Chancenlos am Wohnungsmarkt

Seit Monaten hilft die Caritas-Betreuerin Amanj und Frezer bei der Wohnungssuche – bisher erfolglos.
Amanj und Frezer möchten ein gemeinsames Heim. Als Flüchtlinge bekommen sie nur Absagen.

Sie sind ein Traumpaar", erzählen ihre Bekannten. Viereinhalb Jahre sind Amanj und Frezer jetzt schon zusammen. Höchste Zeit für eine eigene gemeinsame Wohnung. Nur: Seit Monaten erhalten sie eine Absage nach der anderen. "Wenn man beim Makler anruft und sagt, dass man keinen Job hat, ist das Gespräch auch gleich wieder beendet", sagt Amanj frustriert.

Wie seine Freundin kam der 29-jährige Iraker als Flüchtling nach Österreich. 2010 verließ er sein Heimatland. Beim Versuch, gemeinsam mit 23 anderen Flüchtlingen von der Türkei nach Griechenland zu kommen, kenterte das Boot. Nur die Hälfte der Passagiere überlebte. "Das war einfach ein Horror", sagt Amanj. Er schlug sich weiter Richtung Norden durch, bis er in Österreich von der Polizei aufgegriffen wurde. Nach zwei Wochen in Traiskirchen fand er einen Platz im Haus Daria der Caritas in Wien-Favoriten. Bis zu 196 Asylwerber und subsidiär Schutzberechtigte leben hier.

Es begann das zermürbende Warten auf den Asylbescheid. "Diese Ungewissheit hat mich krank gemacht. Ich bekam Schlafstörungen und Depressionen", erinnert sich Amanj. Im heurigen Frühjahr erhielt er endlich das humanitäre Bleiberecht.

Küchenromanze

Ähnlich lange musste auch seine Freundin Frezer auf ihren subsidiären Schutz warten. Die 22-Jährige flüchtete vor viereinhalb Jahren aus politischen Gründen aus Äthiopien und wohnt seither ebenfalls im Haus Daria. "In der Küche hab ich dann Amanj kennengelernt", sagt sie und lächelt.

Seitdem sind die beiden unzertrennlich. Amanj macht eine Elektriker-Ausbildung, seine Freundin eine Verkäuferinnen-Lehre und nebenbei einen Nähkurs per Fernstudium.

Chancenlos am Wohnungsmarkt
Mariam Hakimzadeh, Caritas, Flüchtlinge
Fehlt nur noch die Wohnung zum gemeinsamen Glück. Doch eine zu finden, ist für viele Flüchtlinge trotz aufrechtem Asylstatus ein aussichtsloses Unterfangen. "Nach vier Monaten fallen sie aus der Grundversorgung", sagt Mariam Hakimzadeh, Betreuerin im Haus Daria. Viele schaffen es dann nicht, das Geld für Kautionen oder Provisionen aufzubringen. Eine Sozialwohnung können sie auch nicht bekommen, weil man dafür nachweisen muss, bereits über längere Zeit zu arbeiten.

Fehlende Quartiere

"Das Problem hat sich zuletzt verschärft", schildert Hakimzadeh. "Früher gab es vom Innenministerium noch eigene Quartiere in Wien, mit denen anerkannte Flüchtlinge die erste Zeit überbrücken konnten. Doch die wurden abgeschafft."

Amanj und Frezer wollen jedenfalls nicht aufgeben. Ihr größter Wunsch ist es, noch bis Weihnachten eine Wohnung zu finden. "Zwei Zimmer, eine Küche – das würde schon passen."

Und wie sehen die weiteren Pläne der beiden aus? "Erst braucht es eine fertige Ausbildung und einen fixen Job", sagt Amanj. "Dann können wir ans Heiraten und Kinderkriegen denken."

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