Fiakerpferde fahren auch bei Affenhitze

Fiakerpferde fahren auch bei Affenhitze
Während die Fiaker in Salzburg hitzefrei hatten, wird in Wien gefahren. Jetzt prüft die Stadt Maßnahmen.

Bei 35 Grad im Schatten gab es für die Fiakergespanne in der Stadt Salzburg letzten Sonntag hitzefrei. Das Veterinäramt der Stadt Wien wollte nun auch den Pferden in Wien den Einsatz ersparen, die Wiener Fiakerkutscher wollen aber davon nichts wissen, berichtet orf.at.

Die Stadt Wien will nun aber gesetzliche Maßnahmen prüfen, wie Tierschutzstadträtin Ulli Sima (SPÖ) am Dienstag ankündigte. Für ein mögliches Verbot brauche es zunächst einmal "fundierte, wissenschaftliche Expertise, die wir nun im Rahmen einer Studie von einer renommierten Pferdeexpertin erarbeiten lassen", so Sima per Aussendung. Auf dieser Grundlage will man dann entscheiden, ob die Pferde bei gewissen Temperaturen zu Hause bleiben müssen.

Zudem appellierte sie an die Wiener Fiakerunternehmer, den Tieren auch ohne Vorschrift freizugeben.

Fiaker-Sprecherin Martina Michelfeit-Stockinger: "Wir haben in Wien 400 Pferde, die wir einsetzen können. Davon dürfen wir aber nur 116 pro Tag verwenden. Das heißt, wir fahren Wechseldienst.“ Außerdem gibt es in Wien laut der Unternehmerin eine Reihe von Standplätzen, die Schatten und Wasseranschlüsse bieten. Zudem hätten die vergangenen Jahre gezeigt, dass Pferde mit der Hitze gut zurechtkommen. "Voriges Jahr hatten wir sogar eine Tierärztin vor Ort. Die einzige, die sie versorgen musste, war eine menschliche Mitarbeitern, die Kreislaufprobleme hatte“, so Michelfeit-Stockinger. Die Fiakerkutscherin sei es leid, dass ständig menschliche Probleme auf Tiere übertragen werden.

Geregelte Arbeitszeiten

In Wien gibt es laut Michelfeit-Stockinger im Gegensatz zu Salzburg eine Arbeitszeitbeschränkung: "Wir müssen in sehr kurzer Zeit Geld für das ganze Jahr verdienen. Wir dürfen vor 9.00 Uhr nicht einspannen und müssen um 23.00 Uhr zuhause im Stall sein. Das ist zum Beispiel für das arabische Publikum, das wir in Wien haben, nicht optimal. Die kommen erst, wenn wir nicht mehr fahren dürfen. Meine letzte Rundfahrt ist um 21.00 Uhr, damit ich rechtzeitig zurück im Stall bin.“

Beim Veterinäramt der Stadt Wien (MA 60) appelliert man dennoch an die Fiaker-Kutscher, die Tiere bei hohen Temperaturen nicht einzusetzen. Denn obwohl das Pferd an sich ein „anpassungsfähiges Tier“ sei, würde die Hitze in der Stadt den Pferden zu schaffen machen. Amtstierarzt Harald Wenzl: "Im Augenblick läuft eine Studie, die Belastungen bei Pferden, die bei hohen Temperaturen auftreten können, wissenschaftlich evaluiert. Diese Studie soll künftig eine Grundlage für eine neue gesetzliche Regelung bieten. Je nachdem, was herauskommt, sollen die Tiere bei gewissen Temperaturen nicht mehr eingesetzt werden dürfen.“

Sobald die Temperatur über 30 Grad steigt, ist jeden Tag ein Amtstierarzt der MA60 unterwegs. "Wir beobachten die Gesundheit und das Verhalten der Tiere. Wenn es Probleme gibt, dann werden die Tiere aus dem Fiakerbetrieb genommen“, heißt es von der MA 60. Es kommt dann auch vor, dass Pferde "heimgeschickt" werden müssen.

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