Fahrrad-WGs sollen leer stehende Erdgeschoßlokale beleben

Fahrrad-WGs sollen leer stehende Erdgeschoßlokale beleben
Parkplatz, Werkstatt und Wohnzimmer in einem: Im September eröffnet Wiens erste Rad-WG.

Derzeit bedeckt noch eine dicke Staubschicht den Boden, und Lisa Schmidts Rad ist das einzige, das in dem Gassenlokal in der Schmalzhofgasse 8 (6. Bezirk) parkt. Ab September sollen es mehr als 40 sein. Dann eröffnet Wiens erste "zweirädrige Wohngemeinschaft". Vergangenes Jahr erreichten Lisa Schmidt, Josef Lueger und Jan Hosa mit ihrem Konzept, das Unterstellplatz, Wohnzimmer und Werkstatt vereint, den ersten Platz beim "Cycling Affairs"-Wettbewerb der Kreativagentur Departure. Nun können die Entrepreneurs ihre Idee in einer ehemaligen Ofenwerkstatt in die Realität umsetzen.

500 leere Lokale

Das endgültige Konzept sieht ein Netzwerk an WGs in der Stadt vor; ein Versuch, die Leerstandsproblematik in Wien zu mildern. Rund 500 unbenutzte Erdgeschoßlokale sind derzeit auf der Plattform www.freielokale.at gemeldet; eine Website, mit der die Wiener Wirtschaftskammer versucht, unbenutzte Geschäfte an Unternehmer zu vermitteln.

Das Problem dabei laut Jutta Kleedorfer von der MA 18 (Stadtentwicklung und Stadtplanung) ist die geringe Bereitschaft vieler Hauseigentümer, innovative Ideen auszuprobieren. "Leer stehende Lokale machen keine Scherereien", heiße es oft von den Hausverwaltern. Vor allem, wenn das Projekt wenig Rentabilität verspricht. Dass einige Wiener neuen Ideen dann doch offen gegenüber stehen, beweist Eva Westhauser, Eigentümerin der Schmalzhofgasse 8. Sie suchte Schmidt und Lueger auf und sagte: "Ich habe hier ein Erdgeschoßlokal und das wird die erste Rad-WG."

18 Euro pro Monat

Für 18 Euro pro Monat finden Räder ab September einen trockenen und sicheren Unterschlupf – inklusive Alarmanlage. Eine Couch dient zur Entspannung, in der Werkstattecke sind Reparatur-Workshops geplant. Platz ist für 45 Räder. Nicht alle Ständer sollen einen fixen Mieter bekommen, damit auch sogenannte "Sofasurfer" spontan unterkommen können.

In der ersten Phase bekommen WG-Besitzer einen Schlüssel. Der soll bald von Chips abgelöst werden. Wird das Konzept angenommen, könnte bereits kommendes Frühjahr die nächste WG eröffnen. Dann soll auch eine App auf den Markt kommen, die Übersicht über die WGs geben soll.

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