Gassigehen wird ein Job für Profis

Hundenanny Linda Fink mit drei ihrer regelmäßigen Gassigeh-Dates: Schnauzer-Mischling Kimmy, Chihuahua Marly und Ratonero Cameronbei Nennung honorarfrei
Die Zahl der Hunde ist in Wien zwar offiziell gesunken. Trotzdem sind Hundesitter gefragt wie nie.

Wenn Linda Fink in Wien-Rudolfsheim den Schlüssel ins Türschloss steckt, hört sie Funia auf der anderen Seite schon herbeitrappeln. Dabei gehört der Australian-Shepherd-Mischling gar nicht ihr und die Tür, die Fink gerade aufsperrt, führt auch nicht zu ihrer Wohnung.

Trotzdem springt die Hündin der 35-Jährigen entgegen, lässt sich die Leine anlegen und folgt ihr in Richtung Auer-Welsbach-Park.

Gassigehen wird ein Job für Profis
Linda Fink
Seit 1. Februar arbeitet Linda Fink als Hundenanny und geht als solche mit fremden Hunden spazieren. "Dog Walking" nennt sich das Gassigeh-Business in seinem Ursprungsland Amerika. Dort findet morgen, 22. Februar, übrigens der "Dog Walking Day" statt.

240 Tierbetreuer

Aber auch in Wien nehmen immer mehr Menschen die Dienste von Hundesittern in Anspruch. Laut Wirtschaftskammer Wien sind mittlerweile 240 Personen als Tierbetreuer (darunter fallen Tierpensionen) gemeldet. Darunter fallen neben Hundesittern, etwa auch Tiertrainer, Tierernährungsberater oder auch jene, die um die Schönheitspflege bemüht sind. Für die Ausübung dieser Berufe ist zwar keine spezielle Ausbildung, wohl aber ein Gewerbeschein notwendig.

Laut aktueller Hundestatistik leben allerdings weniger Hunde in der Stadt als noch im Jahr zuvor, nämlich gleich um 6000 Tiere. Experten zufolge könnte das aber auch daran liegen, dass viele Hundebesitzer ihr Tier nicht mehr in Wien, sondern etwa am niederösterreichischen Zweitwohnsitz melden, wo die Hundesteuer weniger als 72 Euro beträgt.

Aber warum wird der Bedarf der Hundesitter immer größer? Alexander Dobernig, Organisator der Haustiermesse, die kommendes Wochenende in St. Marx stattfindet, hat eine einfache Erklärung: "Der Druck am Arbeitsmarkt nimmt zu. Der Alltag wird stressiger. Den Hund zum Arbeitsplatz mitzunehmen geht sich nicht immer aus. Das Tier soll aber keinesfalls den ganzen Tag alleine zu Hause bleiben." Das war auch bei Funias Besitzern der Grund, Linda Finks Dienste in Anspruch zu nehmen. Vier mal die Woche holt die Hundenanny den Mischlingshund für einen großen Spaziergang.

Aber nicht nur Berufe rund um die Betreuung, auch jene, die Pflege oder Ausbildung anbieten, werden immer gefragter.

Margit Schönauer betreibt einen der mittlerweile Dutzenden Hundesalons in Wien. Auch bei ihr in der Gersthofer Straße 119 steigt die Nachfrage. Der Großteil der Kunden kommt für ein Komplettservice inklusive Ohren- und Krallenpflege alle vier Wochen wieder.

Gassigehen wird ein Job für Profis
Margit Schönauer
"Die Besitzer geben ihr letztes Geld für das Wohl ihrer Tiere aus." Schönauer kann das nachvollziehen: "Ich würde eher auf der Straße schlafen, als dass meine Hunde nichts zu essen hätten."

Wie weit das Angebot für Haustiere mittlerweile geht, zeigt ein Blick auf das aktuellen Programm des Theater Brut. Demzufolge bietet das Schauspieler-Duo Krõõt Juurak und Alex Bailey "Performances for Pets" an.

Für die Vorstellung kommen sie zu den Tieren nach Hause. Dort schleichen sie auf allen vieren durch die Wohnung, legen sich auf die Lauer und stoßen tierähnliche Laute aus.

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