Grüne Frauen: Keine Straße für NS-Opfer

Das einstige Spiegelgrund-Opfer Friedrich Zawrel
"Es ist vom feministischen Standpunkt nicht vertretbar, wieder einen Mann zu nominieren."

Er hatte als Zeitzeuge viel zur Aufarbeitung der Verbrechen in der einstigen Heil- und Pflegeanstalt "Am Steinhof", dem Wiener Zentrum der NS-Tötungsmedizin, beigetragen. Nun soll dem Ende Februar verstorbenen Spiegelgrund-Opfer Friedrich Zawrel (mehr dazu hier) eine Straßenbenennung verweigert werden – zumindest wenn es nach den Grünen Frauen Wien geht.

"Die Grünen Frauen Wien bemühen sich seit Jahren, Flächen im öffentlichen Raum nach Frauen zu benennen. Letztes Jahr wurden im Bezirk zwei Straßen nach Männern benannt", schreibt Elfriede Schuh, Vorstandsmitfrau der Grünen Frauen Wien, in einem Mail, das im Kurznachrichtendienst Twitter veröffentlicht wurde, an das Landesbüro der Wiener Grünen. "Es ist vom feministischen Standpunkt nicht vertretbar, wieder einen Mann (dem sehr wohl Ehre gebührt) zu nominieren", untermauert Schuh darin ihren Standpunkt, der auf Twitter für heftige Gegenreaktionen sorgte.

Unverständnis

Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) kann der Aussage Schuhs nichts abgewinnen – im Gegenteil: Er sei "sehr dafür", dass Zawrel eine Straße bekomme, die nach ihm benannt sei. "Die Straße soll an ihn und an seinen langjährigen Kampf gegen den Nationalsozialismus erinnern", ließ Mailath-Pokorny über sein Büro mitteilen. Bevor es jedoch so weit komme, müsse eine Interkalarfrist von einem Jahr abgewartet werden. Wo sich die Straße befinden wird, sei derzeit ebenfalls noch unklar.

Bei den Grünen versucht man zu beruhigen. "Da ist nichts dran", gab sich eine Sprecherin der Grünen Wien wortkarg. Nachsatz: "Das ist die Meinung einer einzelnen Person, und diese repräsentiert nicht die Grünen Wien."

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