa die Skulptur des Toten Kriegers, unter der 2012 ein Nazi-Huldigungsschreiben des Bildhauers Wilhelm Frass und ein pazifistischer Aufruf vom Bildhauer Alfons Riedel gefunden worden waren, bestehen. "Wir wollen den Ort mitsamt seinen unterschiedlichen Zeitschichten von 1935 bis 1965 erhalten", meinte Uhl. Die Konzeption dieses Lernraums soll in einem Wettbewerb ausgeschrieben werden, wichtig sei jedoch, dass er täglich öffentlich zugänglich ist.

Geplant seien Vermittlungsangebote wie etwa Self-Guided-Tours oder Gruppenführungen, auch das Dach mit der Ehrenhalle soll betretbar werden. Temporäre Ausstellungen sind ebenfalls möglich. Der genaue Zeitplan sei derzeit Teil von laufenden Gesprächen - ebenso wie die Übernahme der Kosten, berichtete Uhl. Gewisse Zeitvorstellungen gibt es jedoch schon: "Das erste neue Gedenken soll bereits im nächsten Jahr stattfinden, wenn das auch sicher noch nicht den Abschluss der Neugestaltung darstellt", meinte Dieter Binder, Historiker an der Universität Graz und Mitglied des Beirats.

Denn eine Verlegung bzw. räumliche Trennung des offiziellen Gedenkens der Republik ist Teil der zweiten Empfehlung des Beirats: Rechts - vom Heldenplatz aus betrachtet - neben dem Äußeren Burgtor soll ein neues Denkmal der Republik entstehen, das allen "seit 1945 zu Tode gekommenen Angehörigen des Österreichischen Bundesheers und der Exekutive sowie jenen, die darüber hinaus im Einsatz für die Republik Österreich ihr Leben lassen mussten", gewidmet sein wird. Auch hier soll ein Wettbewerb über die künstlerische Gestaltung entscheiden. Ob das Denkmal der Exekutive, das sich bereits auf dem Areal neben dem Burgtor befindet, in die Gestaltung integriert wird, sei noch offen, meinte Uhl.

Der Kreis der Personen, denen hier per Kranzniederlegung künftig gedacht werden soll, werde so gleichzeitig enger und weiter, sagte Jörg Echternkamp von der Universität Halle-Wittenberg und ebenfalls Teil des international besetzten Beirats. Denn einerseits erinnere man sich an die Toten nach 1945, andererseits würden erstmals auch zivile Opfer miteinbezogen.

"Wichtig ist uns die Durchsicht auf die Ringstraße. Das Gedenken soll ins Alltagsleben und die Öffentlichkeit eingebettet werden und nicht in einem sakralen Raum hinter verschlossenen Türen stattfinden", erklärte Binder. Bisher sei die Zweite Republik ohnehin sehr zurückhaltend mit der Denkmalsetzung, meinte der Historiker. Nun habe man auch die Gelegenheit die "Gesamtverantwortung für ein gemeinsames Gedenken" zu übernehmen und zu zeigen, dass es ein Denkmal der gesamten Republik, nicht nur zweier Ministerien sei. Denn bisher sei das Gedenken in der öffentlichen Wahrnehmung stark mit dem Bundesheer assoziiert worden.

Das Heldendenkmal wurde 1934 als Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs errichtet. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Krypta, die sich im rechten Flügel des Äußeren Burgtors befindet, zudem den gefallenen österreichischen Soldaten der Deutschen Wehrmacht gewidmet. Im linken Flügel erfolgte 1965 die Einrichtung eines Weiheraums für die Opfer des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus.

Nach dem Bekanntwerden, dass sich auch SS-Kriegsverbrecher in den Totenbüchern des Gedenkorts befanden, sowie dem Fund einer nationalsozialistischen Jubelschrift des Bildhauers Wilhelm Frass und einer konterkarierenden Botschaft seines Mitarbeiters unter der Skulptur des Toten Kriegers, war die Krypta 2012 für die Öffentlichkeit geschlossen worden. Im Mai 2014 wurde der wissenschaftliche Beirat mit der Umgestaltung beauftragt, sie soll noch heuer beginnen.

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