Erste Lektion: Eigenen Namen buchstabieren

Erste Lektion: Eigenen Namen buchstabieren
Seit Februar gibt es in der Dr. Roland Maturaschule eine Flüchtlingsklasse.

Die Köpfe der Jugendlichen sind über die Arbeitsblätter gebeugt. Wenn getratscht wird, dann nur, um eine Frage zu klären. Und das Smartphone wird nur herausgeholt, um ein unverständliches Wort zu googeln.

Die Jugendlichen befinden sich aber in keiner regulären Schulklasse, sondern in einem Seminarraum der "Dr. Roland Maturaschule". Seit Februar gibt es hier die erste Flüchtlingsklasse. 19 Stunden pro Woche werden die Jugendlichen zwischen 15 und 21 Jahren in Deutsch, Englisch, Mathematik oder auch Kulturkunde unterrichtet. Sie kommen aus Syrien, Afghanistan und dem Irak.

Es sind Flüchtlinge, die im derzeitigen System (zu) wenig Beachtung erhalten: nicht mehr schulpflichtig, aber ohne fertige Ausbildung. 4000 dieser Altersgruppe sind aktuell in der Grundversorgung.

Als Maturaschulen-Direktor Matthias Roland auf die fehlende Unterstützung aufmerksam wurde, beschloss er, zu helfen. "Also hängte ich im Lehrerzimmer einen leeren Stundenplan auf. Alle Pädagogen, die ehrenamtlich unterrichten würden, sollten sich eintragen." Zwei , die sich bereit erklärten, sind Cornelia Schieder und Wolfgang Müller. Neben der Wissensvermittlung wollen sie den Jugendlichen auch praktische Tipps geben.

Buchstabieren Die erste Lektion an diesem Tag lautet daher, den eigenen Namen zu buchstabieren. "Probier einmal, Ghala", sagt Schieder. Zögernd beginnt das Mädchen: "Gustav... Heinrich... Anton... Ludwig... Anton." – "Sehr gut." Schieder nickt zufrieden.

"Ich möchte schnell lernen. Und danach studieren"

Ghala Azzawi aus dem Irak kam vor fünf Monaten nach Wien. 25 Tage war sie auf der Flucht. Für die 18-Jährige gab es in der Pflichtschule keinen Platz. Über die "Dr. Roland"-Klasse ist sie deshalb umso glücklicher. "Ich möchte schnell lernen. Und danach studieren", sagt Ghala. Am liebsten würde sie Kommunikations-Managerin werden.

Müssen Private mit Bildungsangeboten einspringen, weil die Stadt nicht genug anbietet? Im Büro von Integrationsstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) verweist man auf zwei bereits bestehende Projekte: Einerseits gibt es Übergangsklassen (in einer HAK sowie in einer HTL) die Jugendlichen den Einstieg in die Regelklassen erleichtern sollen. Zudem bereitet die Werkstatt "Interface" Jugendliche auf eine Lehrstelle bzw. eine weiterführende Schule vor.

Und es läuft derzeit die Ausschreibung für ein "Jugend College", das im Sommer starten soll. 1000 Jugendliche sollen dort Platz finden. Sechs Millionen Euro werden für das Projekt aufgewendet. Die Hälfte davon wird von der EU finanziert.

Kommentare