„Es wird sich ein neuer Strich bilden“

„Es wird sich ein neuer Strich bilden“
Ende des Prater-Strichs. Verlagerung in die Bezirke 11, 21 , 22 und 23 droht

Der Straßenstrich im Prater ist mit Ende September Geschichte. „Wegen der Eröffnung der Wirtschaftsuni beschließt der Gemeinderat eine neue Flächenwidmung“, erklärt Karl-Heinz Hora, Bezirkschef der Leopoldstadt. „Dann kann dem ältesten Gewerbe der Welt nur noch auf 150 Metern Länge, vor den Parkhäusern der Wiener Messe, nachgegangen werden.“

Aktuell stehen Sexarbeiterinnen auch auf der Brunner Straße in Wien-Liesing. Der dortige Bezirksvorsteher, Gerald Bischof kämpft mit Protesten der Bürgerinitiativen und der Firmen im Industriegebiet. „Vor Betriebsbeginn müssen eigens engagierte Putztrupps weggeworfene Kondome auf den Parkplätzen der Firmen wegräumen“, beklagt er. „Ich kann nur hoffen, dass die Damen aus dem Prater nicht auch noch zu uns kommen.“

Das aber ist zu befürchten: Straßen-Prostituierte zieht es zu den Kunden, und die sind dort zu finden, wo bereits Sexarbeiterinnen stehen. „Der Grad der Organisation ist nicht sehr hoch“, sagt Wolfgang Langer, Leiter des Prostitutionsreferates der Polizei, „die Freier fahren dort hin, wo Frauen stehen.“

Durch den Verdrängungswettbewerb droht Wien jetzt ein Wander-Strich, ähnlich wie in deutschen Großstädten. Die bisherigen Standorte sind flächenmäßig für die gesamt 200 Straßen-Prostituierten der Stadt zu wenig. Experte Langer: „Es wird sich ein neuer Strich bilden. Ob tatsächlich ein Wander-Strich droht, muss beobachtet werden.“

Mit welcher Strategie die Szene vorgehen wird, erklärt Karl-Heinz Hora, Bezirksvorsteher der Leopoldstadt: „Organisatoren und Zuhälter brauchen nur ins Internet zu gehen und sich den Wiener Flächenwidmungsplan ansehen. Überall dort, wo Industrie- und Grüngebiet als Widmung aufscheint, kann laut Prostitutionsgesetz ein Straßenstrich etabliert werden.“ In Frage kommen dabei vor allem die Bezirke 11, 21, 22 und 23.

Ausgebuchte Laufhäuser

Zwar hat die Stadt diese Entwicklung vorhergesehen, ist aber bei der Kanalisierung der Sexarbeiterinnen gescheitert. Denn kein einziger Bezirkschef konnte oder wollte sich für eine „Erlaubniszone“ stark machen. Man setzte darauf, dass Laufhäuser die Frauen aufnehmen werden. „Das ist auch geschehen, aber diese Häuser sind ausgebucht“, so Langer.

Die Polizei präsentierte Montag einen Vergleich: In Wien sind 3300 Sexarbeiterinnen angemeldet, es gibt aber nur 1200 Prostitutionszimmer in Laufhäusern und Bordellen. In der Praxis aber bieten Sexarbeiterinnen nicht jeden Tag ihre Dienste an und arbeiten auch nicht rund um die Uhr. Zimmer werden oft doppelt und dreifach vergeben.

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