Für "Kaukasus-Emirat" 530.000 Euro gesammelt: Prozess in Wien

Justizanstalt Josefstadt
Gebürtiger Tschetschene soll seit 2011 in ganz Europa Spenden für Extremistengruppe lukriert haben. Gelder teilweise in Wiener Wohnung gebunkert.

Unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen startet am Mittwoch im Wiener Landesgericht ein Prozess gegen einen mutmaßlichen Islamisten, der seit 2011 für das "Kaukasus-Emirat" - die Extremistengruppe kämpft für eine islamistische Herrschaft im gesamten Kaukasus-Gebiet, wobei sie sich terroristischer Anschläge bedient - Spenden gesammelt haben soll. 530.000 Euro sollen dabei zusammengekommen sein.

Dem 37-jährigen Mann - er stammt aus Tschetschenien - wird Beteiligung an einer terroristischen Vereinigung und Terrorismusfinanzierung vorgeworfen. In ganz Europa soll er finanzielle Mittel für die 2007 gegründete Gruppierung beschafft haben, die sich unter anderem zu den Attentaten auf die Moskauer U-Bahn im Jahr 2010 und den Moskauer Flughafen im darauf folgenden Jahr bekannt hat. Die Gelder sollen laut Anklage über Kuriere und über Mitglieder dem "Kaukasus-Emirat" zugekommen sein. Teilweise wurden sie in der Wiener Wohnung eines 28-jährigen Tschetschenen gebunkert, der sich nun als Mitangeklagter vor einem Schöffensenat (Vorsitz: Gerda Krausam) verantworten muss, zumal er seinen 37-jährigen Landsmann auch darüber hinausgehend unterstützt haben soll.

Beide Unterarme amputiert

Der 37-Jährige sitzt seit längerem in der Justizanstalt Wien-Josefstadt in U-Haft. Dort fällt er insofern auf, als er trotz zweier Prothesen, auf die er nach dem Verlust seiner Unterarme angewiesen ist, äußerst geschickt hantieren soll. Mehrfach wurden in seiner Zelle bereits Gegenstände sichergestellt, die er eigentlich nicht besitzen dürfte. Ob der Mann seine Unterarme im Zuge eines - womöglich von ihm selbst - verübten Anschlags eingebüßt hat, ist unklar.

Die Verhandlung ist auf zwei Tage anberaumt und soll am Donnerstag zu Ende gehen. Den Angeklagten drohen im Falle von Schuldsprüchen bis zu zehn Jahre Haft.

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