Grünes Licht für Bereitschaftspolizei

Grünes Licht für Bereitschaftspolizei
Wien bekommt eine Bereitschaftspolizei – eine Einheit für Schwerpunkteinsätze, die an keine Bezirksgrenzen gebunden ist.

Ab 1. Oktober soll eine neue "Bereitschaftspolizei" Wien sicherer machen. In der ersten Ausbaustufe soll die Sonder­einheit 110 Beamte umfassen und Schwerpunktaktionen durchführen.

General Karl Mahrer, der operative Chef der Wiener Polizei, verweist auf gute Erfahrungen in Deutschland. Ein paar Beispiele aus den vergangenen Tagen: Auf einer Autobahnstation begannen Fußballfans zu randalieren. Binnen kurzer Zeit hatten die Autobahnpolizisten Unterstützung von 40 Kollegen der Bereitschaftspolizei. In Ispringen konnte eine vermisste Pensionistin nur mithilfe der Bereitschaftspolizei gefunden werden. Sie lag bereits dehydriert auf einem Bahndamm. Und in Bamberg-Land gelang es mit tatkräftiger Unterstützung durch Beamte der Bereitschaftspolizei aus Nürnberg, eine Serie von Alkoholdieb­stählen zu beenden.

Abriegeln

Ähnlich möchte Mahrer agieren. Seine De­vise lautet "Schwerpunktbildung". Mahrer: Wir müssen in der Lage sein, etwa bei Einbrüchen einen Wohnblock abzuriegeln."

Das war auch bisher möglich. Allerdings mussten bei Großaktionen die Beamten erst mühsam aus den zahlreichen Polizeiinspektionen zusammengeholt werden. Das kostet Zeit – und Überstunden.

Vergangenen Freitag gab es die Zustimmung der Personalvertretung und damit grünes Licht für Mahrer. Geplant ist keine eigene Polizeiorganisation wie in Deutschland. Daher lautet die offizielle Bezeichnung "Bereitschaftseinheit". Das strategische Konzept hat Oberstleutnant Werner Granig erarbeitet. Der hatte schon mit seinen Öffi-Schwerpunkten für gute Erfolge gesorgt. Die Führungscrew mit 16 Beamten ist bereits fix. Jetzt werden junge Beamte gesucht.

Die Bereitschaftseinheit wird vorübergehend im Amtsgebäude auf dem Josef-Holaubek-Platz untergebracht. Als endgültiges Quartier ist die Marokkaner-Kaserne angedacht. Dann wird die Einheit die Endausbaustufe von etwa 200 Beamten erreicht haben.

Die Polizisten werden Patrouillen und Überwachungen durchführen, wobei ihnen die Bezirksgrenzen egal sein können. Sie sind auch vom lästigen Papierkram befreit. Die Vorgaben für die Streifentätigkeit liefert Mahrers "Tatzeitmodell". Das ist eine Analyse, die errechnet, wann und wo mit Krimi­nalitätsschwerpunkten zu rechnen ist. Die Polizei­inspektionen verlieren zwar jene Beamte, die zur Bereitschaftseinheit abwandern – dafür müssen sie nicht mehr fürchten, dass ihnen durch die bisherigen "zentralen Kommandierungen" Beamte plötzlich und unerwartet abhanden kommen.

Für Mahrer ist die Bereitschaftseinheit auch ein wesentliches Instrument des Personalentwicklungskonzeptes. Denn bei der intensiven Streifentätigkeit können die jungen Beamten mithilfe ihrer älteren Kollegen viele Erfahrungen sammeln.

Bundesländer

Ob die anderen Bundesländer das Modell übernehmen, ist, so Mahrer, deren Entscheidung. Sein Konzept sei auf den großstädtischen Raum ausgelegt. Wie aber die Suche nach der fünfjährigen Franca in Kärnten (das Mädchen hatte in der Vor­woche bei einem Spaziergang den Opa verloren und war eine Nacht lang allein herumgeirrt) zeige, könne es durchaus auch im ländlichen Raum Bedarf für eine Bereitschaftseinheit geben.

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