Erpressungskrimi um Bacardi-Erbin

Erpressungskrimi um Bacardi-Erbin
Die schwerreiche Monika Bacardi lebte "in Angst". Ein Wiener ist in U-Haft, er spricht von Vertragsbruch.

MonacoMailandNew York. Monika Bacardi ist eine Jet-Setterin, die im Rampenlicht zwischen Stars, Schönen und Reichen glänzt. Die steinreiche Erbin aus dem weltbekannten Rum-Imperium hat exquisite Leidenschaften: Wohltätigkeit und Kunst zählen dazu, schreibt sie auf ihrer Homepage. Nur eine Location mied die 54-Jährige trotz geschäftlicher Termine – Wien. Hier sitzt ihr angeblicher Erpresser, der die Monegassin mit dem Tod und dem Boulevard bedroht haben soll. Sie habe "Todesangst um meine Tochter und mich", erzählte sie Polizisten.

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Auslöser dafür soll ein Mann mit einem weit über die Motorsportwelt hinaus bekannten Familiennamen sein: Raphael Abarth, 57, der Stiefsohn des legendären Autokonstrukteurs. Der Wiener sitzt derzeit in U-Haft und am 20. November im Wiener Straflandesgericht wegen des Verdachts der schweren Erpressung vor einem Schöffensenat.

Abarth, so steht es in der Anklage, soll nicht zimperlich vorgegangen sein, um an 110.000 Euro aus dem Vermögen der Monegassin zu kommen. Die Drohungen per eMail oder als Sprachnachrichten sind dokumentiert. "Du wirst bald Besuch bekommen", heißt es darin. Oder: "Ich höre nicht auf, hörst, da musst tot werden, ..." Abarth, der von 800 Euro monatlich lebt, unterstrich laut den Vorwürfen seine Botschaften mit Mafia-Kontakten und er kramte eine reißerische Geschichte hervor, die er dem Boulevard quasi zum Fressen vorwerfen wollte.

Sie handelt vom Aufstieg der gebürtigen Italienerin von der Schreibkraft zur Ehefrau des milliardenschweren Rum-Fabrikanten Luis Bacardi. Die Betroffene bezeichnete die Darstellung als "Blödsinn", der Staatsanwalt als eine "Schutzbehauptung" des Beschuldigten.

"Verkuppelungsgebühr"

Die Kurzversion: Abarth, so erzählt er es, hätte dafür gesorgt, dass sie gesellschaftlich aufsteige und forderte eine angeblich paktierte "Verkuppelungsgebühr" von 300.000 Euro ein. Die beiden hatten einander gekannt, und Abarths Mutter ihr den Job als Schreibkraft des Industriellen verschafft.

Zwischen der Hochzeit im Hause Bacardi im Jahr 2000, dem Tod des Luis Bacardi fünf Jahre später und der Forderung Abarths vergingen demnach Jahre. Schlagend wurde sie, als sich der nun Verdächtige und Bacardi vor fünf Jahren am Jägerball in Kitzbühel über den Weg liefen. Von da an floss Geld von Monika Bacardi an Raphael. Rund 100.000 Euro in mehreren Tranchen.

Die Monegassin erzählt davon, wie wenn es sie über eines ihrer Hilfsprojekte erzählen würde: Sie habe einem alten Bekannten in einer finanziellen Notlage geholfen. "Ich half ihm, weil ich ihn von früher her kannte." Er sei stets ein "netter, junger Mann" gewesen. So habe er Geld gebraucht, um sich "seine Zähne reparieren" zu lassen, wollte ihr für Geld einen "Wunderheiler" vermitteln, was sie abgelehnt habe. Abarth schien fest überzeugt von seinem Anspruch zu sein. Anfangs forderte er per Anwaltsschreiben 110.000 Euro ein.

"Immer aggressiver"

Der schwerreichen Erbin ging das zu weit. Als sie den Geldhahn zudrehte, wurde der Ton rauer und der Wiener laut Staatsanwaltschaft "immer aggressiver". Die 54-Jährige erzählt in ihrer Einvernahme "vom Höhepunkt der Angst", als ein Italiener vor ihrer Tür stand. Sie war nicht da, erhielt danach die Nachricht: "Wo bist du, du bist nicht in Monaco, wir finden dich nicht." Abarths Anwalt Martin Mahrer erklärt: "Mein Mandant hatte nie mit einer Erpressungsabsicht gehandelt."

Der Fall landete beim Stadtpolizeikommando Döbling: Dort musste man abklären, ob der Verdächtige gefährlich oder nur ein Dampfplauderer sei. Die Antwort im Abschlussbericht der Polizei fiel eindeutig aus: "Erhebungen beim Bundeskriminalamt und beim österreichischen Verbindungsbeamten in Italien ergaben", dass der Angeklagte "eindeutig der Organisierten Kriminalität zuzurechnen ist". Auf der Fahndungsliste der italienischen Justiz steht er nach einer Verurteilung in Abwesenheit zu 17 Jahren Haft wegen Drogenschmuggels an prominenter Stelle. Den Haftbefehl exekutiert die heimische Justiz bei Abwesenheitsurteilen nicht. Die Staatsanwaltschaft ermittelt selbst in diesem Fall. Seit 20. August ist er in U-Haft. Mahrer hält auch diesen Verdacht für "an den Haaren herbeigezogen". Mit den verlangten 110.000 Euro hätte sein Mandant den Fall in Italien neu aufrollen wollen.

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