Fall Firtasch: Spion entpuppte sich als Bauunternehmer

Österreichische Beamte hatten sich von Ukrainer verfolgt gefühlt und ihn verhaftet.

Wende im Fall um einen angeblichen ukrainischen Spion, der am Donnerstag am Wiener Schwedenplatz festgenommen wurde. Der Verdächtige ist bereits wieder auf freiem Fuß. Es soll sich um keinen Spion, sondern um einen ukrainischen Bauunternehmer handeln, der sich rein zufällig im Umfeld der Kriminalbeamten aufgehalten habe, die den Fall rund um den Oligarchen Dmitry Firtasch bearbeiten.

Wie berichtet, fühlten sich die beiden Beamten vom Büro für organisierte Kriminalität von dem Mann mit Kamera verfolgt und gingen von einer Geheimdienstoperation aus. Sie nahmen ihn fest. Daraufhin soll sich der Verdächtige als Diplomat ausgegeben haben – was allerdings rasch widerlegt werden konnte. Dann erklärte er, schon länger in Wien zu sein und hier zu wohnen. Er hätte sich rein zufällig in der Gegend aufgehalten. Nach Einvernahme, Zeugenbefragungen und einem Zeit-Weg-Diagramm kamen die Ermittler zu dem Ergebnis: Es dürfte sich tatsächlich um einen Zufall gehandelt haben. Der Bauunternehmer machte Filmaufnahmen von Gebäuden, die beiden Kriminalbeamten waren unbeabsichtigt auf den Aufnahmen.

Am Donnerstag ging man davon aus, dass sich der Ukrainer im Auftrag des Geheimdienstes auf die Spuren der Kriminalisten gesetzt hatte, um den Aufenthaltsort des ukrainischen Oligarchen Firtasch herauszubekommen. Der hatte sich nach seiner Freilassung aus der Justizanstalt Josefstadt nämlich an einen unbekannten Ort zurückgezogen.

Kontakte zu Klitschko

Unterdessen berichten Presse und Österreich, dass Firtasch nach seiner Verhaftung Kontakte zu den maßgeblichen Politikern in Kiew gepflegt hat. Firtasch soll nach seiner Verhaftung Parteiführer Vitali Klitschko und Präsidentschaftskandidat Petro Poroschenko sowie Ex-Präsident Leonid Krawtschuk getroffen haben. Danach soll Klitschko seinen Rückzug von der Präsidentschaftskandidatur und seine Unterstützung für Poroschenko verkündet haben. Nach Angaben der Presse bestätigten "Behörden" die Information.

Gegenüber der APA sagte Gerichtssprecherin Christina Salzborn am Freitag, sie habe keine Informationen über ein solches Treffen. Die Justiz mache grundsätzlich keine Angaben darüber, von wem Inhaftierte besucht werden - im Gegensatz zu anderen Fällen habe der Oligarch über den "offenen Besuch" ohne Einwilligung des Richters aufgesucht werden können. Wen er nach seiner Freilassung getroffen habe, darüber könne keine Angabe gemacht werden. Der Sprecher von Firtasch, Daniel Kapp, gab zunächst keine Erklärung ab.

Firtasch: "Vorwürfe politisch motiviert"

Dafür äußerte sich Firtasch selber auf seiner Website. Er sprach in einem am Donnerstag veröffentlichten Statement von "völlig absurden und unbegründeten" Vorwürfen der US-Behörden. Er vermutet einen politischen Hintergrund in der Causa: "Die Ukraine ist zu einem Spielball der beiden größten Weltmächte Russland und USA geworden. Und ich bin in diesen politischen Machtkampf hineingeraten."

Er habe jedoch "vollstes Vertrauen in die österreichische Justiz" und werde alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen, um seine Unschuld zu beweisen.

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